Der Pafos FC ist im europäischen Fußball bis vor ein paar Wochen nahezu unbekannt gewesen. Jetzt spielt er in der Champions League gegen den FC Bayern – dank zweier Männer, die viele Fragen aufwerfen.
Auf die Frage, was er denn über den Pafos FC wisse, sagte Jan-Christian Dreesen: „Dass er auf Zypern ist.“ Damit lag er richtig, und dass der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern nicht mehr über den nächsten Gegner der Münchner in der Champions League wusste, wird ihm kaum jemand übel nehmen.
Der Klub aus der Küstenstadt im Südwesten Zyperns ist ein Neuling in der europäischen Eliteliga. Er ist ein Emporkömmling, der elf Jahre nach seiner Gründung Meister in der höchsten nationalen Liga wurde. Das klingt nach einem Märchen, zumal der Klub 2014 aus einer Fusion von AE Pafos mit AEK Kouklia entstand, zwei aus europäischer Sicht auch sehr leichtgewichtigen Vereinen.
Solche Informationen hätte Dreesen während des Fluges nach Zypern über Seiten wie Wikipedia abrufen können. Das gilt auch für die Namen der beiden Männer, die hinter dem Aufstieg stecken, der kein Märchen ist, wie jedem bewusst gewesen sein wird, der sich mit dem modernen Fußball beschäftigt: Sergej Lomakin und Roman Dubov heißen die beiden Männer. Sie werden gerne als die beiden russischen Investoren bezeichnet, die dem Pafos FC seit 2017 Geld und damit auch Erfolg beschafften.
Lomakin und Dubov – die rätselhaften Investoren von Bayern-Gegner Pafos
Bei aller Vorsicht, die auch gegenüber dem Wahrheitsgehalt von Wikipedia geboten ist, wären Einträge hilfreich, schon allein, um das Alter der Männer zu kennen und eventuell nützliche Links zu erhalten.
Aber beide haben keinen Eintrag, und die Suchmaschinen des Internets bieten in der Regel auch nur Quellen, die voneinander abgeschrieben zu haben scheinen. Über Dubov ist so mehrfach zu lesen, dass er ein 1974 in Ungarn geborener Russe ist, der seit vielen Jahren auch die britische Staatsbürgerschaft besitzt.
Pafos-Investor war auch schon im englischen Fußball tätig
Eine seriöse Quelle der britischen Regierung zählt in einem dem deutschen Unternehmensregister ähnlichen Verzeichnis auf, dass Dubov an vielen Firmen beteiligt war und ist, darunter „Total Sport Investments“ (TSI). Auf der Seite des Unternehmens wird Dubov als CEO bezeichnet. Die russische Flagge fehlt unter dem Foto des Bosse, dafür sind die ungarische und der Union Jack zu sehen.
Zum Portfolio gehören einige Fitnessapps, auch das Medienunternehmen „dugout“, das 2020 allerdings von der deutlich bekannteren Plattform „OneFootball“ aufgekauft wurde.
Das Unternehmensreich und die Aktivitäten des Roman Dubov führen verzweigt in viele Ecken des Fußballs, so auch über ein Start-Up zum italienischen Erstligisten Como 1907, einem anderen Emporkömmling.
Ein weiterer Verein, der im Zusammenhang mit Dubov auftaucht, ist der FC Portsmouth. Der ehemalige englische Meister geriet um 2010 herum in erhebliche finanzielle Turbulenzen und unter Zwangsverwaltung. Mehrmals wechselte der Besitzer, auch Dubov stieg ein, dann aber wieder aus, weil eine andere Person aus dem Konsortium wegen Betrugs festgenommen und später zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Dubov, so ein Bericht der lokalen Zeitung in Portsmouth, habe mit dem Verbrechen nichts zu tun gehabt.
Pafos-Investor Lomakin war mal zypriotischer Staatsbürger
Der andere Mann, der dem Pafos FC zum Aufstieg verhalf, heißt Sergej Lomakin. Der 1973 geborene Russe war auch mal zyprischer Staatsbürger. Aber die Staatsbürgerschaft wurde ihm wieder entzogen, nachdem sich eine Untersuchungkommission genauer angesehen hatte, wem sie alles den zyprischen Pass erteilt hatte, um Investitionen auf die Insel zu holen.
Drei Delikte für sich genommen oder in Kombination hätten zum Entzug der Staatsbürgerschaft führen können: Vorlage falscher oder irreführender Angaben, Vorstrafen, Nichteinhaltung der Bedingungen. Was bei Lomakin zum Tragen kam, ist nicht bekannt.
„Forbes“ schätzt das Vermögen von Lomakin auf eine Milliarde Euro
Lomakin, der laut des renommierten US-Magazins „Forbes“ auf ein Vermögen von etwa einer Milliarde Euro geschätzt wird, ist durch einen Einzelhandels-Discounter reich geworden, der in Russland und umliegenden Ländern tausende Filialen betreibt.
Lomakin ist auch am FC Rodina aus Moskau beteiligt, einem russischen Zweitligisten. Der Riga FC wird ebenfalls in verschiedenen Quellen als Klub aufgeführt, an dem Lomakin zumindest Anteile hält.
In einem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung vom Mai 2023 heißt es: „Lomakin darf gerade nicht nach Lettland einreisen, er steht auf einer schwarzen Liste.“ Das lettische Innenministerium führt nachweislich eine solche persona-non-grata-Liste und veröffentlicht über seine Homepage Neuzugänge. Die komplette Liste ist nicht öffentlich. Ob Lomakin, wie in vielen Quellen zu lesen ist, tatsächlich eine in Lettland unerwünschte Person ist, bleibt zu klären – wie so viele Dinge rund um zwei Männer, die den Pafos FC aus Zypern auf die Landkarte des großen europäischen Fußballs gebracht haben.
