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Fesselnd liest Sebastian Halm von den seltsamen Vorkommnissen rund um ein abgelegenes Luxushaus an der Ostsee. © Lycka Lydia Sophie Peter
Ein mysteriöses Ferienhaus, ein sonderbarer Vorbesitzer und eine KI, die die Macht zu übernehmen scheint – all das ist Teil des Thrillers »Panik« von Sebastian Halm. Beim Krimifestival gab er den Zuhörern eine Kostprobe aus seinem Debütroman.
So ganz geheuer scheint Sebastian Halm der Saal des Mathematikums nicht zu sein. »Mathematik ist für mich der absolute Horror«, erzählt der Autor, der vorher als Lokal-Radiojournalist gearbeitet hat, dem Publikum am Sonntagabend. Wie gut, dass er nicht die Exponate des Museums begutachten muss, sondern stattdessen aus seinem neu erschienenen Buch »Panik« vorlesen soll – um den Horror lieber auf die Zuhörer abzugeben, wie es sich beim Krimifestival nun einmal gehört.
Schon der erste Satz des Thrillers wirft Fragen auf. »Sie wachte auf und Bill war verschwunden.« Sie, das ist Ruth Schneider, Bills gehörlose Lebensgefährtin, die es nicht ausstehen kann, übergangen zu werden und in bissig-witzigen inneren Monologen mit ihrer Umwelt abrechnet. Der Versuch, die Wogen in ihrer Beziehung zu glätten, hat das Paar für ein langes Wochenende in eine abgelegene Luxusvilla an der Ostsee verschlagen. Schnell bemerken sowohl Ruth als auch Bill, dass irgendetwas mit dem Traumhaus nicht zu stimmen scheint. Warum leuchtet eine rote Lampe an einer der Sicherheitskameras, obwohl diese inaktiv sein sollen? Wieso haben sowohl die Reinigungskraft als auch die Vormieter augenscheinlich Hals über Kopf das Haus verlassen? Was macht ein Küchenmesser unter dem Badezimmerschrank?
Den Nerv der Zeit getroffen
Etwas mehr als eine Stunde lang hängen die Zuhörer an Halms Lippen. Hören zu, wie eine Nachbarin Bill davor warnt, im Haus würde es spuken. Es soll sich jedoch nicht um den ehemaligen Besitzer handeln, der in künstliche Intelligenz investierte und spurlos verschwunden sein soll, während die offizielle Version »Tod durch Herzinfarkt« lautet. Die Frau will ein Mädchen gesehen haben. Dasselbe, das Ruth im Wohnzimmer zu sehen glaubt, nachdem sie nachts aufwacht und Bill nicht mehr neben ihr liegt? Stattdessen ist er plötzlich draußen. »Komm nicht raus, es jagt mich«, signalisiert er ihr durch die Fensterscheibe. Hereinlassen kann Ruth ihren Partner jedoch auch nicht, denn die Türen lassen sich nicht mehr öffnen. »Das Haus ist böse. Halt dich fern von den… – das letzte Wort verstand sie nicht.« Halm entlässt seine Zuhörer mit vielen Fragezeichen und einer gewaltigen Ladung Neugier. Viele nutzen daher sofort die Chance und holen sich ein Exemplar ab, das der gebürtige Hagener gerne signiert. »Panik« sei sein sechster Roman, aber der erste, den ein Verlag habe veröffentlichen wollen, erzählt er schmunzelnd. Dass das Buch so gut ankomme, liege wohl auch daran, dass es den Nerv der Zeit treffe: Man könne es in zwei Nächten durchlesen, es sei ein Thriller und es behandle aktuelle Themen, allen voran KI.
Die sei übrigens mindestens genauso weit wie die im Buch, fügt er hinzu. So sehr manche Passagen nach Science-Fiction klingen mögen – alles, was er beschreibe, sei auch in der realen Welt möglich. Grundsätzlich ablehnend steht Halm der Technik nicht gegenüber. KI könne gerade in Bereichen wie dem Gesundheitswesen eine Bereicherung sein. »Mir machen ganz andere Sachen Angst, nämlich die Menschen, die KI nutzen«, erklärt Halm. Und Mathematik natürlich.