Carnac ist ein Ort voller Rätsel und Legenden. Tausende aufrecht stehende Steine ziehen sich in langen Reihen durch die bretonische Landschaft. Doch wie alt sind diese Monumente wirklich und welchem Zweck dienten sie? Ein Forschungsteam hat nun neue Erkenntnisse gewonnen.

Eindrucksvolles Zeugnis der Megalithkultur: Was die Steine in Carnac verraten

Die Steinkreise und Monumente der Megalithkultur sind über weite Teile Europas verteilt und stellen bis heute eines der großen Rätsel der Archäologie dar. Zu den bekanntesten prähistorischen Steinsetzungen zählt zweifellos Stonehenge in Südengland – ein Bauwerk, das trotz intensiver Forschung viele Fragen offenlässt. Insbesondere die technischen Fähigkeiten der prähistorischen Baumeister geben Anlass zur Spekulation. Wie ist es Menschen vor mehreren Jahrtausenden gelungen ist, tonnenschwere Steine über weite Distanzen zu bewegen. Auch die Nutzung dieser Anlagen bleibt wissenschaftlich ungeklärt, obwohl es zahlreiche Hinweise auf kultische oder astronomische Nutzung existieren.


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Ein weiteres eindrucksvolles Zeugnis megalithischer Bautradition findet sich im bretonischen Carnac in Frankreich. Dort wurden über 3000 aufrecht stehende Steine, sogenannte Menhire, entdeckt, die in kilometerlangen, geordneten Reihen nahe der Atlantikküste beim Golf von Morbihan aufgestellt wurden. Wie auch an anderen Orten scheinen die Steine bewusst an landschaftlich markante Positionen transportiert worden zu sein. Im Rahmen aktueller Forschungsprojekte ist es gelungen, das Alter der Menhire von Carnac erstmals deutlich präziser zu bestimmen.

Sensationelle Erkenntnis: Neudatierung der Steinbauwerke durch Radiokarbondatierung

Einem Forschungsteam um Audrey Blanchard von der Universität Göteborg ist es gelungen, das Alter der Megalithanlagen von Carnac mit einem innovativen methodischen Ansatz deutlich genauer zu bestimmen. Im Rahmen ihrer Untersuchungen entnahmen die Wissenschaftler Bodenproben in Le Plasker, nahe der bretonischen Stadt Plouharnel. Diese Proben wurden mittels Radiokarbondatierung analysiert, wobei besonderes Augenmerk auf Holzkohlereste im umgebenden Erdreich gelegt wurde.

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Die Ergebnisse der Analysen deuten darauf hin, dass die Menhire von Carnac, die bis zu drei Meter hoch aufragen, in drei Bauphasen zwischen 4600 und 4300 v. Chr. errichtet wurden. Mit dieser neuen zeitlichen Einordnung zählen die Steinsetzungen von Carnac zu den frühesten bekannten megalithischen Anlagen Europas.

Darüber hinaus förderten die Ausgrabungen in Le Plasker ein weiteres bedeutendes archäologisches Zeugnis zutage: eine prä-megalithische Grabstätte, bestehend aus einem kreisförmig aufgeschütteten Erdhügel und einem Steinkistengrab. Dieses Grab wird auf etwa 4700 v. Chr. datiert und gilt als ein frühes Beispiel für Bestattungsformen, die den Übergang zur Megalithkultur markieren.

Forschung in Frankreich: Feuer als wesentlicher Bestandteil der Kultstätte?

Das Forschungsteam konnte im Rahmen der Untersuchungen weitere bedeutende Befunde dokumentieren. In unmittelbarer Nähe der Fundamentgruben der Menhire fanden sich regelmäßig eine oder mehrere Feuerstellen. Diese wiesen mit einem Durchmesser von etwa 1,50 Metern eine vergleichbare Dimension zu den Steinfundamenten (ca. 1,80 Meter) auf und fallen in denselben Zeitraum.

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„Einige Feuerstellen liegen sogar in direkter Ausrichtung zu den Menhiren, was darauf hindeutet, dass sie als integrale architektonische Elemente des Gesamtkomplexes konzipiert waren“, berichteten Blanchard und ihre Kolleginnen und Kollegen.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Feuer eine zentrale Rolle in den möglicherweise rituellen Handlungen spielte, die an diesen Orten stattfanden. Die genaue Funktion der Feuerstellen bleibt bislang jedoch ungeklärt. Ob sie primär der Beleuchtung, dem Kochen oder symbolischen Zwecken dienten, ist derzeit Gegenstand weiterer Untersuchungen. Gezielte Analysen der umgebenden Sedimente sollen künftig nähere Hinweise auf die Nutzung liefern.