Bei der Militäraktion Israels gegen die Gaza-Hilfsflotte sind fast alle Boote abgefangen worden. Die Veranstalter sprachen von rund 40 gestoppten Booten, Israel von 44. Insgesamt waren bis zu 50 Boote mit 500 Menschen an Bord an der Flotte beteiligt. Die Angaben dazu schwanken allerdings. Das israelische
Außenministerium teilte mit, keinem der Boote sei es gelungen, die
Seeblockade zu durchbrechen.
Die Organisatoren sprachen dagegen von einem Boot, das es geschafft habe, sich dem Gazastreifen bis auf wenige Kilometer zu nähern. Dem widersprach die israelische Armee, wie die Zeitung Times of Israel berichtet. Zwei weitere Boote drehten Richtung Norden ab und entgingen der
Militäraktion. Ein viertes Boot, ein Nachzügler, befand sich noch weit
entfernt vom Gazastreifen. Sollte es sich weiter annähern, werde es ebenfalls gestoppt, schrieb das israelische Außenministerium.
Marinesoldaten hatten die Schiffe geentert und die Aktivisten festgenommen. Darunter waren auch die Schwedin Greta Thunberg und mehrere Politikerinnen wie die französisch-palästinensische Europaabgeordnete Rima Hassan und italienische Abgeordnete. Das israelische Außenministerium
postete Fotos und Videos von den Aktivistinnen und Aktivisten und
erklärte, ihnen gehe es gut. Sie seien „sicher“ nach Israel gebracht
worden und würden anschließend nach Europa zurückgeschickt.
Aktivisten nennen Israels Vorgehen illegal
Die Organisatoren der Global Sumud Flotilla
verfolgten nach eigenen Angaben das Ziel, Hilfsgüter über den Seeweg in
den Gazastreifen zu bringen und damit die israelische Seeblockade zu
durchbrechen. „Sumud“ ist das arabische Wort für „Widerstandskraft“. Das
Abfangen der Schiffe durch die israelische Marine hatte nach Angaben
der Aktivisten bereits am Mittwochabend begonnen. Sie bezeichneten das
Vorgehen Israels als illegal, die Schiffe hätten sich in internationalen Gewässern befunden.
Israel hatte zuvor wiederholt erklärt, ein
Anlegen der Boote im Gazastreifen nicht zu erlauben. Ein Angebot
Israels, die Hilfsgüter über den israelischen Hafen Aschdod in den
Gazastreifen zu bringen, hatten die Organisatoren der Flottille
abgelehnt.
Proteste in Italien und Griechenland – Generalstreik angekündigt
International löste das Vorgehen Israels geteilte
Reaktionen aus: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan bezeichnete das Vorgehen der israelischen Marine als „erneuten Beweis
für die Brutalität Israels“. Auch der spanische Außenminister José Manuel
Albares kritisierte das Abfangen der Gaza-Hilfsflotte und bestellte den
israelischen Geschäftsträger ein.
© Lea Dohle
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In Rom, Neapel, Barcelona, Athen und anderen europäischen Städten demonstrierten Menschen gegen das Vorgehen Israels. Die größte
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