Noch ist die erste Schauspielpremiere des seit diesem Monat neu geführten Schlosstheaters Moers (STM) nicht raus, und doch macht das bereits seit einem halben Jahrhundert existierende kleinste NRW-Stadttheater mit einigen Veranstaltungen von sich reden: zum Beispiel mit einer Café Matineé im Peschkenhaus, die das Theater gemeinsam mit dem Förderverein organisiert hatte.

Das Veranstaltungsformat gehört zur neuen Spielplankategorie ,Reihen und Extras‘. Die Café Matineé soll vier Mal im Jahr stattfinden. In entspannter Atmosphäre, nämlich „bei Kaffee, Tee und Kuchen“, so die beiden geschäftsführenden Intendanten Jakob Arnold und Daniel Kunze, wolle man einen Blick hinter die Kulissen werfen. Vorgestellt werden sollen dabei die kommenden Inszenierungen, die (teils neuen) Mitarbeitenden sowie aktuelle Entwicklungen am Theater, und zwar in Form von Wort-, Szenen- und Liedbeiträgen.

Anderthalb informative, wie zugleich vergnügliche Stunden dauerte die erste Ausgabe, und sie gefiel den Gästen, was an dem lang anhaltenden Schlussapplaus herauszuhören war. Als Opener des Nachmittags traten die Schauspieler Matthias Heße und Florian Kager auf. Letzterer ist neu im Ensemble. Ihr wortreicher und liedhafter Sketch über den japanischen, geschlechtsneutralen Vornamen Akira wurde glatt zu einem wahrhaft unterhaltsamen Kabinettstückchen.

Was folgte, war die Vorstellung der fünf Neuproduktionen in dieser Spielzeit, darunter eine Uraufführung (,Wo sind denn alle?‘), eine deutschsprachige Erstaufführung (,Söhne‘) sowie eine Kindertheateraufführung (,Anfall und Ente‘) des Jungen STM.

Begonnen wurde mit der ersten Premiere des Hauses am 25. Oktober im Schloss, die Daniel Kunze inszeniert: ,Der Frieden‘ nach Aristophanes. Einen Textauszug aus der STM-Bühnenfassung lasen er und Arnold zusammen mit Heße und Kager. Darin war unter anderem der bedeutsame Satz zu hören: „An den Frieden denken heißt an die Kinder denken“, der dem ehemaligen sowjetischen Staatspräsidenten Michail Gorbatschow zugeschrieben wird.

Die nächste Premiere, das Kinder- und Familienstück ,Anfall und Ente‘ von Sigrid Behrens, soll am 30. November im Bollwerk auf die Bühne kommen. In dem Stück für Menschen ab fünf Jahren geht es um „Tod, Verlust und Trauer“, sagte Dramaturgin Sandra Höhne.

Über die dritte Spielplanposition ,Söhne‘ von Marie Bachelot Nguyen und David Gauchard, berichtete deren Dramaturg Gabriel Rodrigues-Silvero. Das Monodrama, in dem es um die sogenannte Pro-Life-Bewegung als Lebensrechtsbewegung geht, habe Premiere am 13. Dezember in der Kapelle, kündigte Rodrigues-Silvero an.

Eigens für das STM geschrieben worden sei dagegen das Stück ,Wo sind denn alle?‘ von Leo Meier und Emil Borgeest, berichtete Höhne. Daraus las Heße einen höchst amüsanten Text, der die erhofften Erlebnisse eines Mannes aus Moers von magischen Orten auf der Welt, wie den Niagarafälle oder den Pyramiden, mit einer Fahrradfahrt entlang der Schleusen am Rhein-Herne-Kanal oder dem Besteigen der Tetraeder-Halde in Bottrop verglich. Premiere dieser Uraufführung ist am 26. Februar des nächsten Jahres im Schloss.

Das letzte große Stück dieser Saison sei Arthur Schnitzlers ,Ruf des Lebens‘, sagte der das Schauspiel inszenierende Co-Intendant Jakob Arnold. Die Premiere ist am 30. April 2026 wiederum im Schloss. Zur Einstimmung in dieses Frühwerk las er einen Aphorismus des Dichters und Kager die Kurzgeschichte ,Ich‘ von Schnitzler.

Als ausklingenden Beitrag zum Schluss gab es im österreichischen Dialekt noch das Lied ,Mach nie a Tür für immer zua‘ von Eva Oskera, spaßig vorgetragen erneut von Heße und Kager. Die nächste Veranstaltung im STM ist das Gastspiel ,Gude Show‘ von ,Gude Leude‘ am Donnerstag, 9. Oktober um 19.30 Uhr im Studio