Bei einem europäischen Gipfeltreffen beraten Regierungschefs, wie ihre Staaten schneller und effektiver aufrüsten können. Merz betont die europäische Entschlossenheit, Selenskyj fordert „effektive Reaktions- und Verteidigungskräfte“ im Umgang mit Drohnen. Mehr im Liveticker.

Während die Kämpfe in der Ukraine weitergehen, wollen die EU-Staaten die Drohnenabwehr verstärken. Der Kreml reagiert unterdessen gelassen auf Informationen, wonach die USA der Ukraine für mögliche Angriffe Daten über die russische Energie-Infrastruktur übermitteln will.

Alle Ereignisse rund um den Krieg in der Ukraine und die Sicherheitspolitik in Europa im Liveticker:

19:21 Uhr – Russische Bedrohung: Forderung nach schnellerer Aufrüstung bei Gipfel in Kopenhagen

Angesichts der Bedrohung durch Russland haben europäische Spitzenpolitiker bei einem Gipfeltreffen in Dänemark für eine schnellere und effektivere Aufrüstung geworben. Die Europäer müssten „bis 2030 in der Lage sein, (sich) vollständig selbst zu verteidigen“, sagte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen in Kopenhagen. Friedrich Merz warnte Russland, es solle Europas „Entschlossenheit nicht unterschätzen“. Wladimir Putin drohte seinerseits mit einer „bedeutenden“ Reaktion auf „Europas Militarisierung“.

Auf dem Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) in Kopenhagen forderte Wolodymyr Selenskyj auch für Süd- und Westeuropa „schnelle und effektive Reaktions- und Verteidigungskräfte, die mit Drohnen umgehen können“. Russische Luftraumverletzungen könnten „überall passieren“, schließlich sei Moskau bereit, „den Krieg zu eskalieren“.

Gastgeberin Frederiksen sagte: „Wir tun schon viel, aber wir müssen schneller handeln.“ Merz bilanzierte nach dem EPG-Gipfel und dem informellen EU-Gipfel am Vortag: „Von Kopenhagen geht ein starkes Signal aus: Europa steht geschlossen.“ Die EU und ihre Partner stellten sich „klar gegen die russische Aggression“, unterstützten weiterhin die Ukraine und schützten sich selbst.

18:08 Uhr – Putin: Werden bei Provokation schnell handeln

Russland wird nach Aussagen von Präsident Wladimir Putin schnell handeln, sollte es von Europa provoziert werden. Es gebe derzeit ein hysterische Militarisierung des Kontinents. Russland habe aber keiner Absicht, das von den USA angeführte Bündnis Nato anzugreifen.

16:38 Uhr – Merz rechnet mit Entscheidung in drei Wochen

Bundeskanzler Friedrich Merz rechnet damit, dass in drei Wochen auf dem EU-Gipfel wahrscheinlich eine Entscheidung für die Nutzung eingefrorener russischer Vermögen für die Ukraine fallen wird. „Es wird in drei Wochen auf dem nächsten Europäischen Rat aller Voraussicht nach dazu eine konkrete Entscheidung geben“, sagte Merz am Donnerstag in Kopenhagen am Rande der Beratungen der Europäischen Politischen Gemeinschaft. „Ich gehe jedenfalls von Kopenhagen mit dem sicheren Gefühl, dass es eine sehr große Übereinstimmung in der Europäischen Union und auch in der Europäischen Politischen Gemeinschaft gibt, diesen Weg zu gehen. Putin sollte unsere Entschlossenheit nicht unterschätzen“, betonte der Kanzler.

16:33 Uhr – Macron fordert aggressiveres Vorgehen gegen russische Drohnen

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat die europäischen Staaten zu einem entschlosseneren Vorgehen gegen eindringende russische Drohnen aufgerufen. „Es ist sehr wichtig, eine klare Botschaft zu vermitteln: Drohnen, die in unser Hoheitsgebiet eindringen, gehen ein großes Risiko ein. Sie können zerstört werden, Punkt“, sagte Macron am Donnerstag in Kopenhagen. Man könne nicht jedes mal eine Warnung aussprechen. „Wir werden tun, was wir tun müssen“, sagte Macron.

16:30 Uhr – Litauen verlängert Sperrung von Luftraum

Litauen wird seinen Luftraum entlang eines Teils seiner Ostgrenze zu Belarus weiter gesperrt halten. Die Anordnung werde bis zum 1. Dezember verlängert, meldete die Agentur BNS unter Berufung auf die Armee des baltischen EU- und Nato-Landes. Litauen hatte die Sperre im August vor der russisch-belarussischen Militärübung Sapad angesichts der Sicherheitslage und möglicher Gefahren durch Luftraumverletzungen mit Drohnen verhängt.

