Kommentar

Viele Institutionen in der Schweiz trauen sich gegenüber Trump nicht mal mehr ein Räuspern

Während die Bevölkerung versucht, ein Zeichen zu setzen, und auf Amerika-Reisen verzichtet, ducken sich Universitäten weg und versuchen sich aus allem rauszuhalten. Das ist schlecht kalkuliert.

Trump interessieren nur die Sportmannschaften der Unis: Der Präsident und Vize-Präsident JD Vance beim Empfang der des Football Teams der Ohio State Universität am Montag in Washington. Trump interessieren nur die Sportmannschaften der Unis: Der Präsident und Vize-Präsident JD Vance beim Empfang der des Football Teams der Ohio State Universität am Montag in Washington.

Alex Brandon / AP

Es ist tatsächlich erschütternd, was in Amerika abgeht. Aber manchmal friert einen noch mehr, wenn man die Reaktionen darauf im eigenen Land hört. Da werden von der Bevölkerung zwar weniger Teslas gekauft und US-Ferien abgesagt, das schon. Und hoffen wir mal, dass das nicht nur praktische Gründe hat – etwa, weil man der Überwachung aus den USA im Auto misstraut und fürchtet, an der Border Control nicht reingelassen zu werden –, sondern dass manche bereit sind, aus Überzeugung auf etwas zu verzichten.

Wahrlich das Gegenteil von Protest und Rückgrat zeigen hierzulande die meisten Firmen und Institutionen. Da wundern wir uns über schweigende Professorinnen in den USA und über ausgewanderte Freunde, die plötzlich betonen, man solle im Chat «bitte nichts Politisches» mehr schreiben. Aber hey, die müssen immerhin im Land des Verrückten überleben.

Doch hier, im Land der unerschütterlichen Demokratie, grassiert der vorauseilende Gehorsam ebenso. Einfach ohne dass man ihn nachvollziehen könnte. Da sagt ein Professor an einer universitären Institution, die wir hier nicht nennen, ein paar kluge Sätze über das Wesen von Donald Trump, und anderntags streichen seine Chefs den ganzen Abschnitt. Man wolle nichts zu Trump sagen. Und das war nicht die ETH, die kürzlich ebenfalls verkündet hat, nichts mehr zur Geopolitik sagen zu wollen. Es war ein kleiner Fisch – wohl ohne Forschungsgelder der USA.

Es ist schlimm genug, dass die Politik kuscht und den «Gesslerhut grüsst», wie sich SP-Nationalrat Jon Pult ausgedrückt hat. Dies, nachdem der Bund bekannt gegeben hatte, er wolle nun Google, Facebook und Youtube nicht strenger regulieren, um Trump nicht zu verärgern. Aber wenn man in der Schweiz schon ohne Moral knallhart zum eigenen Vorteil rechnet, dann sollte man richtig rechnen: Amerika will keine Freunde mehr, also bringt auch vorauseilender Gehorsam nichts. Gerade als Universität kann man bei Trump nichts herausholen, denn er verachtet die Wissenschaft generell. US-Forschungsgelder werden so oder so gestrichen. Eine klare Positionierung hingegen würde immerhin das Image stärken und eine Uni glaubhaft machen.

Natürlich kann man versuchen, sich aus allem rauszuhalten. Aber Institutionen überschätzen sich, wenn sie denken, das würde in Amerika gross auffallen. Auffallen tut es den Bürgerinnen und Bürgern hier.