Es war ein Paukenschlag, als Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks in der vergangenen Woche eine überraschende Wende verkündete: Die seit sechs Jahren konkret geplante S-Bahnlinie S6 von Altona durch den Norden Bahrenfelds nach Lurup und Osdorf soll doch nicht gebaut werden. Stattdessen wird die bereits im Bau befindliche U-Bahnlinie U5 von den Volkspark-Arenen nach Osdorf verlängert. Geringere Kosten, ein schnellerer Bau und eine größere Chance auf Fördergelder, so die offizielle Begründung des Senators. Zudem sprechen noch weitere gewichtige Gründe für den Bau der U-Bahn.
Gänzlich verzichten will Hamburg auf die S6 allerdings nicht. Nach den Plänen der Verkehrsbehörde soll sie stark verkürzt realisiert werden – vom Bahnhof Holstenstraße bis zur Bahrenfelder Trabrennbahn. Dort sollen in den kommenden Jahren 2.500 neue Wohnungen und die „Science City“ entstehen. Und nicht ganz zufällig ist hier auch das potenzielle Olympische Dorf vorgesehen, falls Hamburg 2036 oder 2040 die Sommerspiele austragen sollte.
Doch hat diese „S6 light“ in den Norden von Bahrenfeld überhaupt eine realistische Chance, jemals gebaut zu werden? Vieles spricht dagegen, und selbst die Verkehrsbehörde verbreitet wenig Hoffnung.
NAHVERKEHR HAMBURG erklärt in dieser Analyse die Hintergründe und skizziert drei realistische Szenarien, wie die Geschichte der S6 nun weitergehen könnte.
Der neue Plan: eine S-Bahn im Mini-Format
Vier statt neun Kilometer, drei statt fünf Stationen: So sieht der Plan für die verkürzte S6 aus. Er sieht eine Ausfädelung am S-Bahnhof Holstenstraße aus dem bestehenden Netz vor, gefolgt von einer Tunnelstrecke unter der Stresemannstraße mit Haltestellen an der Ruhrstraße und der Von-Sauer-Straße. Von dort soll es unter der Bahrenfelder und Luruper Chaussee bis zur Trabrennbahn Bahrenfeld weitergehen, wo die Strecke enden würde.
Mit dieser Kappung entledigt sich die Planung der beiden größten Probleme des ursprünglichen Verlaufs: der heiklen Nähe zur Forschungsanlage DESY, die eine teure Tunnelführung in Schlangenlinien erfordert hätte, und der Durchquerung des dünn besiedelten Gebiets bis Lurup.
Letzteres war der Hauptgrund, warum die lange S6 trotz aller Optimierungen als unwirtschaftlich galt und keine Aussicht a…