Der Stuttgarter Aurel Mertz macht normalerweise Comedy. Ab Donnerstag ist er in der ARD-Serie „Naked“ zu sehen. Warum spielt er ausgerechnet in einer Serie über Sexsucht mit?

Normalerweise steht Aurel Mertz auf Bühnen oder ist in Kurzclips auf Social Media zu sehen. Das Ziel: Die Leute zum Lachen bringen. Nun hat der gebürtige Stuttgarter sein Debüt im Drama. Die ARD-Serie „Naked“, die ab dem 2.10. in der ARD Mediathek startet, handelt von Sexsucht und toxischen Beziehungen. Aurel Mertz spielt dort den Ex-Freund der Hauptperson Marie, die sich Hals über Kopf in eine Beziehung mit einem Sexsüchtigen stürzt.

Herr Mertz, Sie machen normalerweise Comedy – diese Serie hat nicht den Anschein, lustig zu sein. Was hat Sie daran gereizt?

Genau das. Ich mache jetzt schon seit über zehn Jahren Comedy in verschiedensten Variationen – da sucht man dann schon immer wieder neue Herausforderungen, um sich als Künstler weiterzuentwickeln.

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Wie unterschiedlich fühlt sich für Sie die Arbeit vor der Kamera im Comedy-Kontext und in einem Drama wie „Naked“ an?

Interessanterweise sind sich Comedy und Drama schon sehr ähnlich. Das Setup der verschiedenen Situationen ist beinahe gleich, nur am Ende fehlt die Pointe, was dazu führt, dass die Spannung am Set nie wirklich gelöst wird. Das ist reizvoll, weil das Arbeiten sehr konzentriert ist, aber dafür nicht ganz so ausgelassen spaßig wie in der Comedy.

Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Svenja Jung, die Hauptdarstellerin, und Bettina Oberli, die Regisseurin, haben mir ganz wundervoll geholfen, den Charakter zu verkörpern, und mir viele Tipps gegeben.

„Naked“ bricht ein Tabu, indem die Serie Themen wie Sexsucht und Co-Abhängigkeit ins Zentrum rückt. Inwiefern hatten Sie Respekt davor, Teil einer Geschichte zu sein, die diese bislang wenig sichtbaren Themen anspricht?

Auch von der Comedy bin ich es gewohnt, neue provokante Themen anzusprechen, insofern ist das für mich gar kein so großes Thema gewesen.

Wie haben Sie die Atmosphäre am Set erlebt, wenn so sensible Themen verhandelt werden?

Das war schon sehr intensiv. Normalerweise bin ich es gewohnt, dass am Ende einer Szene jeder lacht. Von Kamera bis Ton. Hier liefen nach der Klappe schon mal Tränen, sogar beim Team.

Was haben Sie im Laufe der Dreharbeiten über Sexsucht und toxische Beziehungen gelernt?

Ich lebe in Berlin, da hat man ja schon einiges gehört, aber hier habe ich das Ganze dann intensiv verbildlicht bekommen.

Das müssen Sie erklären. Was lernt man in Berlin über Sexsucht? Würde man das in Stuttgart nicht lernen?

Berlin ist als Stadt schon sehr intensiv und man wird gefühlt mit jeder Art Sucht mal in irgendeiner Form konfrontiert. Das liegt aber eher daran, dass die Stadt sehr viel größer als Stuttgart ist und tatsächlich weniger tabuisiert. Mein Eindruck ist der, dass die Leute ihre Probleme oder eben auch Süchte etwas öffentlicher verhandeln. Der Kessel ist da manchmal etwas schamvoller.

Sie sind in Stuttgart aufgewachsen – inzwischen stehen Sie auf Bühnen in ganz Deutschland. Gibt es Orte oder Momente in Stuttgart, an die Sie gerne zurückdenken?

Unendlich viele. Mit meinen Freunden am Teehaus abhängen und über die Stadt gucken, zuhause mit meinen Katzen im Garten spielen, überall richtig gute Brezeln essen und irgendwann im Tonstudio, das mittlerweile geschlossen ist, feiern zu gehen. Das war schon auch eine tolle Zeit.

Wird man Sie künftig noch öfter als Schauspieler (in dramatischen Rollen) sehen?

Absolut. Ich bin all in. Das ist eine tolle Gelegenheit, andere Facetten von mir zu zeigen und eine schöne Motivation, sich als Schauspieler weiterzuentwickeln.

„Naked“

Handlung
„Naked“ handelt von Marie, die sich in den sexsüchtigen Luis verliebt und sich von ihm in eine die emotionale Abhängigkeit ziehen lässt. Aurel Mertz spielt David, den Ex-Freund von Marie, der auch ein Kind mit ihr hat. Mertz sagt über ihn: „Er hat irgendwie auch ein bisschen zu viel Zeit in der Natur verbracht, deshalb ist er manchmal etwas weltfremd.“

Ausstrahlung
Die Serie mit sechs circa 50-minütigen Folgen ist ab dem 2. Oktober in der ARD Mediathek zu sehen. Im Ersten wird sie am 3. und 4. Oktober ausgestrahlt.