Daniel Bartsch mit dem Siebenschläfer aus dem Museum. Er hat ihn wieder in den Wald gebracht. Foto: Iris Frey
Ein Siebenschläfer sorgte im Naturkundemuseum für Aufregung. Wie Präparator Daniel Bartsch den Nager rettete und warum der Fund so besonders ist.
Während vor dem Naturkundemuseum am Löwentor Schüler aus Stuttgart und der Region bei einer Pflanzaktion viel über Artenvielfalt lernten, hat ein kleines heimisches Nagetier im Verwaltungs- und Wissenschaftstrakt für Erstaunen gesorgt. Denn dort entdeckte der Präparator Daniel Bartsch einen kleinen Siebenschläfer. Dieser hatte sich heimlich in die Teeküche des Forschungsgebäudes eingeschlichen.
In einer Plastikbox hat er das Nagetier gefangen und gleich nach draußen gebracht. Dort sorgte er mit seinem besonderen Fund für überraschte Blicke – auch beim Direktor des Naturkundemuseums, Lars Krogmann, und bei Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin, die gerade die Schüler begrüßt hatten.
Der Siebenschläfer in der Box. Foto: Iris Frey
Während um ihn herum fünf Naturinseln bepflanzt wurden, saß das kleine Nagetier mit seinen dunklen Knopfaugen, den runden aufgestellten Ohren und seinem buschigen Schwanz und hellen Bauch ganz ruhig in der Box. „Ich bringe es gleich in den Wald“, so Bartsch. Es sei nicht das erste Mal, dass sich ein Siebenschläfer gerade im Herbst beim Wechsel vom Sommer in die kalten Tage ins warme Haus verirrt habe auf der Suche nach einem warmen Überwinterungsplatz, erklärte er. Denn die Siebenschläfer halten Winterschlaf – und zwar nach Angaben des Naturschutzbundes Nabu Baden-Württemberg sieben Monate von Oktober bis in den Mai.
Der Nager knabbert gerne Kabel an
Auch Kölpin kennt natürlich die Nagetiere, die auch in der Wilhelma leben, und hat schon seine Erfahrungen gemacht: „Besonders schlimm ist es, wenn sie Kabel durchnagen.“ Die Tiere dringen auch durch schmale Löcher: „Sie können sich ganz schlank machen“, so Kölpin. Und er weiß auch gleich, warum das Tier einen weißen Bauch hat: Es sind Baumbewohner. So sind sie gut getarnt von unten gegen Fressfeinde und auch von oben mit ihrem grauen Fell unauffällig. Fressfeinde sind Marder, Eulen, Waldkauz und Katzen. Wer einen Siebenschläfer findet, sollte das Wildtier vorsichtig in einem Behälter nach draußen bringen, möglichst weit weg von Gebäuden.
Der Siebenschläfertag und die richtige Legende
Übrigens gut, dass der Siebenschläfer nicht am Siebenschläfertag, am 27. Juni, aufgetaucht ist. Da gilt die alte Bauernregel „Siebenschläfer Regen – sieben Wochen Regen“ oder „Ist der Siebenschläfer nass, regnet’s ohne Unterlass“. Oder nicht? Nein, denn der Siebenschläfertag bezieht sich laut Nabu auf eine Legende aus dem Jahr 251 mit sieben in eine Berghöhle eingemauerten Christen in Ephesus, die nach 195 Jahren entdeckt und wieder geweckt wurden.
Siebenschläfer sind streng geschützt
Die Siebenschläfer stehen unter Artenschutz und gehören zu den besonders geschützten Tieren, macht der Nabu klar. Sie dürfen nicht gefangen, verletzt oder getötet werden. Fachberatungen von der Unteren Naturschutzbehörde informieren und beraten.
Der Nager vom Naturkundemuseum ist inzwischen wieder im Freien und darf, wenn er sein neues Winterquartier gefunden hat, sieben Monate schlafen – egal, ob es regnet, schneit oder nicht.