Seit Wochen nicht mehr gesehen

Hochrangiger chinesischer Diplomat verschwunden

02.10.2025 – 01:35 UhrLesedauer: 2 Min.

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Liu Jianchao bei einem Treffen mit japanischen Politikern. Der Diplomat wurde als möglicher nächster chinesischer Außenminister gehandelt. (Archivbild) (Quelle: IMAGO/imago)

Ein chinesischer, hochrangiger Außenpolitiker ist offenbar seines Amtes enthoben worden. Liu Jianchao wurde seit Wochen nicht mehr öffentlich gesehen.

In China ist offenbar ein hochrangiger Politiker bei der Parteiführung in Ungnade gefallen. Liu Jianchao, ein einflussreicher chinesischer Außenpolitiker, ist seit zwei Monaten nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten. Im Juli gab es Berichte, nach denen der Diplomat bei der Rückkehr von einer Reise festgenommen wurde.

Jetzt wurde auf der Webseite der Kommunistischen Partei Chinas (CPC) sein Foto als Chef der Internationalen Abteilung ausgetauscht. Statt ihm ist dort jetzt Liu Haixing zu sehen, der bislang für Europa-Beziehungen zuständig war. Auch die Webseite mit dem persönlichen Profil von Jianchao wurde entfernt. Eine offizielle Mitteilung zu dem Wechsel gab es bislang nicht. Die Internationale Abteilung ist in der CPC für Beziehungen zu anderen Parteien im Ausland und zu sozialistischen Staaten zuständig.

Liu Jianchao traf sich häufig mit ausländischen Würdenträgern und hatte kürzlich Großbritannien besucht, berichtet der britische „The Guardian“. Er spricht fließend Englisch, studierte Internationale Beziehungen an der Universität Oxford, war in der chinesischen Vertretung in Großbritannien tätig. Er war zuvor Sprecher des Außenministeriums und chinesischer Botschafter in Indonesien und den Philippinen.

Wie der „Guardian“ berichtet, sahen Experten ihn als möglichen nächsten Außenminister Chinas. Sein plötzliches Verschwinden aus der Öffentlichkeit ist der prominenteste Fall in China, seit 2023 der damalige Außenminister Qin Gang ausgetauscht wurde.

Das „Wall Street Journal“ berichtete unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen, dass gegen Liu Jianchao wegen mutmaßlicher Korruption und Verstößen gegen die Parteidisziplin ermittelt werde. Liu selbst war zuvor für die Zentralkommission für Disziplininspektion tätig, Chinas Behörde zur Bekämpfung von Korruption. Eine von Lius Stellvertreterinnen, Sun Haiyan, wurde Berichten zufolge im August ebenfalls befragt, ist aber seitdem bei öffentlichen Veranstaltungen aufgetreten.

In den vergangenen Jahren wurde eine Reihe hochrangiger chinesischer Beamter ohne Erklärung aus dem öffentlichen Leben genommen. Der ehemalige Verteidigungsminister Li Shangfu wurde 2023 entlassen und später zusammen mit Wei Fenghe, einem weiteren ehemaligen Verteidigungsminister, sogar aus der Partei ausgeschlossen. Es wurde offiziell bestätigt, dass ihre Strafen im Zusammenhang mit einer Korruptionsuntersuchung in der Volksbefreiungsarmee standen.

Der ehemalige chinesische Landwirtschaftsminister Tang Renjian ist am Mittwoch wegen Korruption sogar zum Tode verurteilt worden, berichtet der ORF. Die Vollstreckung der Todesstrafe wurde für zwei Jahre ausgesetzt. Tang habe in den Jahren 2007 bis 2024 Schmiergelder und Sachwerte im Gesamtwert von mehr als 268 Millionen Yuan (32 Millionen Euro) angenommen.