Nicolas Lieven interviewt eine Mitarbeiterin der Batterieproduktion von VW in Salzgitter.

AUDIO: E-Auto-Tour: VW baut jetzt Batteriezellen – und wir ziehen Bilanz (15 Min)

Stand: 29.09.2025 17:06 Uhr

Susanne Tappe und Nicolas Lieven waren mit E-Autos auf Deutschlandtour. Zum Abschluss ziehen sie Bilanz: Vieles hat sich im Vergleich zu vor fünf Jahren verbessert, doch vor allem drei Punkte bremsen den Durchbruch des E-Autos in Deutschland noch.

Vor fünf Jahren waren Susanne Tappe und Nicolas Lieven für NDR Info erstmals auf E-Auto-Tour durch Deutschland – und es war extrem beschwerlich. Oft war keine Ladesäule zu finden und wenn, dann klappte es nicht unbedingt mit dem Bezahlen. Seitdem hat sich viel getan: E-Autos haben immer mehr Reichweite, Batterien laden immer schneller und an immer mehr Orten findet man Ladesäulen.

Etwa jeder fünfte zugelassene Neuwagen in Deutschland war im August ein Elektroauto. Zählt man noch die Hybridfahrzeuge dazu, kommt man auf einen Anteil von fast 60 Prozent. Auch wenn die E-Mobilität in Deutschland immer mehr an Zuspruch gewinnt, so gibt es doch nach wie vor einige Herausforderungen. Was läuft schon gut? Was müsste noch besser werden? Um diese Fragen zu beantworten, haben sich Susanne Tappe und Nicolas Lieven noch einmal auf den Weg gemacht und sind mit einem ID.4 von Volkswagen rund 2.000 Kilometer durch Deutschland gefahren.

Die „Zwei von der Ladesäule“ berichteten live im Radio auf NDR Info, im Podcast „Zehn Minuten Wirtschaft“ und online hier im Blog über Herausforderungen, Fallstricke und positive Entwicklungen.

29.09.2025 16:52 Uhr

Sechs Tage, 2.000 Kilometer: Alle Beiträge noch einmal nachhören

Sie haben ein billiges E-Auto aus China getestet, konnten mitunter nicht laden, weil Ladekabel in Hamburg mutwillig abgeschnitten worden waren, haben E-Mobilitäts-Veterane in Schleswig-Holstein getroffen und in Salzgitter VW beim Batterie-Produzieren über die Schulter geguckt: Susanne Tappe und Nicolas Lieven sind im Rahmen der NDR Info E-Auto-Tour ganz schön rumgekommen. Auf ihrer Reise in einem Volkswagen ID.4 haben sie auch getestet, wie man in Düsseldorf Strom aus dem Bordstein bekommt und ADAC-Pannenhelfer befragt, ob E-Autos wirklich öfter Probleme haben als Verbrenner. Nach sechs vollen Tagen und rund 2.000 Kilometern sind Tappe und Lieven wieder in Hamburg angekommen. Hier finden Sie alle Beiträge der vergangenen Woche noch einmal zum Nachhören.

Zudem haben die beiden Reporter täglich auch im Podcast Zehn Minuten Wirtschaft ausführlich Auskunft gegeben über ihre Erlebnisse, Erkenntnisse und kuriose Begebenheiten auf ihrer Tour.

Runder Timer mit roten und weißen Segmenten, in der Mitte „10 min“, darunter „WIRTSCHAFT“ vor blau-rotem Hintergrund.

Wir spüren die wichtigsten Themen auf und ordnen sie Euch in zehn Minuten ein – recherchiert von der NDR Info Wirtschaftsredaktion.

29.09.2025 13:48 Uhr

Fünf Jahre danach: Die Bilanz der E-Auto-Tour 2025

Nicolas Lieven und Susanne Tappe halten das Ladekabel eines E-Autos.

Fünf Jahre nach der ersten NDR Info E-Auto-Tour sollte die Neuauflage eine Bestandsaufnahme und ein wiederholter Praxistest sein: Was ist in Sachen E-Mobilität in Deutschland vorangekommen? Wo gibt es immer noch Probleme? Susanne Tappe und Nicolas Lieven sind diesen Fragen in der vergangenen Woche während ihrer rund 2.000 Kilometer langen Fahrt quer durch Deutschland nachgegangen. Zum Abschluss ziehen sie Bilanz – und die fällt gemischt aus.

