Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, befürchtet den Umbau der USA in eine Autokratie. Er habe sich am 20. Januar, dem Tag der Vereidigung von Präsident Donald Trump, fast ungläubig gefragt, in welcher neuen Zeit man gelandet sei, sagte der katholische Bischof dem vorbereitetem Redetext zufolge in seiner Osternachtpredigt in Limburg.
„Seitdem werden in Nordamerika die demokratischen Strukturen autoritär umgebaut, die Freiheit der Medien wird attackiert, Beamte werden unter Druck gesetzt oder gefeuert, Grenzen dichtgemacht, internationale Vereinbarungen von heute auf morgen aufgekündigt, Handelspartner mit Zöllen belegt.“
Wir machen die Augen auf – und nichts ist mehr wie gewohnt.
Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
„Ein neuer Stil internationaler Politik, der vor Lügen und öffentlicher Demütigung nicht zurückschreckt, erinnert an finstere Zeiten, da Großmächte ohne Rücksicht auf die Souveränität kleiner Staaten und die weltweiten Folgen ihre Einflusssphären miteinander absteckten“, sagte Bätzing weiter. „Europa blickt wenig vorbereitet einer ungewissen Zukunft entgegen“, ohne Trump in seinen Ausführungen namentlich zu nennen.
Im vergangenen Monat hatten die katholischen Bischöfe bereits den Umgang der USA mit der Ukraine als „Skandal“ verurteilt. Die Bischöfe hielten das Verhalten der Trump-Regierung für „schlichtweg unverantwortlich“, hatte Bätzing zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung gesagt.
„Jetzt eine Annäherung an (den russischen Präsidenten Wladimir) Putin zu versuchen, Druck auszuüben bis hin zu erpresserischen Maßnahmen, was Rohstofflieferungen betrifft“, bedeute im Grunde, die Ukraine dem Aggressor Russland weitgehend preiszugeben. „Das ist ein Skandal, um es deutlich zu machen.“
Bätzing sprach in seiner Predigt auch den russischen Überfall auf die Ukraine, die Corona-Pandemie und den Hamas-Überfall auf Israel und dessen Folgen an. „Hatten Sie in den vergangenen Jahren auch schon einmal den Eindruck, von einem auf den anderen Tag in einer neuen Welt aufgewacht zu sein?“, sagte der Bischof. „Wir machen die Augen auf – und nichts ist mehr wie gewohnt.“
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Weiter sagte er: „Die Geschwindigkeit der Veränderungen und ihre unabsehbaren Folgen für die Zukunft überfordern, verunsichern und ängstigen heute viele.“
Bätzing mahnte, mit der Kraft des christlichen Glaubens gegen „Ängstlichkeit und Trauer“ vorzugehen: „Der Sinn der jährlichen Osterfeier besteht für mich darin, unseren Halt suchenden Herzen und unserer wankenden Vernunft zu dieser Glaubensentscheidung aufzuhelfen.“ (dpa, AFP)