Dr, Hans Kleemann überprüft ein Ventil an einer Cluster-Anlage im IAP-Labor der TU Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Dr, Hans Kleemann überprüft ein Ventil an einer Cluster-Anlage in der TU Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Kleemann will Preisgeld der Herz-Stiftung verwenden, um seine Öko-Platinen weiterzuentwickeln

Dresden/Hamburg, 1. Oktober 2025. Für seine biologisch abbaubaren Elektronik-Leiterplatten aus „Blättern“ bekommt Dr. Hans Kleemann von der Technischen Universität Dresden (TUD) den mit einer halben Million Euro dotierten Joachim-Herz-Preis 2025. Das hat die Joachim-Herz-Stiftung in Hamburg mitgeteilt. „Vereinfacht gesagt: Hans Kleemann will Leiterplatten auf Bäumen wachsen lassen“, würdigt die Stiftung den Forscher. „Dieser Satz beschreibt gut, wie verrückt und zugleich genial dieser Plan ist.“

„Neue Wege zu einer ressourcenschonenden Elektronik“

„Sein Ansatz, natürliche Strukturen für Hightech nutzbar zu machen, eröffnet neue Wege zu einer ressourcenschonenden Elektronik“, lobt die Stiftungs-Vorstandsvorsitzende Prof. Sabine Kunst den Dresdner Physiker. Dies sei „ein beeindruckendes Beispiel für interdisziplinäre, mutige Forschung“.

Globaler Leiterplatten-Müllberg wächst jedes Jahr um 37 Millionen Tonnen

Hintergrund: Jedes Jahr entstehen weltweit rund 62 Millionen Tonnen Elektroschrott, rund 60 Prozent davon bestehen aus Leiterplatten. In nahezu jedem Gerät mit integrierter Elektronik stecken solche Platinen, vom Handy über die Waschmaschine und den Fernseher bis hin zu Auto und Werkzeugmaschine. Denn Leiterplatten sind die Träger für Prozessoren, Speicherchips, Dioden, Widerstände, Kondensatoren und andere elektrische und elektronische Bauelemente, verbinden sie zu einem sinnvollen Ganzen.

Klassische Platinen enden letztlich als Häckselberg

Doch wird das Gerät ausgemustert, werden diese Platinen im besten Falle zerhäckselt, um aus dem entstehenden Granulat die Wertstoffe herauszuziehen. Denn klassische Leiterplatten bestehen laut Kleemann „vor allem aus einer Glasfasermatte, die mit einem Epoxidharz umgossen und letztlich durch nichts zu zerstören ist außer durch Verbrennen bei sehr hohen Temperaturen. Das ist aber zu aufwändig und verbraucht nur noch viel mehr Energie“. Also werden sie gehäckselt und zum Beispiel in Versatzbergwerken eingelagert – „im Grunde für die Ewigkeit“. Zudem werden schon für die Produktion der Platinen Erdöl oder andere fossile Ausgangsstoffe benötigt. Ökologisch gesehen ist all dies ein eher unbefriedigender Zustand.

Leaftronic-Leiterplatte mit Schaltkreis. Foto: Kai Schmidt für die TU Dresden

Leaftronic-Leiterplatte mit Schaltkreis. Foto: Kai Schmidt für die TU Dresden

Dresdner nutzen Blattstrukturen und Siebdruck

Dr. Kleemann und sein Team im „Integrated Center for Applied Physics & Photonic Materials“ der Dresdner Exzellenz-Uni gehen da einen ganz anderen Pfad: Im Forschungsprojekt „UnbeLEAFable“ kochen sie natürliche Blätter aus, befüllen sie mit Polymeren und bringen mit Siebdruckern die Leiterbahnen aus Kohlenstoff auf. Danach lassen sich die Platinen mit elektronischen Bauelementen bestücken. So entstehen nachhaltige Leiterplatten, die sich laut TUD hinterher kompostieren oder in Biogasanlagen verarbeitet lassen.

Bildungsprojekt in den Technischen Sammlungen geplant

Mit dem Preisgeld will Kleemann nun aus seinen Baumblättern flexible Leiterplatte entwickeln, die sich für kleinere Geräte eignen. Auch möchte er darauf Kupferleiterbahnen ressourcensparend aufbringen. Zudem planen der Uni-Forscher und die Technischen Sammlungen Dresden gemeinsame Bildungsangebote, die seine Blätterleiterplatten in der Gesellschaft bekannt machen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Joachim-Herz-Stiftung, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

Ähnliche Beiträge

Ähnliche Beiträge