Berlin – Der grün-regierte Berliner Bezirk Mitte gibt grünes Licht. Damit hat der CDU/SPD-Senat freie Bahn für die Ehrung des Kanzlers der Einheit. Er beschloss Dienstag im Roten Rathaus: Die Hofjägerallee wird in Helmut-Kohl-Allee umbenannt.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (53, CDU) hatte es bereits auf seinem Parteitag vor zwei Wochen angekündigt. Die Allee führt von der Siegessäule durch den Großen Tiergarten zur Klingelhöferstraße – und an der liegen die Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung und die Parteizentrale der Bundes-CDU.
Die Hofjägerallee hat heute keine Anwohner. Ihren Namen trägt die Straße seit der Neugestaltung des Tiergartens 1832 nach dem dortigen Haus der Hofjäger
Foto: Olaf Selchow
In der Begründung des Senats heißt es jetzt, Helmut Kohl (1930–2017) sei eine der zentralen Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte. Und: „Er hat sich in herausragender Weise um das demokratische Gemeinwesen verdient gemacht – insbesondere durch seine maßgebliche Rolle bei der deutschen Wiedervereinigung sowie bei der europäischen Integration.“
Privatleuten entstehen keine Kosten
Die Hofjägerallee selbst hat keine Anlieger. Ihren Namen trägt die Allee seit der Neugestaltung des Tiergartens 1832 nach dem damaligen Haus des Hofjägers. Nach dem Zweiten Weltkrieg und vielen Abholzungen zum Heizen pflanzte der damalige Oberbürgermeister Ernst Reuter im März 1949 wieder die erste Allee-Linde.
Durch die Umbenennung in Helmut-Kohl-Allee entstehen Privatleuten keine Kosten. Höchstens Firmen, die z.B. Wegbeschreibungen, Stadtpläne oder Navigationsdienste ändern müssen. Eigentlich sollen bei Umbenennungen bevorzugt die bislang unterrepräsentierten Frauen auf Straßenschilder kommen – dies gilt aber nicht, wenn Hauptstadtbelange die Benennung nach einem Mann rechtfertigen.
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Konrad Adenauer (1876–1967): Das Bezirksamt Charlottenburg beschloss kurz nach seinem Tod einstimmig, den Kaiserdamm zum Adenauerdamm zu machen. Hielt aber nur acht Monate. 100.000 Unterschriften dagegen kamen schnell zusammen – Adenauer hatte sich erst neun Tage nach Mauerbau in der geteilten Stadt blicken lassen und Bonn als Ersatzregierungssitz durchgesetzt. Die Schilder wurden im Januar 1963 wieder abgeschraubt. Zehn Jahre später, 1973, wurde ein kleiner spitzer Platz am Ku’damm nach ihm benannt – und die U-Bahn-Station darunter. Und 1998 folgte noch die 290 Meter lange Konrad-Adenauer-Straße zwischen Paul-Löbe-Allee und Spreeufer.
Der Adenauerplatz oberirdisch und im Untergrund sind nach dem ersten deutschen Kanzler benannt
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Ludwig Erhard (1963–1966): Ende der 1990er Jahre war geplant, das Kronprinzenufer in Ludwig-Erhard-Ufer umzubenennen. Daraus wurde dann 2009 ein 470-Meter-Stückchen Ludwig-Erhard-Ufer im Moabiter Spreebogenpark zwischen Moltke- und Kronprinzenbrücke – und natürlich der Sitz der IHK, das Ludwig-Erhard-Haus (eröffnet 1998).
Der Sitz der IHK in der Fasanenstraße heißt Ludwig-Erhard-Haus
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Willy-Brandt-Straße (1969–1974): Wichtigster Anlieger mit Hausnummer 1 ist das Bundeskanzleramt. Umbenannt (früher Moltkestraße) wurde die 550 Meter lange Straße 1998. Der damalige Bundeskanzler Schröder und SPD-Spitzenkandidat Walter Momper enthüllten das neue Schild.
Die Willy-Brandt-Straße zwischen Moltkebrücke und Otto-von-Bismarck-Allee hieß früher Moltkestraße – wichtigster Anlieger ist das Kanzleramt
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Die früheren Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (1966–1969) und Helmut Schmidt (1974–1982) finden sich nicht im Berliner Stadtplan wieder. In der Regel kann nach dem Berliner Straßengesetz eine Benennung nach einer Person frühestens fünf Jahre nach deren Tod erfolgen.