In den acht Wasen-Zelten gibt es entweder das Bier von Dinkelacker-Schwaben Bräu oder Hofbräu. Wie hart ist der Wettbewerb hinter den Kulissen? Und wie viel Bier wird verkauft?
Als vor fünf Jahren das Göckelesmaier-Zelt auf dem Cannstatter Volksfest nur noch Wulle ausschenkte, war das eine Nachricht wie Donnerhall. Wenn es auf dem Wasen um die Bierfrage geht, scheint der Jubel jenseits der Festzelte noch größer als in den Festzelten an einem Samstagabend – wenn es die richtige Brauerei trifft.
In diesem Fall feierte die Stuttgarter Brauerei Dinkelacker-Schwaben Bräu die Rückkehr ihrer Biermarke Wulle im Göckelesmaier-Zelt. Vor allem feierte man, dass der Konkurrent Stuttgarter Hofbräu nach Jahrzehnten beim Bierausschank den Kürzeren zog. „Jedes Bier, das die Menschen von einer anderen Firma trinken, tut uns weh“, sagt Geschäftsführer Christian Dinkelacker. Man glaubt ihm das. Drei Jahre zuvor hatte er gelitten, als Sonja Merz mit der Almhütte Royal von Dinkelacker zu Hofbräu wechselte.
Auf dem Wasen kommen fast alle Biere aus Stuttgart
Mit Dinkelacker- Schwaben Bräu und Hofbräu konkurrieren zwei Stuttgarter Brauereien auf dem 178. Cannstatter Volksfest um den Bierausschank in den acht Festzelten. Denn hier dürfen seit Jahrzehnten nur in Stuttgart gebraute Biere ausgeschenkt werden, die Stadtverwaltung wollte damit die heimischen Bierbrauer stärken. Später wurde eine weitere Brauerei aus dem Südwesten zugelassen – Fürstenberg aus Donaueschingen.
Die drei größten und traditionsreichsten Zelte mit ihren um die 6000 Plätzen sowie Fürstenberg sind fest in der Hand der Brauereien. Klauss & Klauss nennen sich nicht nur Dinkelacker Festwirte, sondern schenken auch nur Dinkelacker aus. In Wilhelmers SchwabenWelt gibt es nur Schwaben Bräu. Auch Beim Benz trägt man mit „Das Hofbräu Zelt“ das Bier im Namen. Gleiches gilt für Fürstenberg. Während in den so genannten Brauereizelten Bierwechsel ausgeschlossen sind, gibt es in den vier weiteren Zelten beim Geschäft mit der Maß fast kein Maß. Denn hier können die Wirte frei wählen, ob sie auf die Biere von Dinkelacker Schwaben Bräu oder Hofbräu setzen.
Derzeit schenkt Hofbräu am häufigsten aus – in drei der vier Zelte ist die Brauerei vertreten: beim Zum Wasenwirt, in der Almhütte Royal sowie bei Sonja Merz. Dinkelacker-Schwaben Bräu schenkt nur im Göckelesmaier aus.
Beim 4:3 zwischen den Stuttgarter Brauereien ist aber auch zu berücksichtigen, dass Dinkelacker in zwei der größten Festzelte ausschenken lässt. Andererseits führt Hofbräu auch bei den knapp 20 großen Imbissen auf dem Festgelände das Duell an, sagt Marcus Christen von der in.Stuttgart. Diese können sich ebenfalls zwischen den zwei Brauereien entscheiden und bieten zusammen so viele Plätze wie das größte Festzelt. „Mehr als die Hälfte schenkt Hofbräu aus.“
Die Imbissbetreiber und Festwirte sind hier in einer günstigen Verhandlungssituation, wie auch Werner Klauss, Sprecher der Festwirte bestätigt. „Ich denke schon, dass das stramme Verhandlungen sind.“ Dumpingpreise wird es sicherlich nie geben, was auch die Wasenbesucher selbst leicht an den Bierkosten ablesen können. „Wir müssen auch auf betriebswirtschaftliche Begebenheiten achten“, betont Hofbräu-Vorstand Martin Alber.
„Herausragende Marketingveranstaltung“
Einen Verlust macht Hofbräu sicherlich nicht, sagt Alber, ohne Zahlen zu nennen. Für ihn sei der Wasen aber vor allem „eine herausragende Marketingveranstaltung“. Täglich sei er derzeit auf dem Festgelände. „Das Schöne ist, mit den Verbrauchern reden und feiern zu können. Da bekomme ich Inputs, die mir keine Marktstudie liefern kann.“
Ähnlich sieht man es bei Dinkelacker-Schwaben Bräu. „Der Wasen ist für uns eher eine Marketingveranstaltung, da muss man präsent sein. Fast alle unserer Kunden laden wir zu uns ins Zelt“, sagt Christian Dinkelacker. Gewinn mache man kaum, zu hoch seien die Ausgaben für den Aufbau der Zelte und das Marketing. „Dazu kommt: Was auf dem Wasen getrunken wird, wird woanders nicht konsumiert.“
Christian Dinkelacker, Geschäftsführer von Dinkelacker-Schwaben Bräu. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt
Im Gegensatz zu Hofbräu gehören Dinkelacker Schwaben Bräu seine Brauereizelte selbst. Den Zeltplatz pachtet Dinkelacker von der Stadt Stuttgart für jeweils fünf Jahre. Verlängerungen sind bisher nie ein Problem – die Stadt setzt ja auf die lokal gebrauten Biere. Dinkelacker-Schwaben Bräu wiederum arbeitet langfristig mit den Festwirten zusammen, die die Zelte betreiben.
Die lange Zusammenarbeit sei wichtig, sagt Christian Dinkelacker – „das sind erhebliche Investitionen, die die Wirte tätigen“. „Wir gehen mit 1,3 bis 1,4 Millionen Euro in Vorleistung“, bestätigt Festwirt Werner Klauss, der mit seinem Bruder Dieter sein 26. Wasen-Jahr feiert und dann den Betrieb im Dinkelacker-Zelt an die Familie Weller übergibt: Auf- und Abbau, Leihgebühren der Zelte, Platzgebühren – „ohne Personal, ohne Bands, ohne Ware. Da muss schon alles passen. Da darf nichts Größeres dazwischenkomme“, betont Klauss.
300.000 bis 400.000 Liter Bier pro Zelt und Wasen
Eine Aussage, die auch für Dinkelacker-Schwaben Bräu selbst gilt. Denn der Bierkonsum in Deutschland schrumpft, in den Zelten werden neben Bier auch vermehrt alkoholfreie Getränke und auch Aperol und Wein getrunken, wie es beim Wasen-Veranstalter in.Stuttgart heißt, allerdings in verhältnismäßig kleinen Mengen.
Bier ist und bleibt mit großem Abstand die Nummer 1. Christian Dinkelacker verrät sogar ein Wasen-Geheimnis – den Bierverkauf eines durchschnittlichen Wasenjahres. Pro Zelt seien es bei ihnen während der 16 Wasen-Tage zwischen 300.000 und 400.000 Liter.