15:30 Uhr – Belgien warnt vor Merz-Plan für russisches Vermögen

Die von Bundeskanzler Friedrich Merz vorangetriebene Initiative zur Nutzung eingefrorener russischer Zentralbankgelder für die Ukraine stößt auf massiven Widerstand eines anderen zentralen Akteurs. Der belgische Premierminister Bart De Wever warf den Unterstützern des Projekts bei einem Europa-Gipfel in Kopenhagen vor, die Gefahren sträflich zu vernachlässigen und keine Antworten auf offene Fragen zu haben. Man begebe sich in unbekannte Gewässer. „Das ist sehr, sehr riskant“, sagte er.

Neben der Gefahr einer Enteignung von Vermögenswerten europäischer Unternehmen in Russland nannte De Wever dabei auch die Möglichkeit, dass es Anschlagsversuche gegen den Chef des belgischen Finanzinstituts Euroclear geben könnte.

14:40 Uhr – Kapitän eines Tankers der russischen Schattenflotte vor Gericht

Nach der Festsetzung eines Öltankers der russischen Schattenflotte durch das französische Militär muss sich der Kapitän in Frankreich vor Gericht verantworten. Der chinesische Staatsbürger werde wegen Nichtbefolgens einer behördlichen Anordnung belangt, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag in Brest mit. Auf die Frage, ob das Schiff möglicherweise als Startplattform für die über Dänemark gesichteten Drohnen gedient habe, ging die Anklagebehörde nicht ein.

Der Öltanker, der in Russland abgelegt hatte, war am vergangenen Samstag von einer Fregatte der französischen Marine nahe der Insel Ouessant im Atlantik aufgehalten worden. Inzwischen ankert es etwa 30 Kilometer vor der Hafenstadt Saint-Nazaire. Französische Soldaten befanden sich am Donnerstag weiterhin an Bord.

14:35 Uhr – 185 Kriegsgefangene laut Russland ausgetauscht

Die Ukraine und Russland haben nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums jeweils 185 Kriegsgefangene ausgetauscht. Es kehrten auch 20 Zivilisten nach Russland zurück, teilt das Ministerium mit. Der Austausch gehöre zu einer Reihe von Vereinbarungen, die am 23. Juli bei Gesprächen in Istanbul vereinbart worden seien.

11:55 Uhr – Selenskyj warnt Europäer

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnt vor einer Bedrohung durch russische Drohnen in ganz Europa. „Wenn es die Russen wagen, Drohnen gegen Polen einzusetzen oder den Luftraum nordeuropäischer Länder zu verletzen, dann kann das überall passieren – in Westeuropa, im Süden“, sagte Selenskyj bei einem Treffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) in Kopenhagen.

11:51 Uhr – Ukraine hilft Dänemark beim Kampf gegen Drohnen

Nach dem Drohnenalarm über Dänemark will die Ukraine dem Nato-Land mit ihren Erfahrungen beim Aufspüren und Abschießen solcher Flugkörper zur Seite stehen. Sein Land habe wegen des russischen Angriffskriegs große Erfahrungen bei der Drohnenabwehr, vielleicht sogar die größte Erfahrung weltweit, sagt Selenskyj in Kopenhagen.

11:50 Uhr – Kreml: USA versorgen Ukraine schon lange mit Daten

Der Kreml reagiert gelassen auf Informationen, wonach die USA der Ukraine für mögliche Angriffe Daten über die russische Energie-Infrastruktur übermitteln will. Die USA und die Nato versorgten die Ukraine bereits regelmäßig mit Geheimdienstinformationen, sagt Sprecher Dmitri Peskow. Das sei offensichtlich.

11:39 Uhr – Macron fordert gemeinsames Vorgehen gegen russische Schattenflotte

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron fordert ein gemeinsames Vorgehen der sogenannten Koalition der Willigen gegen die russische Schattenflotte. „Wenn wir die Schiffe mehrere Tage oder Wochen festhalten, (…) dann zerstören wir das Geschäftsmodell“, sagt Macron in Kopenhagen. „Die Schattenflotte ist ein sehr gutes Ziel, wenn wir unsere Wirksamkeit verbessern wollen“, fügt er hinzu. Dies sei ein wichtiger Schritt, „um unseren Druck (auf Russland) zu erhöhen“.

10:20 Uhr – Lage am AKW Saporischschja laut Management unter Kontrolle

Die von Russland eingesetzte Betriebsleitung des besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja hat die Lage auch gut eineinhalb Wochen nach dem Zusammenbruch der externen Stromversorgung eigenen Angaben zufolge weiterhin unter Kontrolle. Allerdings stelle die fehlende externe Stromversorgung eine Bedrohung für die nukleare Sicherheit dar, zitiert die staatliche Nachrichtenagentur Tass einen Vertreter des AKW-Managements weiter. Er kündigt demnach an, dass zwei Notstromgeneratoren in Betrieb genommen werden sollen, sobald diese fertig repariert seien. Das größte Kernkraftwerk in Europa wird mit Notstrom aus Dieselgeneratoren gekühlt, seit die externe Stromleitung bei Kämpfen am 23. September unterbrochen wurde.

