Hinter Virta und seinen Kollegen sind verschiedene Absperrungen auf der Straße aufgestellt: Es beginnt mit Pylonen, dann Absperrschranken, wie man sie von Baustellen kennt. Es folgen Metallzäune, danach eine Reihe von Betonklötzen, wie sie in Deutschland mittlerweile Weihnachtsmärkte schützen.

1,5 Kilometer trennen Virta von seinen russischen Kollegen. Hinter den Absperrungen lässt sich die russische Grenze nur noch erahnen. In der Ferne brennen neben Hinweisschildern rote und grüne Lichter von Ampeln. Virtas Kollegen sind aus der Ferne nicht mehr zu erkennen.

Geredet wird allerdings noch mit der anderen Seite. Laut Virta „immer, wenn es nötig ist.“ Allerdings habe sich die Atmosphäre in der Zusammenarbeit geändert. Die Kommunikation sei eingeschränkt, sie laufe aktuell größtenteils per E-Mail.

Die illegale Migration ist laut dem Grenzschützer durch die Schließung schlagartig zurückgegangen. Weniger als 10 Fälle pro Jahr gebe es aktuell noch. Dennoch warnt er davor, die Gefahr aus Russland zu unterschätzen: Gerade sei die Lage relativ stabil, doch „schon morgen könnte die Situation völlig anders sein.“

Aktuell beschäftigt ihn der russische Einsatz von GPS-Störsendern. Wer sich in der Nähe der Grenze aufhält, muss damit rechnen, dass Kartenapps einen falschen Standort anzeigen, erklärt Virta. Handys sollten hier ohnehin besser in den Flugmodus geschaltet werden. Hackerangriffe sind nicht auszuschließen, falls sich ein Telefon ins Netz eines russischen Anbieters einwählt.

An der Front in der Ukraine kommen solche Störsender zum Einsatz, damit Drohnen oder Raketen ihr Ziel verfehlen. „Die russische Seite will sich damit vor der Ukraine schützen“, erklärt Virta. Man befürchte im Kreml wohl, dass ukrainische Drohnen aus dem finnischen Luftraum nach Russland gelangen könnten. Solche Fälle gebe es seiner Kenntnis nach allerdings bislang nicht.

Wer mit Politikern in Helsinki spricht, hört immer wieder, dass sich keiner von ihnen je eine Illusion über Russlands Absichten gemacht hat. „Ein Russe bleibt ein Russe, auch wenn man ihn in Butter brät“, lautet ein finnisches Sprichwort. „Ein Kosak nimmt alles, was nicht am Boden befestigt ist“, lautet eine andere Redensart, die Ex-Präsident Sauli Niinistö 2014 in einer Rede aufgegriffen hatte.

Das Misstrauen wird aktuell genährt: Zuletzt häuften sich die Luftraumverletzungen in Nato-Staaten, die mutmaßlich auf das Konto Russlands gehen. Zuletzt wurde in Finnland etwa eine Drohne über einem Wasserkraftwerk in Lappland gesichtet, die Hintergründe werden noch ermittelt. Finnland habe „alle Befugnisse und Mittel“, um auf solche Situationen zu reagieren, sagt Verteidigungsminister Antti Häkkänen bei einem Pressegespräch in Helsinki. Die finnische Luftwaffe sei „stark und wachsam“ und könne innerhalb von Minuten auf eine Bedrohung reagieren.