Schwer bewaffnete Spezialeinheiten im Einsatz – zuletzt in der Rockerszene. Foto: IMAGO/Björn Trotzki
Der Polizei ist ein Schlag gegen die Rockerkriminalität gelungen – offenbar mit einem Schwerpunkt in Weil der Stadt. 400 Beamte sind in drei Bundesländern im Einsatz.
Ein Gebäude in Weil der Stadt sowie weitere Objekte mit Schwerpunkt im Kreis Böblingen, Ludwigsburg, Esslingen und Göppingen sind am frühen Dienstagmorgen das Ziel einer Razzia der Polizei geworden. Durchsuchungen gab es auch in Bayern und Rheinland-Pfalz. Mit Helm, Sturmhauben, Schutzwesten und Schusswaffen drangen Spezialeinheiten in unterschiedliche Objekte und Räumlichkeiten ein. Die Aktion richtete sich gegen 21 verdächtige Mitglieder von Gremium MC Nomads Bosporus Türkiye. Es gab eine Festnahme. Bei den Razzien beschlagnahmt wurden Kutten, Waffen, Drogen, Medikamente.
Mehr als 400 Beamte waren am Dienstagmorgen in drei Bundesländern im Einsatz. Dabei wurden zeitgleich Wohn- und Geschäftsräume in Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz durchsucht. Federführend sind das Polizeipräsidium Ludwigsburg und der Staatsanwaltschaften Stuttgart und Tübingen.
Machtdemonstrationen mit Schusswaffen
„Oberflächlich betrachtet war für Außenstehende zuletzt vermeintlich wenig Aktivität der Angehörigen des Gremium MC Nomads Bosporus Türkiye erkennbar“, sagt Einsatzleiter Michael Weiß, „doch der Schein trügt.“ Es geht um Gewaltdelikte und andere Straftaten, auch innerhalb der Gruppierung. Hinzu kommen Auftritte der Rockergruppierung im Internet und den sozialen Medien. Dort würden immer wieder Bilder und Videos mit dem verbotenen Abzeichen des Gremium MC zur Schau gestellt, man präsentiere sich selbst in der Öffentlichkeit mit Schusswaffen. „Derartige Machtdemonstrationen dulden wir nicht“, so Weiß.
Die vorläufige Bilanz der Durchsuchungsmaßnahmen am Dienstag: Neben zahlreichen Kutten mit dem verbotenen Abzeichen des MC Gremium wurden unterschiedliche Waffen, Medikamente sowie Drogen in nicht geringer Menge beschlagnahmt. Gegen einen 44-Jährigen, bei dem eine scharfe Schusswaffe und Drogen sichergestellt wurden, wurde Haftbefehl beantragt. Bei der Polizeiaktion waren außer Ludwigsburg und den Spezialeinsatzkommandos noch Beamte der Polizeipräsidien Konstanz, Stuttgart, Aalen, Reutlingen, Ulm, Pforzheim und Offenburg sowie Kräfte aus Bayern und Rheinland-Pfalz beteiligt.
Razzien und Verbote schon in der Vergangenheit
Die Razzia erinnert an eine ähnliche Aktion im März 2021, als die Rockergruppierung Gremium MC Southgate verboten wurde, eine vorwiegend im Raum Heidelberg agierende Ortsgruppe des Gremium MC Germany. Von dem Verein sei „eine schwerwiegende Gefährdung für individuelle Rechtsgüter und die Allgemeinheit ausgegangen“, so das Innenministerium damals. Das Verbot war mit dem Verdacht der organisierten Kriminalität begründet worden. Mitglieder sollen Straftaten wie Körperverletzung, Nötigung und besonders schwere räuberische Erpressung begangen haben.
Die Heidelberger Gruppe wurde behördlich aufgelöst. Bei den Razzien 2021 sei es auch darum gegangen, Informationen über die Struktur des Vereins zu bekommen. Ableger der Gremium-Rocker in Mannheim, Karlsruhe, Konstanz, Ludwigsburg und Rastatt waren vom Innenministerium bereits 1988 verboten worden – allerdings nahm der Verwaltungsgerichtshof 1992 diese Maßnahmen wieder zurück.