Von Volkswagen etwa kam kürzlich die Ankündigung, die E-Auto-Produktion in mehreren deutschen Werken einzuschränken, weil die Nachfrage geringer ist als erwartet. Die Frage, was der E-Mobilität in Deutschland zum Durchbruch fehlt, haben die beiden Reporter auch allen Gesprächspartnern gestellt und so drei Hauptgründe herausgearbeitet:

  • Viele Deutsche hängen einfach noch an ihrem Verbrenner und sind E-Autos gegenüber skeptisch. Darin sieht Christian Andresen, der die E-Mobilität im kleinen Ort Sprakebüll an der dänischen Grenze vorangebracht hat, das größte Hindernis. „Elektromobile fahren günstiger, sind nicht so reparaturanfällig. Das ist aber noch nicht überall angekommen“, sagt Andresen. Viele Menschen seien noch nie Elektroauto gefahren. „Vielleicht ist das so eine German Angst davor, sich zu verändern. Aber wenn die Politik und die Autohersteller ein klares Bekenntnis haben, dann würden, glaube ich, auch viel mehr Leute umsteigen.“ Doch dieses klare Bekenntnis fehle.
  • Das Vor und Zurück in der Politik, gerade beim Thema Verbrenner-Aus, ärgert viele, auch Klaus Schüßler von den Stadtwerken Düsseldorf. Aus seiner Sicht ist die fehlende Planungssicherheit der Hauptgrund für die Kaufzurückhaltung der Deutschen E-Autos gegenüber. „Dieses ständige Infragestellen, ob in Talkshows, ob in Zeitungen, ob in den sozialen Medien, führt dazu, dass Menschen sagen, ich lasse es erst noch mal mit dem E-Auto“, sagt Schüßler.
  • Die mitunter nicht ganz einfache Ladepraxis und die hohen Anschaffungskosten: Aus Sicht von Susanne Tappe gibt es auch „viele handfeste Gründe, warum sich viele Menschen noch kein E-Auto kaufen“. Viele elektrische Neuwagen seien noch sehr teuer. „Und wer in einem Mietshaus wohnt oder in einer Eigentumswohnung in der Innenstadt, zum Beispiel in Hamburg, der hat vielleicht eine öffentliche Ladesäule in der Nähe, aber die ist dann auch häufig belegt“, so Tappes Erfahrung.

Das persönliche Fazit von Tappe und Lieven fällt dieses Mal übrigens deutlich positiver aus als vor fünf Jahren, als die beiden unter anderem die Heizung ausschalten mussten, um noch mit ausreichend Batterieleistung an ihr Ziel zu kommen. „Es hat sich in der Zwischenzeit wirklich sehr viel getan“, bilanziert Tappe. „Wir hatten diesmal ein Auto mit einer ordentlichen Reichweite von 400 Kilometer. Damit kann man schon was machen.“ Auch das Laden sei etwa an einer Schnellladesäule an der Autobahn deutlich komfortabler geworden. Der Akku sei von 20 Prozent innerhalb von 20 bis 30 Minuten auf 80 Prozent gefüllt gewesen. „Es wird natürlich immer Menschen geben, die sagen, ich möchte kein E-Auto“, meint Lieven. „Wir haben ja auch Tuner besucht, die wollen den Benzingeruch haben und die Lautstärke, Oldtimer-Fans gehören dazu.“ Gleichwohl hätten fast alle Gesprächspartner gesagt, dass sich die E-Mobilität am Ende durchsetzen werde. „Die Vorteile liegen auf der Hand: Kein Antrieb ist effizienter.“ Bei den E-Autos gebe es noch Probleme. „Aber viele Probleme sind gelöst und ich würde sagen, in fünf Jahren sieht die Welt da schon ganz anders aus.“

29.09.2025 10:44 Uhr

VW und das Herzstück der E-Mobilität

Eine Batteriezelle der VW-Tochter PowerCo in Salzgitter.

