Die Caritas Mönchengladbach feiert 2025 einen runden Geburtstag. Seit 60 Jahren gibt es den mobilen Mahlzeitendienst. In dieser Zeit hat sich vieles verändert, aber die Grundidee ist geblieben: „Wir wollen Seniorinnen und Senioren ermöglichen, möglichst lang selbstständig und selbstbestimmt zu leben“, sagt Christof Wellens, erster Vorsitzender des Caritasverbandes Mönchengladbach. Gerade das Kochen sei für Alleinlebende eine Herausforderung.
Das bestätigt auch Sibille Inderelst, eine 93-jährige Odenkirchenerin. „Wenn ich einmal Wirsing koche, kann ich mehrere Wochen davon essen“. Eine Bekannte von ihr ließ sich schon länger von einem anderen Anbieter portionsweise Essen liefern, doch ein Aspekt ließ Inderelst zögern. „Das Essen gab es auf Plastikgeschirr, das ist doch nicht schön.“ Ihr Sohn habe daraufhin die Caritas kontaktiert und von der aktuellen Veränderung erfahren. Seit diesem Jahr erhalten alle Kundinnen und Kunden ihre Mahlzeiten in Porzellangeschirr. Inderelst probierte es aus und lässt sich mittlerweile dreimal pro Woche bekochen.
„Wir haben 2023 mit der Umstellung auf Mehrweggeschirr begonnen,“ erklärt Paul Hansen, Leiter des mobilen Mahlzeitendienstes. Das sei mit einigem logistischem Aufwand verbunden gewesen. Wenn die Fahrerinnen und Fahrer das neue Essen ausliefern, nehmen sie die temperaturisolierenden Styroporboxen und Porzellanschüsseln der vorherigen Mahlzeit wieder mit. Das Geschirr wird gereinigt und für die nächste Lieferung aufbewahrt.
Die neuen Speisepläne erhalten die Kundinnen und Kunden von ihren Fahrern jeweils zwei Wochen im Voraus. Fast immer gibt es eine vegetarische Option und eine mit Fleisch, der Samstag ist für Eintöpfe reserviert. Auch ein Salat und ein Dessert gehören zu den Gerichten. An großen Feiertagen wie Weihnachten gibt es besondere Festtagsmenüs. Und wenn man rechtzeitig Bescheid sagt, kann man natürlich auch zusätzliche Portionen für Gäste bestellen.
Auf die Spargelsaison hat sich Inderelst in diesem Jahr besonders gefreut. Außerdem lobt sie die Freundlichkeit der Lieferanten und merkt an, sie könne „die Uhr nach den Lieferungen stellen“. Den Interaktionen beim Ausliefern der Mahlzeiten misst auch Wellens eine besondere Bedeutung bei: „Die Fahrerinnen und Fahrer kennen ihre Kunden und sind manchmal die Ersten, die bemerken, wenn es jemandem nicht gut geht“.
1965 waren es noch Ehrenamtler in Privatautos, die Essen in einer Gaststätte abholten und in ihren privaten Autos zu ihren älteren Mitmenschen brachten. Seit der Caritas ein Auto geschenkt wurde, konnte der mobile Mahlzeitendienst schrittweise professionalisiert werden. Frank Polixa, Geschäftsführer der Caritas Mönchengladbach, nutzt das Jubiläum, um eine „Bilanz der großen Hilfe” zu ziehen: Der mobile Mahlzeitendienst hat mittlerweile sieben Lieferfahrzeuge und 14 Fahrerinnen und Fahrer. Im vergangenen Jahr wurden von ihnen 62.760 Essen geliefert, also etwa 170 pro Tag. Inzwischen sind es die Küchenteams der Caritaszentren in Holt, Rheydt und Giesenkirchen, die die Gerichte zubereiten. “Frisch, lecker und ausgewogen”, wie Polixa betont. In den letzten 10 Jahren habe sich die Anzahl der gelieferten Menüs, vermutlich auch coronabedingt, um die Hälfte erhöht, sagt er. So viele Menschen wie noch nie nutzen das Angebot, das von Kohlrouladen über Pellkartoffeln bis zu Currywurst reicht.