„Hey, was macht ihr da?“ – so lautet oft die Frage, wenn Ben Albert und Sebastian Benner auf der bunt bemalten „Sprung“-Anlage an der Stettiner Straße mit Schwung über Stufen springen oder flink auf Mauern klettern. Die beiden „Straßensportler“ vom Hellerhofer SV haben dann vor allem eine Antwort parat: „Probier es einfach mal aus!“ Parkour wird ein individuelles Bewegen im urbanen Raum bezeichnet, bei dem sich kleine und große Läuferinnen und Läufer ihren eigenen Weg über Hindernisse und durchs Leben bahnen, losgelöst von allen vorgegebenen Regeln und Gewohnheiten.
„Parkouring ist vor allem ein freies Lebensgefühl und das Erkennen eigener Grenzen“, verraten die Bewegungskünstler Ben und Sebastian, die in Düsseldorfs südlichstem Stadtteil diesen „grenzenlosen“ Bewegungsspaß als Übungsleiter den Kindern und Jugendlichen beim Hellerhofer Sportverein (HSV) vermitteln. Ziel beim Parkouring ist es, mit kreativen Lösungen und mittels „flüssiger und schneller Bewegungen“, wie es auf der Webseite des Vereins heißt, möglichst effizient ein Ziel zu erreichen.
Seit 2013 bereits gehört diese Sportart beim HSV zum Fitness-Angebot – damit war der Verein der erste in der Landeshauptstadt, der dieses machte. Bevor Orte wie die städtische Parkour-Anlage in Garath oder theoretisch fast jeder andere freie öffentliche Raum genutzt werden können, sollten aber die sportlichen Grundlagen erlernt werden.
Dazu bietet der HSV aktuell zwei Kurse an – einen für Kinder von zehn bis 14 Jahren und einen weiteren für Teilnehmer ab 15 Jahren. In der Turnhalle der Gesamtschule Stettiner Straße werden das Springen, Klettern, Fallen und geschicktes Abrollen in weicher Umgebung geübt und anschließend immer wieder verfeinert. In einem Dschungel aus Turnmatten, Kästen und Böcken wird der Ernstfall zunächst indoor geprobt.
Ein Vorteil beim Parkouring: Eine kostspielige Ausrüstung wird nicht benötigt. Turnschuhe genügen. Das Outfit kann mit lockerer Sportkleidung so einfach und unterschiedlich gestaltet sein, wie Parkouring selbst.
Ben Albert jedenfalls war von diesem Szenesport auf Anhieb fasziniert. „Frei sein, eigene Wege gehen“, das gehört für den 21-jährigen Benrather längst zum Alltag. Selbst über den Campus der Hochschule Düsseldorf bewegt sich der Maschinenbau-Student mitunter höchst individuell. Aufgrund seines Studiums wird der zukünftige Energieberater sein Engagement als Übungsleiter beim HSV allerdings reduzieren und das meiste an Sebastian Benner übergeben.
Der 20-jährige Hildener, der aktuell ein duales Studium der Fitnesswissenschaft und Fitnessökonomie an der IST-Hochschule in Düsseldorf absolviert, hat Vereinsluft in Hellerhof zunächst beim Bogenschießen geschnuppert. Beim Parkour sei „körperlich alles drin“, hat Sebastian festgestellt, und diese Rundum-Erfahrung will er gerne weitergeben. Neue Sprünge, neue Sprungkombinationen sowie eine ständige Horizonterweiterung machen aus seiner Sicht den Reiz dieser Sportart aus.
Nicht zu verwechseln ist Parkour mit der akrobatischen Variante Freerunning. Letztere ist von Stunts und Tricks wie Salti oder Schrauben geprägt. Der Franzose Sébastien Foucan hat Freerunning seinerzeit erfunden, welches durch Filme wie den Bond-Klassiker Casino Royale bekannt geworden ist, wo sich Foucan und Daniel Craig als 007 eine waghalsige Verfolgungsjagd liefern.
Möglichst oft drängt es Sebastian Benner in seiner Freizeit in die freie Natur. Eine Wandertour durch den Schwarzwald steht gerade bevor. Um zu entspannen, hat der 20-Jährige zudem das Lesen klassischer Lektüre für sich entdeckt. „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry steht aktuell auf dem Leseplan, wenn er sich in den Benrather Schlosspark oder den Hildener Stadtpark zurückzieht. „Das hat etwas Meditatives“, verrät der Student – ähnlich wie das tollkühne Fliegen durch Zeit und Raum bei seinem Lieblingssport.