Es ist das teuerste Bauteil von E-Autos und definiert ihre Reichweite: die Batterie. VW arbeitet in Salzgitter am Herzstück der E-Mobilität und hat eine eigene Batteriezellenproduktion aufgebaut. Zum Abschluss ihrer E-Auto-Tour haben Susanne Tappe und Nicolas Lieven dort Station gemacht. VW ist aktuell der Marktführer bei E-Autos in Deutschland. „Aber bei der Batterie, da sind die deutschen Hersteller allesamt abhängig von Asien“, erklärt Lieven. „Das will VW ändern oder zumindest deutlich verringern.“

Vor fünf Jahren waren Lieven und Tappe auf ihrer ersten Tour bereits einmal in Salzgitter. „Damals stand auf dem Gelände aber nur eine Pilotanlage“, sagt Tappe. „Jetzt ist dort eine riesige Fabrik, mehrere Hallen, insgesamt 800 Meter lang. Und dort sollen Ende des Jahres erstmals Batteriezellen serienmäßig vom Band laufen.“ Zunächst seien 30.000, später 60.000 Zellen am Tag geplant. Das seien genug für 500 kleine E-Autos. Hergestellt werden die Zellen in hermetisch abgeriegelten Reinräumen, damit nicht kleinste Partikel die Produktion stören. Der Vorgang sei fast komplett automatisiert, sagt Tappe: „Anode, Separator, Kathode, da werden immer wieder ganz dünne Schichten übereinander gelegt.“ Es sei als würde man 100 Frischhaltefolien präzise aufeinanderstapeln, erklärt Prozessmanager Alexander Tornow. Nur eben auf Produktionsgeschwindigkeit. „Wir arbeiten hier unter einer halben Sekunde pro Blatt“, sagt Tornow.

Prozessmanager Alexander Tornow vor einem Reinraum in Salzgitter.

Prozessmanager Alexander Tornow erklärt die Batteriezellen-Produktion in den Reinräumen. Es sei wie 100 Blätter Frischhaltefolie präzise aufeinanderzustapeln.

Der Plan: Volkswagen will mittelfristig rund die Hälfte seiner E-Autos mit eigenen Batterien bestücken. Produktionsvorstand Sebastian Wolf sagt, es sei der VW-Tochter PowerCo durchaus klar, dass man bei der Batterietechnik international noch hinterherhinke. „Wir müssen vom Lehrer zum Schüler werden“, sagt Wolf. Früher habe Europa den Schritt vorgegeben mit seinen Motorenwerken. „Im Moment ist es so, dass die Kompetenz in Asien liegt. Wir haben schon ganz früh mehr als 80 Leute von Salzgitter in China gehabt für die Qualifikation, sodass wir ganz, ganz früh schon in den Wissenstransfer gegangen sind.“ Batterien made in Germany seien am Ende teurer als die aus China, dennoch habe man bewusst den Weg zu mehr Unabhängigkeit gewählt. In Kanada baue VW gerade ebenfalls eine Batterieproduktion auf, das Lithium dafür komme aus kanadischen Minen, „um geopolitisch eine Unabhängigkeit zu schaffen“, wie Wolf erklärt.

26.09.2025 12:03 Uhr

Unabhängigkeit durch E-Mobilität

Sprakebülls ehemaliger Bürgermeister Karl-Richard Nissen, Bürgermeister Jürgen Hansen und Christian Andresen

Sprakebülls ehemaliger Bürgermeister Karl-Richard Nissen, Bürgermeister Jürgen Hansen und Unternehmer Christian Andresen sind stolz auf ihr „Dörpsmobil“.

Sprakebüll – auf den ersten Blick ein kleines verschlafenes Dorf im äußersten Norden Schleswig-Holsteins. Bei ihrer ersten E-Auto-Tour vor fünf Jahren waren Susanne Tappe und Nicolas Lieven schon einmal vor Ort. Der Grund: In den 110 Dorfhaushalten waren schon damals 20 E-Autos angemeldet – damit hatte die Gemeinde die höchste E-Auto-Dichte in ganz Deutschland. Um zu erfahren, was sich seitdem getan hat, sprachen die NDR Reporter mit dem Bürgermeister Jürgen Hansen, seinem Vorgänger Karl-Richard Nissen und Unternehmer Christian Andresen.

