Dass die Kombination aus österreichischer Küche und hochwertigen Weinen in München gut funktioniert, haben Markus Hirschler und Stefan Grabler mit ihrem Gasthaus Waltz bewiesen. Vor zweieinhalb Jahren eröffneten sie das Restaurant in der Ickstattstraße und noch immer muss man Wochen im Voraus reservieren, um dort einen Platz zu bekommen. Da schien es bloß eine Frage der Zeit zu sein, bis die zwei Gastronomen aus Österreich ein weiteres Lokal zusammen aufmachen.
Beim zweiten Wurf sollte der Wein im Fokus stehen, Hirschlers und Grablers Steckenpferd. Beide sind gelernte Sommeliers und leiteten gemeinsam die Weinbar Grapes im Cortiina Hotel, bevor sie sich selbständig machten. Seit dem vergangenen Frühjahr betreiben sie nun also ihre erste eigene Weinbar namens Garbo im Glockenbachviertel, unweit vom Waltz.
Dass Gasthaus und Weinbar nur wenige Gehminuten voneinander entfernt liegen, sei ein großes Geschenk, finden Hirschler und Grabler. Dadurch könnten ihre Gäste nach dem Abendessen im Waltz bequem noch auf ein Glas Wein ins Garbo hinüberlaufen und den Abend ausklingen lassen. Um mangelnde Abwechslung muss man sich dabei keine Sorgen machen, denn beim Garbo hat man es mit einem eigenständigen Konzept zu tun.
Der Raum hat dunkelgraue Wände und eine niedrige Decke, die den Bass der Hintergrundmusik nie ganz verfliegen lässt. Wenige, bewusst gesetzte Lichtquellen werden nur von den Gesichtern der Gäste reflektiert und sonst vom Grau und Schwarz der Einrichtung geschluckt. An den Tischen kann man sich in Ecken und Nischen zurückziehen, der Barbereich ist dagegen offener gestaltet.
In seinem Zentrum steht ein langer Hochtisch mit Platz für gut zehn Personen, an dem Gäste zusammengesetzt werden oder um den herum an Wochenendabenden im Stehen getrunken wird. Auch am Tresen, der mit fünf Plätzen ohnehin klein ausfällt, kann es an solchen Abenden eng werden. Weder die Belegschaft noch die Gäste stören sich daran. Statt sich mit Ellbogen Platz zu verschaffen, kommt man lieber ins Gespräch.
Sommelier Stefan Grabler (links) mit seinem Team. (Foto: Robert Haas/Robert Haas)
Im Garbo halten sich die Gäste oft länger auf. Der Service geht auf ihre Vorlieben ein, ohne ihnen etwaas aufzuschwatzen. (Foto: Robert Haas)
Was auffällt: Im Garbo bleiben viele den ganzen Abend über sitzen. Während der Trend in Speiselokalen immer mehr dahin geht, nach dem Essen sofort aufzubrechen und aufs zweite Glas zu verzichten, versackt so mancher Gast hier bei einer Flasche Wein. Auch der Service nimmt sich Zeit, setzt sich womöglich sogar kurz dazu, um die Weinvorlieben am Tisch kennenzulernen, ohne dabei zu belehren oder aufzuschwatzen.
Die Empfehlungen sind dementsprechend treffsicher. Man sollte aber immer gleich den Preis erfragen, denn hier wird nicht bloß das Standard-Repertoire glasweise ausgeschenkt. Dadurch kann der Abend schnell teuer werden. Man bekommt einerseits Grünen Veltliner aus Österreich für fünf Euro das Glas, ebenso aber einen Barbaresco Faset, Jahrgang 2017, vom Weingut Roagna im Piemont für 50 Euro (je 0,1 Liter).
Das Schnitzel gibt’s aufgeschnitten als Fingerfood
Eine lange Liste an offenen Weinen ist Hirschler und Grabler besonders wichtig. „Das spricht für die Qualität einer Weinbar“, finden sie. Für den Verkauf von ganzen Flaschen haben sie mehrere tausend Positionen im Lager. Sie kommen ausschließlich aus Europa, vor allem aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien. „Wir müssen keine Weine um die halbe Welt fliegen lassen“, erklären die beiden.
Auch die Barsnacks werden möglichst nicht importiert, höchstens aus Wien, wenn es der Beinschinken von Thum sein soll. Wer außerdem im Waltz keinen Tisch mehr zum Schnitzelessen ergattert hat, bekommt das klassische Wiener Schnitzel auch im Garbo, aufgeschnitten als Fingerfood und mit einem passenden Glas Wein.
Weinbar Garbo, Klenzestraße 99, 80469 München, Telefon: 089/27780120, Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 17.30 bis 1 Uhr.