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Trade RepublicDer Online-Broker Trade Republic zählt zu den wertvollsten deutschen Finanz-Start-ups (Archivbild). © Fabian Sommer/dpa

Trade Republic hat falsche Steuerkorrekturen in der Höhe von mehreren tausend Euro vorgenommen. Doch Betroffene erhalten keinen Support – und keine Rückerstattung. Was ist los beim Neo-Broker?

Berlin – Ein Berechnungsfehler hat einigen Trade Republic-Kunden mehrere tausend Euro gekostet. Statt einer raschen Klärung erhalten verärgerte Kunden jedoch wochenlang keine Rückmeldung vom Kundenservice. Auslöser könnte ein Fehler des Neobrokers bei der Steuerberechnung nach dem Aktiensplit des KI-Unternehmens Nvidia sein. Trade Republic räumt nun zwar einen Fehler ein, überrascht jedoch damit, dass es nicht zu einer direkten Rückbuchung des Geldes kommen wird. Auf Reddit vermuten Nutzer, dass dieser Vorgang rechtswidrig sein könnte.

Fälschliche Steuerkorrekturen bei Trade Republik: „Mein Konto ist immer noch im Minus“

Mehrere Kunden von Trade Republik wurden kürzlich von fälschlichen Steuerkorrekturen überrascht. „Auf einmal wird mir 7k Steuerkorrektur abgezogen auf TR. Das ist unmöglich … ist das bei jemanden schon vorgekommen und was kann man dagegen tun? Stehe gerade mega unter Schock“, liest man auf der Diskussionsplattform Reddit. Auch Wochen später war der Fall noch nicht geklärt: „Mein TR Konto ist immer noch unberechtigt in 7k minus und habe mittlerweile die letzte Drohung bekommen à la Inkassoverfahren“, schreibt der User.

Laut Trade Republic sei ein technisches Problem, das insbesondere Nvidia-Transaktionen Anfang 2024 betroffen habe, verantwortlich für den Fehler. Dadurch seien im Steuerbericht falsche Anschaffungskosten sowie Gewinn- und Verlustrechnungen entstanden.

Wochen später meldet sich der Kundenservice beim User zurück und gesteht Fehler ein: „Wir erkennen die Unannehmlichkeiten an, die durch den technischen Fehler in Bezug auf deinen Kontostand entstanden sind. […] Da das Steuerberichtsjahr 2024 abgeschlossen ist, werden die Korrekturen auf das Steuerjahr 2025 angewendet. Für Transaktionen, bei denen zu viel Steuern gezahlt wurden, wurde der Betrag deinem Verlusttopf hinzugefügt, vervielfacht mit vier, um Kapitalgewinne zu berücksichtigen, was dazu beitragen wird, deine zukünftige Steuerlast zu reduzieren.“

Der Lösungsvorschlag stößt jedoch auf großes Unverständnis. Einige User werfen dem Unternehmen sogar Steuerhinterziehung vor, da die rund 7.000 Euro nicht direkt rückerstattet werden, sondern der betroffene Nutzer erst Gewinne erzielen muss, um die Beträge steuerlich geltend machen zu können. „Du hast jetzt alles auch noch schriftlich. Frag mal beim Finanzamt nach, ob das nicht einfach Steuerhinterziehung ist und die sind da meistens hellhörig“, schreibt ein weiterer User. Die BaFin soll bereits informiert worden sein. Auch Ippen.Media hat der Bafin und Trade Republic eine Anfrage geschickt.

Fälschliche Steuerkorrekturen bei Trade Republic könnten aufgrund des Nvidia-Aktiensplits passiert sein

Könnte der Aktiensplit von Nvidia im Juni 2024 Schuld an den falschen Berechnungen sein? Damals wurde aus einer Aktie zehn. Am tatsächlichen Börsenwert änderte sich dadurch allerdings nichts. Die Aktienanzahl verzehnfachte sich, während der Kurs von etwa 1100 auf rund 110 Dollar fiel. Auch im Chart ist der Split nicht sichtbar, da er bereinigt wurde. Wie es dadurch zu den fehlerhaften Berechnungen kommen konnte, bleibt unklar.

WiWo berichtet zudem über Han Guo Chen aus Berlin, der ein weiteres Opfer der fehlerhaften Berechnungen bei Trade Republic ist. Obwohl er seine Nvidia-Aktien bereits Anfang 2024 verkauft hatte, also lange vor dem Aktiensplit im Juni desselben Jahres, stellte der Neobroker im Sommer 2025 plötzlich eine falsche Steuerberechnung aus und buchte bei Chen 9.686 Euro ab. „Mich hat das völlig überrascht“, so Chen. „Es dauerte Wochen, bis ich überhaupt eine Information erhielt, was diese ‚Steuerkorrektur‘ ausgelöst haben soll.“ 

Erst nachdem er einen Anwalt eingeschaltet hatte, wurde sein Anliegen bei Trade Republic ernst genommen. Da sein Verrechnungskonto zwischenzeitlich ins Minus geraten war, soll er dazu gezwungen worden sein, Aktien zu verkaufen. Trade Republic räumte den Fehler zwar ein und erklärte, die Rückerstattung sei veranlasst, doch Chen hat nach eigenen Angaben das Geld bislang noch nicht erhalten.

Beschwerde über Kundenservice: „Die Probleme sind der Bafin bekannt “

Dass Trade Republic ein Problem im Kundenservice hat, weiß auch die Bankenaufsicht. „Nichts gegen günstig, aber eine Dienstleistung darf nicht genau dann ausfallen, wenn sie am meisten gebraucht wird“, meinte BaFin-Präsident Mark Branson erst diesen Mai. Die Probleme waren bereits im Jahr zuvor bekannt. Damals meinte ein BaFin-Sprecher zum Handelsblatt: „Die Zahl der Beschwerden über Trade Republic hat zuletzt zugenommen. Die Probleme sind der Bafin bekannt und die Bafin geht diesen nach.“

Im Falle der falschen Steuerberechnungen melden sich weitere User beim betroffenen Reddit-User: „Habe auch ca. 2000€ abgezogen bekommen und Samstag nach einem Monat warten genau die gleiche Rückmeldung bekommen. Wie gehst du weiter vor?“ Der Reddit-User will sich nun ebenfalls anwaltliche Unterstützung holen.