Die positive Entwicklung in Sachen Elektromobilität sei weiter vorangeschritten, sagt Nissen. Das Dorfeigene Leih-E-Auto „Dörpsmobil“ werde doppelt so häufig genutzt wie noch vor fünf Jahren. Insgesamt habe es 10.000 Kilometer im vergangenen Jahr zurückgelegt. Und auch die Privathaushalte haben weiter aufgerüstet – mittlerweile gebe es bereits über 40 E-Autos.

Grundstein für die Elektromobilität im Dorf war einst der Bürger*innenwindpark. Die Mühlen, von denen die ersten 1998 gebaut wurden, produzierten das Vielfache des Sprakebüller Strombedarfs und überlasteten regelmäßig das Netz. Um den Überschuss zu nutzen, leaste der Park Mitte der 2010er-Jahre erste E-Autos. Um auch die Bürgerinnen und Bürger für die Elektromobilität zu begeistern, wurden kostenlose Beratungsangebote geschaffen, außerdem fördert der Windpark die Anschaffung von Autos und Ladeboxen auch finanziell. Neben den Vorteilen für die Umwelt, habe die E-Mobilität auch einen positiven Einfluss auf die heimische Wirtschaft, meint Unternehmer Andresen, der Geschäftsführer des Bürger*innenwindparks. „Wir fahren mit nordfriesischem Strom, das ist eine Wertschöpfung, die hier vor Ort bleibt.“ Auf lange Sicht könne man so unabhängig von ausländischen Treibstoffen werden.

25.09.2025 13:03 Uhr

E-Autos mitunter nur schwer zu hören

E-Autos stoßen nicht nur keine Abgase aus, sie sind auch sehr leise. Zu leise – etwa für sehbehinderte Menschen, die sicher die Straße überqueren wollen. Deshalb haben Susanne Tappe und Nicolas Lieven auf einem Parkplatz in Köln getestet, wie laut die künstlich erzeugten Fahrgeräusche sind, die ihr gemietetes E-Auto, ein Leapmotor T03, macht. Das Ergebnis: Es war deutlich zu hören. Allerdings gab es am Testort auch wenig Umgebungsgeräusche.

Dass E-Autos überhaupt solche Geräusche machen müssen, wurde in den vergangenen Jahren schrittweise eingeführt, begleitet vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband. „Die Vorgabe lautet, dass die Geräusche ungefähr so laut sein müssen wie bei einem Verbrennermodell“, sagt Lieven. Das gelte allerdings nur bis 20 Stundenkilometer, damit Fußgänger das hören, teilweise auch bis 30 Stundenkilometer. „Die offizielle Begründung ist, dass dann der Ton abgeschaltet werden darf, weil die Reifengeräusche laut genug seien.“ Daran gebe es jedoch Kritik vom Blinden- und Sehbehindertenverband, zum einen, weil die Hersteller frei in der Entscheidung sind, welches Geräusch sie nehmen dürfen. Zum anderen weil man am Ton die Beschleunigung des Fahrzeugs nicht erkennen kann. „Wenn andere Geräusche da sind, dann ist es wirklich schwer zu hören“, so Lievens Einschätzung. Das sei allerdings nicht nur ein Problem bei E-Autos, sondern auch bei Verbrennern. Denn die würden ja auch zunehmend leiser.

25.09.2025 10:20 Uhr

Ein E-Auto für unter 19.000 Euro: Klein, aber okay

Susanne Tappe und Nicolas Lieven posieren neben einem Leapmotor T03 in Köln.