10:17 Uhr – Dänische Regierungschefin für mehr Tempo bei Aufrüstung

Angesichts der Bedrohung durch russische Drohnen fordert die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen mehr Tempo bei der europäischen Aufrüstung. „Ich würde sagen, wir müssen bis 2030 in der Lage sein, uns vollständig selbst zu verteidigen“, sagt Frederiksen beim Gipfeltreffen in Kopenhagen. „Wir tun schon viel, aber wir müssen schneller handeln“, erklärt sie.

09:53 Uhr – Estlands Armeechef: Nicht-Abschuss russischer Jets war richtig

Estlands Armeechef Andrus Merilo bewertet die Reaktion seines Landes und der Nato auf die Luftraumverletzung durch drei russische Kampfjets als richtig und angemessen. „Ich behaupte, dass es ein strategischer Fehler gewesen wäre, sie dieses Mal abzuschießen. Die Folgen wären für uns weitaus schlimmer gewesen als der diplomatische Erfolg, den wir durch die Lösung des Vorfalls erzielt haben. Und viele unserer Verbündeten hätten einen solchen Schritt wahrscheinlich nicht verstanden“, sagt Merilo in einem Interview im estnischen Fernsehen.

09:47 Uhr – Belgien: Sind nicht gegen Nutzung eingefrorener russischer Gelder

Der belgische Ministerpräsident Bart De Wever betont, dass Belgien die Nutzung der eingefrorenen russischen Staatsvermögen für die Ukraine nicht ablehnt. Zuvor müssten aber alle für Belgien wichtigen rechtlichen Fragen geklärt werden, sagt er in Kopenhagen. Die Regierung in Brüssel spielt bei der Diskussion über die Verwendung eingefrorener russischer Gelder eine besondere Rolle, weil die Vermögenswerte in Belgien bei dem Unternehmen Euroclear lagern.

09:45 Uhr – Klingbeil: EU berät über stärkere Nutzung eingefrorener russischer Gelder

Die EU-Finanzminister wollen weiter über eine stärkere Nutzung der eingefrorenen russischen Vermögen zur Unterstützung der Ukraine beraten. „Deutschland ist bereit, neue Wege zu gehen, die rechtlich möglich und verantwortbar sind“, erklärt Bundesfinanzminister Lars Klingbeil. Deshalb sei es richtig, in Europa darüber zu beraten, der Ukraine mithilfe der eingefrorenen russischen Vermögen hohe Milliardenkredite zu gewähren. „Daran werden wir auch im Kreis der EU-Finanzminister jetzt weiter intensiv arbeiten.“

09:25 Uhr – Orban kritisiert EU-Unterstützung der Ukraine

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban kritisiert die Bemühungen seiner EU-Partner für eine weitere Unterstützung der Ukraine. „Sie wollen der Ukraine EU-Gelder geben. Sie versuchen, den Beitritt der Ukraine mit allen möglichen juristischen Tricks zu beschleunigen. Sie wollen Waffenlieferungen finanzieren“, erklärt Orban in einem Social-Media-Post vor dem Treffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft in Kopenhagen.

08:00 Uhr – Selenskyj wirft Russland gezielten Angriff bei Tschernobyl vor

Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat Moskau am Mittwoch einen Angriff auf die Stadt Slawutytsch inszeniert, der die Stromzufuhr zum nahegelegenen stillgelegten Atomkraftwerk Tschernobyl drei Stunden lang unterbrochen habe. Moskau habe bei dem „vorsätzlichen Angriff“ mehr als 20 Drohnen eingesetzt, teilte Selenskyj auf Telegram mit. „Den Russen konnte nicht unbekannt gewesen sein, dass ein Angriff auf Anlagen in Slawutytsch solche Folgen für Tschernobyl haben würde.“ In dem stillgelegten Atomkraftwerk Tschernobyl lagern große Mengen abgebrannter Brennelemente.

In der Ukraine wächst aktuell die Sorge um die Sicherheit der Atomanlagen. Im Süden des Landes ist das von russischen Truppen besetzte AKW Saporischschja schon seit vergangener Woche völlig vom Netz abgeschnitten. Die größte Nuklearanlage Europa wird derzeit nur mit Hilfe von Dieselgeneratoren gekühlt. Deren Treibstoff reicht nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA noch für etwa zehn Tage.

07:20 Uhr – Dänemark bestätigt: Selenskyj zu Europa-Treffen erwartet

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj trifft heute in Kopenhagen mit europäischen Staats- und Regierungschefs zusammen. Das bestätigt die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen. Selenskyj werde eine Rede vor der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) halten.

dpa/AFP/Reuters/AP/ll/coh