Ulrike Draesner, in München geboren, hat mittlerweile ein Werk von fast 30 Büchern aufzuweisen und ist in der Prosa ebenso zuhause wie im Essay und der Lyrik. Für ihren Roman „Schwitters“ wurde sie 2020 mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichnet. Ihr neues Buch ist ein Versepos, das einen der bedeutendsten Mythen der Weltgeschichte auf höchst originelle Weise auf den Kopf stellt und neu interpretiert: Penelope, die Frau des Odysseus und Mutter des Telemachos, gilt als ein Inbegriff der treuen Gattin, der bescheidenen Ehefrau. So liest es Draesner.

„Ich wollte“, so sagt sie es in einem Interview, „Penelopes Geschichte in Überlappung mit dem Ende der Odyssee, wie es aus der Antike überliefert ist, erzählen. Vor allem aber wollte ich von Penelope erzählen in jenem dunklen Raum, in dem üblicherweise nur noch der Abspann läuft. Im Danach. Nun, erst nun, hören wir ihre Version der Geschichte.“ Ein „Postepos“ nennt die Autorin das; eine Intervention gegen eine Zeit der politischen Rückwärtsbewegungen, wie Draesner sagt. Als der so traumatisierte wie brutalisierte Kriegsheimkehrer Odysseus als Herrscher nicht mehr tragbar ist, sticht Penelope gemeinsam mit hundert Frauen in See.

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Cover des Buches Ulrike Draesner: penelopes sch( )iff

Autor
Ulrike Draesner
Verlag
Penguin Verlag
Erscheinungsdatum
20.8.2025
ISBN
978-3-328-60340-5

Auf dem Schiff entsteht eine neue, gewaltfreie Form des Zusammenlebens mit einer furchtlosen Figur im Zentrum: „Penelope ist: Migrantin, Kriegerin, Piratin, Lügnerin, / Erfinderin der Ökonomie, Gefangene, Verführte, / Objekt des Götterhasses wie der Götterliebe, Mutter, / Schwiegertochter, Ledas Nichte, Helenas Cousine, / Kassandras Nichts, alte Frau, Meeresgetier, Narbenträgerin, / Elitereisende, Sklavenhalterin und -entlasserin, / Polypin, Hausmutter, Diebin, Erfinderin der / Tierbeobachtung, Gör, Königin, / Blitz.“ Auf zu neuen Ufern.