Auf die Frage, warum bei der Elektromobilität in Deutschland der große Durchbruch noch ausgeblieben ist, wird oft der hohe Preis von E-Fahrzeugen als ein Grund genannt. Deshalb haben Susanne Tappe und Nicolas Lieven sich an Tag 4 der E-Auto-Tour zum Testen ein Modell aus China geliehen: den Leapmotor T03. „Das ist aktuell einer der günstigsten Stadtflitzer“, berichtet Lieven. Er koste weniger als 19.000 Euro. Dafür ist die Batterie auch recht klein, allerdings eine der neuen Generation ohne das umstrittene Kobalt. Die Leapmotor-Batterie sei zwar besser für die Umwelt, allerdings lade sie nicht ganz so schnell. Das Fazit der beiden Reporter: „Aus unserer Verbrauchersicht war vieles überraschend gut, aber es ist halt ein Floh. Das Platzangebot ist schon gering, vor allen Dingen, wenn man recht groß ist. So richtig entspannt ist man hier nicht unterwegs.“

Autoexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach nennt den Leapmotor „ein ganz witziges Stadtmobil“. Auch Volkswagen wolle in dem Segment in den Markt einsteigen, sagt Bratzel. Der Wolfsburger Konzern werde aber noch mindestens zwei Jahre brauchen, bis er etwa einen ID.1 oder einen ID.Up produzieren kann. Wichtig zu wissen sei, dass ein Großteil der Kosten für die Batterie anfallen. „Das heißt, man muss immer abstimmen, wie groß die Batterie und damit auch die Reichweite dieser Fahrzeuge sein soll“, so Bratzel. Beim VW ID.4, mit dem Tappe und Lieven auf der E-Auto-Tour unterwegs sind, ist die Reichweite im Handbuch mit 550 Kilometern angegeben. Lieven erklärt, dass die Batterie in 30 Minuten zu 80 Prozent aufgeladen sei. Doch die theoretische Reichweite sei praktisch nicht erreichbar ist, da sie auf dem Teststand ermittelt werde. „Wenn wir den ID.4 zu 100 Prozent laden, dann landen wir bei 380 bis 390 Kilometern“, sagt Lieven. Der ID.4 kostet aber auch stolze 43.000 Euro.

Aus Bratzels Sicht war das Marketing für E-Autos hierzulande lange Zeit falsch. Deshalb gebe es bei vielen Menschen Vorbehalte. Aus seiner Sicht war es ein großer Fehler, statt die Vorteile der E-Autos zu betonen, sich auf Vergleiche mit den Verbrennern einzulassen. „Deswegen steht das Thema Reichweite auch so stark im Fokus“, sagt Bratzel. Viel stärker müsse der Nutzen von E-Autos herausgearbeitet werden. So könne etwa geladen werden, wenn der Strom gerade günstig sei. „Teilweise kann ich auch die Batterie als Zwischenspeicher für mein Haus nutzen. Ich schaffe also eine gewisse Autarkie im Strombereich.“ Künftig werde es möglich, mit dem Elektrofahrzeug Geld zu verdienen, indem man das Fahrzeug als Stromspeicher zur Verfügung stellt.

24.09.2025 15:40 Uhr

Induktives Laden ist noch Zukunftsmusik

Klaus Schüßler von den Stadtwerken Düsseldorf steckt ein Ladekabel in einen Ladebordstein.

Klaus Schüßler ist Chef der New Mobility-Abteilung der Düsseldorfer Stadtwerke. Die betreiben die Ladebordsteine. Bis induktives Laden praxistauglich ist, werde es noch dauern, meint er.

Auf ihrer E-Auto-Tour sind Susanne Tappe und Nicolas Lieven schon mit Kabelklau an Ladesäulen konfrontiert worden und haben Ladebordsteine getestet. Nur eine weitere Lademöglichkeit, so ganz ohne Kabel, die bleibt ihnen verwehrt. Denn auch wenn bei der Internationalen Automobilausstellung vom induktiven Laden die Rede war: Das ist noch Zukunftsmusik. Was bei Handys schon geht – einfach das Mobiltelefon auf eine Ladestation legen und dann lädt es – dürfte bei Autos noch einige Jahre dauern, meint Klaus Schüßler von den Stadtwerken Düsseldorf. Die betreiben die Ladebordsteine, immerhin ja auch eine Innovation. „Ich würde behaupten, bis zum Jahr 2030 werden wir mit dieser Lösung leben müssen“, sagt Schüßler. „Auch vor dem Hintergrund, dass wir jetzt auch immense Werte geschaffen haben. Es wäre ja ein großer betriebswirtschaftlicher und volkswirtschaftlicher Schaden, wenn man das wieder alles abreißen müsste.“

