Das Risiko für eine mit einer metabolischen Dysfunktion assoziierten steatotischen Lebererkrankung (MASLD) ist bei Übergewicht, Adipositas und hochkalorischer, kohlenhydratreicher Ernährung erhöht. Eine Assoziation mit MASLD wurde im Einzelnen auch mit einem hohen Konsum von Fastfood und ultraprozessierten Nahrungsmitteln, einer Ernährung mit einem hohen Fettsäurenanteil, mit viel rotem Fleisch und Wurstwaren sowie einem industriell zugesetzten hohen Fruktoseanteil gezeigt, berichtete Professor Dr. Julia Seiderer-Nack, in München niedergelassene Internistin mit Zusatzqualifikation Ernährungsmedizin (DGEM), anlässlich des Kongresses Viszeralmedizin 2025 in Leipzig. Wünschenswert wäre von vorneherein die Prävention der metabolischen Dysfunktion und der dadurch bedingten Leberschädigung durch einen gesünderen Lebensstil mit Vermeidung von Adipositas, einer gesunden Ernährung mit Meidung der genannten Risikofaktoren, regelmäßiger Bewegung und Tabak- und Alkoholabstinenz. Was für die Primärprävention gilt, ist auch für die MASLD-Therapie relevant.
Gewichtsreduktion bei MASLD – sogar bei Normalgewicht sinnvoll
Die klinischen Praxisleitlinien der Europäischen Fachgesellschaften für Hepatologie, Diabetes und Adipositas empfehlen bei MASLD mit Übergewicht oder Adipositas eine Gewichtsreduktion um mindestens 5 %, um die Steatose zu reduzieren. Bei bestehender MASH (mit metabolischer Dysfunktion assoziierte Steatohepatitis) und zur Reduktion einer Fibrose liegt die geforderte Gewichtsreduktion bei mindestens 7 %–10 %. Die Kombination von hypokalorischer Ernährung und regelmäßiger Bewegung reduziert zudem nicht nur Lebersteatose und Fibrose, sondern auch andere Risiken wie die einer koronaren Herzerkrankung, eines Typ-2-Diabetes und der Sarkopenie. Eine moderate Gewichtsreduktion um 3 %–5 % kann MASLD auch bei Patienten mit Normalgewicht in Remission bringen, ergänzte Seiderer-Nack.
Quantität reduzieren, Qualität verbessern
Die Deutsche Leitlinie empfiehlt zur Gewichtsreduktion eine hypokalorische Ernährung mit 1.200 kcal pro Tag für Frauen und 1.400 kcal pro Tag für Männer. Ob Low-Carb- oder Low-Fat-Diäten erfolgsversprechender sind, ist nicht geklärt. Zu beachten ist bei der Wahl der Diät auch, dass nicht nur die Quantität der Energieaufnahme verringert wird, sondern auch auf eine ausreichende Qualität der Ernährung zu achten ist, betonte Seiderer-Nack. Bei starker Reduktion der Kohlenhydrataufnahme sollten nicht gleichzeitig mit der Kohlenhydratzufuhr auch die Ballaststoffzufuhr stark eingeschränkt werden. Bei fettarmer Kost spielt die Frage der richtigen Fette eine Rolle, die durchaus weiter Bestandteil der Ernährung sein sollten. Wichtig ist zudem eine ausreichende Proteinversorgung zur Vermeidung einer Sarkopenie durch die Gewichtsreduktion.
Mittelmeerdiät empfohlen
Die europäische MASLD-Leitlinie empfiehlt als Ernährungsform die mediterrane Kost. Nachgewiesen ist ein positiver Effekt auf die Prävention von Diabetes und kardiovaskulären Komplikationen des Übergewichts und der Adipositas. Diese Ernährungsform sei leicht umsetzbar, betonte Seiderer-Nack. Außerdem sollte eine möglichst geringe Aufnahme von prozessierten und ultraprozessierten Nahrungsmitteln und von mit Zucker gesüßten Getränken erfolgen. Stattdessen wird empfohlen, viele nicht oder nur gering industriell verarbeitete Lebensmittel zu verwenden. Wie das geht, beschreibt Seiderer-Nack in ihrem Buch „So kriegt die Leber ihr Fett weg!“ und stellt in einem gleichnamigen Kochbuch ein 6-Wochen-Diätprogramm praktisch umsetzbar dar.
Erfolgsaussichten
Mit 32 % schafft es im Alltag nur knapp ein Drittel der Patienten mit MASLD/MASH, das Gewicht mit Lebensstilmaßnahmen um mehr als 5 % zu reduzieren. Jeder fünfte der Patienten mit erfolgreicher Gewichtsreduktion erreicht 12 Monate später allerdings wieder sein Ausgangsgewicht. Deshalb benötigen die meisten Betroffenen multimodale Therapiekonzepte, die auch medikamentöse, und operative Optionen sowie Verhaltenstherapie und Patientenedukation mit einbeziehen, betonte Seiderer-Nack. Unterstützung für die Lebensstil- und Verhaltensänderung bieten in Deutschland aktuell drei digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) mit Möglichkeit zur Kostenerstattung durch die gesetzlichen Krankenversicherungen bei bestimmten Indikationen: Vitadio bei Diabetes mellitus sowie Zanadio und Oviva direkt bei Adipositas Grad I/II. Eine Indikation für den App-Einsatz bei MASLD oder MASH gibt es derzeit nicht.
Nahrungssupplemente nicht empfohlen, Kaffee schon
Keine Empfehlung gibt es derzeit für die Einnahme von Supplementen mit Vitamin E, Antioxidantien, Cholin/Carnitin oder Omega-3-Fettsäuren im Rahmen der Therapie einer MASLD. Eine „Soll“-Empfehlung ist die Alkoholabstinenz, um das Risiko für die hepatische und extrahepatische Morbidität und Mortalität zu senken. Kaffee hat einen protektiven Effekt – ob mit oder ohne Koffein. Aus Sicht der Hepatologie ist ein regelmäßiger Konsum von mehr als 3 Tassen pro Tag empfehlenswert und schützt vor MASLD und Fibrose.