Für induktives Laden müssten riesige Magnetspulen unter dem Asphalt verlegt werden. Große Baustellen wären nötig. Zudem dürfte es sicher Diskussionen über Elektrosmog geben, meint Schüßler. „Da können wir uns dann wieder was von China abgucken. Die werden nämlich schneller sein als wir.“ In Bayern gibt es allerdings schon eine Teststrecke, auf der die Technik für induktives Laden in der Fahrbahn verbaut ist, sodass man mit seinem E-Auto während der Fahrt laden kann.

24.09.2025 10:03 Uhr

Laden an der Bordsteinkante

Ingenieur Felix Stracke hockt neben einem Ladebordstein.

Ingenieur Felix Stracke von Rheinmetall hat die Ladebordsteine mitentwickelt. 100 gibt es derzeit bundesweit.

Nachdem Susanne Tappe und Nicolas Lieven ihre lange Fahrt nach Düsseldorf problemlos gemeistert haben, haben sie sich dort an Tag 3 der E-Auto-Tour eine Innovation im Bereich der Ladeinfrastruktur zeigen lassen: keine herkömmlichen Ladesäulen, sondern öffentliche Steckdosen – verbaut in Bürgersteigen. Entwickelt wurden die Ladebordsteine von Rheinmetall. Das Unternehmen ist ja eigentlich als Rüstungskonzern bekannt, war aber auch früher schon Zulieferer der Autoindustrie. Beim Thema E-Mobilität wolle die Firma nun auch nicht außen vor bleiben, berichtet Susanne Tappe. Deshalb habe ein Team um Ingenieur Felix Stracke die in den Bürgersteig eingelassenen Metallkästen entwickelt. Diese ersetzen an den Stellen, wo Autos geladen werden sollen, den normalen Bordstein. „Darin ist die Ladetechnik und die kann man im Bordstein sozusagen versenken“, erklärt Tappe. „Obendrauf ist eine Steckdose mit Deckel und ein Display, das anzeigt, ob gerade geladen wird.“

Aber kann eine Steckdose im Boden auch bei Regen funktionieren? Ingenieur Stracke erklärt, dass die Elektronik entsprechend gesichert sei. „Das wurde auch getestet“, sagt Stracke. „Wenn es stark regnet oder der Gully verstopft ist, dann müssen wir natürlich sicherstellen, dass die Elektronik sicher ist, damit nicht nach drei, vier Stunden der Ladebordstein plötzlich kaputt ist.“

Der Hauptvorteil der Ladebordsteine: Sie nehmen keinen Platz weg und können auch dort installiert werden, wo der Gehweg für eine Ladesäule zu schmal ist. In Düsseldorf ist die Technik vor drei Monaten erstmals in den Regelbetrieb gegangen, aber auch andernorts gibt es Pilotprojekte. Im gesamten Bundesgebiet sind aktuell rund 100 solcher Ladebordsteine verbaut. Auch nach Hamburg sollen sie kommen, in die Bezirke Wandsbek und Altona. Das wird aber wahrscheinlich noch bis nächstes Jahr dauern.

23.09.2025 17:55 Uhr

Auf dem Weg nach Düsseldorf: Gute Reichweite, aber geklaute Kabel

Die erste große Tagesetappe mit ihrem E-Auto hat Nicolas Lieven und Susanne Tappe von Hamburg nach Düsseldorf geführt. Das sind rund 400 Kilometer. Ihr Fazit: „Es hat sehr vieles sehr viel besser funktioniert als vor fünf Jahren“, berichtet Lieven. „Das Auto läuft besser, die Reichweite ist auch deutlich höher.“

Allerdings sei das Laden noch immer an vielen Stellen ein großes Thema – auch wegen gekappter Ladekabel. „Aus mehreren Ladesäulen in Hamburg guckte oben nur noch so ein Stummel raus“, sagt Lieven. Gerade die dicken Kabel würden oft gekappt, sagt Influencer und YouTuber Oliver Krüger alias 163 Grad. „Das ist ein Thema, was jetzt zunehmend um sich greift, auch europäisch.“ Nachts, wenn keiner guckt, würden die Kabel abgeschnitten. „Da ist ja ein ziemlich großer Kupferanteil drin, die Kabel werden dann verkauft aufgrund des Kupfers“, so Krüger. Es gebe aber mittlerweile technische Systeme, dass jemand, der so ein Kabel durchtrennt, mit blauer Farbe besprüht wird, ähnlich wie das bei Geldkassetten der Fall ist. Die Kosten für die Reparatur sind immens. Und die E-Auto-Fahrerinnen und E-Auto-Fahrer kriegen keinen Strom. „Es ist wahnsinnig ärgerlich, wenn man da hinfährt und dann kann man am Ende nicht laden“, sagt Lieven.

23.09.2025 09:30 Uhr

ADAC-Pannenhelferin: E-Autos nicht öfter kaputt als Verbrenner

Am zweiten Tag der E-Auto-Tour haben sich die NDR Info Reporter Susanne Tappe und Nicolas Lieven unter anderem dem Thema Reparaturanfälligkeit gewidmet. Tina Lindenberg ist Pannenhelferin beim ADAC-Nord und berichtet, dass E-Autos nicht anfälliger für Pannen seien als Verbrenner. Nach ihrer Erfahrung sind sie sogar weniger betroffen, was aber auch daran liegen könne, dass die Wagen alle noch recht neu sind. „Zu den häufigsten Pannen bei E-Autos zählt die Starter-Batterie, bei der wir dann eine klassische Starthilfe wie beim Verbrenner geben“, erzählt Lindenberg. Der ADAC in Hamburg habe außerdem mobile Powerbanks, um die Hochvoltbatterie bei null Prozent Akkuleistung wieder aufladen zu können.

Mit einer Mär räumt Lindenberg auf: E-Autos brennen nicht schneller oder öfter als Verbrenner. Aber wenn sie einmal brennen, dann sind sie schwer zu löschen. Und bei Unfällen gilt: Wenn die Karosserie eingebeult ist und man Sorge haben muss, dass die die Batterie berührt wurde, heißt es Finger weg. Denn man könne nie wissen, ob das Metall wegen der Beschädigung nun leitend ist.

22.09.2025 13:15 Uhr

Was Deutschland von Norwegen lernen kann

In Norwegen sind bereits heute 95 Prozent der Neuzulassungen E-Autos. Das skandinavische Land ist in verschiedene Strompreiszonen unterteilt: Dort, wo viel Strom produziert und wenig verbraucht wird, ist es besonders günstig. Über eine App lässt sich der Strompreis für die kommenden 24 Stunden abrufen. So kann ein E-Auto mancherorts für nur 20 Kronen komplett geladen werden – das sind umgerechnet weniger als zwei Euro. In ganz Norwegen gibt es inzwischen rund 10.000 Schnellladestationen, zudem waren E-Autos lange Zeit von der 25-prozentigen Mehrwertsteuer befreit, günstigere Modelle sind es noch immer.

22.09.2025 07:45 Uhr

Was fehlt der E-Mobilität in Deutschland zum Durchbruch?

NDR Info will herausfinden, was der E-Mobilität in Deutschland zum Durchbruch fehlt. Angesichts des geplanten Verbrenner-Aus in schon zehn Jahren hängt das Schicksal der deutschen Autoindustrie an der Frage, ob sich die Menschen dann ein deutsches E-Auto oder ein chinesisches kaufen. Aktuell fahren 1,8 Millionen E-Autos auf Deutschlands Straßen. Im Vergleich zu vor fünf Jahren ist das viel. Als Susanne Tappe und Nicolas Lieven 2020 zu ihrer ersten E-Auto-Tour aufgebrochen sind, waren es nicht einmal 150.000. Nur mit Blick auf die Klimaziele reicht das eben noch lange nicht: Laut Umweltbundesamt bräuchte es dafür mindestens zehn Millionen E-Autos bis 2030. Von jetzt an müssten also fast zwei Millionen weitere dazukommen – pro Jahr.

Doch so eine hohe Zahl an Neuzulassungen gab es in Deutschland nicht mal, als es die E-Auto-Prämie noch gab. Bis Ende 2023 bekam man mehrere Tausend Euro vom Staat beim Kauf eines E-Autos. Als klar wurde, dass diese Prämie zum Jahresende ausläuft, haben viele Leute sie noch schnell beantragt und ein E-Auto bestellt. Dadurch wurden 2023 rund 525.000 E-Autos neu zugelassen. 2024 brach die Nachfrage dann erst mal ein. Seit Beginn dieses Jahres steigen die Zahlen zwar wieder – 300.000 neu zugelassene E-Autos gab es im ersten Halbjahr. Aber von zwei Millionen pro Jahr sind wir noch weit entfernt.

Vor allem Menschen, die noch keine eigenen Erfahrungen mit E-Autos gemacht haben, haben viele Vorurteile und Ängste: Laut einer aktuellen Umfrage glauben 80 Prozent der Autobesitzer, E-Autos seien zu teuer, technisch noch nicht ausgereift und die Batterie ein großer Unsicherheitsfaktor. Noch entscheidender für Neuwagenkäufer ist aber, dass sie der Ladeinfrastruktur in Deutschland nicht über den Weg trauen. Mit der Neuauflage der E-Auto-Tour wollen Tappe und Lieven wissen: Sind die Sorgen berechtigt und welche Punkte gibt es vielleicht noch, die den Umstieg aufs E-Auto erschweren?

22.09.2025 06:00 Uhr

Ein Praxistest und eine Bestandsaufnahme

Die Reise solle eine Art Praxistest und eine Bestandsaufnahme sein, erklärt NDR Info Wirtschaftsredakteur Arne Schulz. Ziel sei, über eine ganze Woche längere Strecken auf der Autobahn und auf dem Land zu fahren und etwa Schwachstellen im Ladenetz zu identifizieren.

Zudem sollen unterschiedliche Spielorte der Transformation besucht werden, darunter die Batteriezellfertigung einer VW-Tochter in Salzgitter. Auch neue Ideen werden vorgestellt. „Der Rüstungskonzern Rheinmetall baut inzwischen Ladestecker in Bordsteine ein, um sich die großen und aufwendigen Ladesäulen zu sparen“, sagt Schulz. Auch diese Technik wollen sich Susanne Tappe und Nicolas Lieven auf ihrer Tour ansehen.

Privat fährt Tappe übrigens einen alten Verbrenner, während Lieven seit dreieinhalb Jahren mit einem E-Auto unterwegs ist. Auf der NDR Info Tour sind die beiden in einem E-Auto von VW unterwegs, einem ID.4. Das meistverkaufte E-Auto in Deutschland ist zwar der ID.7 von VW, doch vor allem Firmen setzen darauf. Für Privatkunden ist der ID.4 die etwas kostengünstigere Variante, liegt aber immer noch bei rund 43.000 Euro. Zwischendrin testen Tappe und Lieven daher auch ein E-Auto aus China, das mit rund 20.000 Euro in der Anschaffung deutlich preiswerter ist.

Frank Schwope spricht vor einer Kamera.

Es gebe aber noch nicht ausreichend Kleinfahrzeuge. Das verhindere, dass der Marktanteil steige, sagte Frank Schwope auf NDR Info.

Zwei Frauen halten einen Autoschlüssel in den Händen

2019 gründete sich auf dem schleswig-holsteinischen Land ein Verein, der Klimaschutz und Mobilität verbindet.

Kfz-Mechaniker Christian Donner steht in einer Autowerkstatt.

Kfz-Meister Christian Donner lebt davon, dass er Verbrenner-Autos repariert. Er würde gerne auf E-Autos umsteigen. Aber das lohnt sich für ihn nicht.

Olaf Lies (SPD), Niedersachsens Ministerpräsident

In einem Positionspapier fordert Niedersachsens Ministerpräsident flexible Lösungen für den Weg zur E-Mobilität.

Ein rotes Elektroauto an einer Ladestation

Wie finde ich Ladesäulen? Wie bezahlt man an den Stationen? Wissenswertes und Tipps für das Laden von Elektroautos.