Stand: 02.10.2025 18:47 Uhr

Hertha BSC wartet nicht nur auf den ersten Heimsieg, sondern auch auf das erste Heimtor der Saison. Trainer Stefan Leitl setzt gegen Preußen Münster auf die Auswärtsstrategie – und einen mutig aufspielenden Gegner.

Fakten zum Spiel

  • Angstgegner: Hertha BSC ist in den letzten fünf Aufeinandertreffen mit Preußen Münster in regulärer Spielzeit sieglos
  • Der letzte Ligasieg gegen die Münsteraner gelang den Berlinern im Nobember 1989
  • Hertha wartet in dieser Saison nicht nur auf den ersten Heimsieg, sondern auch auf das erste Tor im Olympiastadion
  • Hertha und Münster trafen bereits im August aufeinander, damals setzten sich die Hauptstädter in der 1. Pokalrunde knapp im Elfmeterschießen durch
  • Sollten die Blau-Weißen das Spiel am Samstag (13 Uhr) gewinnen, würden sie sich in der Tabelle mit einem Punkt vor Münster schieben

Hertha BSC Dawid Kownacki nach seinem Treffer zum 3:0 gegen den 1. FC Nürnberg. (Bild: IMAGO / HMB-Media)

Hertha-Stürmer Kownacki fällt bis zum Jahresende aus

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So läuft es sportlich bei Preußen Münster

Der SC Preußen Münster wagte vor Saisonbeginn einen radikal neuen Kurs: ein kompletter Kaderumbruch samt neuem Trainer mit einer gänzlich anderen Spielidee als seine Vorgänger. Weg vom reinen Kampfspiel und vertikalem Konterspiel, hin zu viel kontrolliertem Ballbesitz und flachen Passstaffetten.
 
Bislang geht der Kurswechsel unter Trainer Alexander Ende auf. Münster spielt nicht nur ansehnlichen Fußball, sondern sammelt auch Punkte. „Hätte man vor der Saison gesagt, Münster steht nach sieben Spielen mit zehn Punkten auf Tabellenplatz neun, hätten das alle unterschrieben“, sagt Carsten Schulte, langjähriger SCP-Experte.
 
Die neu zusammengestellte Mannschaft verinnerlichte die Prinzipien des Trainers auffällig schnell: Münster hat den dritthöchsten Ballbesitz und die beste Passquote der Liga. Doch der mutige Fußball birgt auch Risiken. Gegen Kaiserslautern wurde der Klub beispielsweise mit 1:4 überrollt. Münster hat bereits 13 Gegentore kassiert, ist defensiv alles andere als sattelfest. Schulte attestiert der Mannschaft zuletzt jedoch einen Lernprozess in der Abwehrarbeit.

Das beschäftigt die Münster-Fans

Im Münsterland ist die Fußballwelt einfach in Ordnung. „Es gibt immer noch ein großes Erstaunen darüber, dass der Klub wieder in der 2. Liga spielt“, berichtet Schulte. „Auch im zweiten Jahr übt die 2. Liga eine hohe Faszination aus, wir sind noch lange nicht im Tagesgeschäft angekommen.“
 
Dabei läuft jenes Tagesgeschäft bestens. Erst vor wenigen Tagen gab der Klub bekannt, dass der Umsatz durch die zweite Liga regelrecht explodiert ist und in vergangenen Geschäftsjahr ein Gewinn in Höhe von ca. 3,5 Millionen Euro erzielt werden konnte. „Hier wird wahnsinnig gut gewirtschaftet“, lobt Schulte. Dafür spricht auch, dass der Klub schuldenfrei ist – ein Seltenheit im Fußball.
 
Auch beim Thema Stadion läuft’s. Die Arena wächst laut Schulte täglich, die Baumaßnahmen liegen sogar vor dem Zeitplan. Offiziell soll Vergrößerung des Preußenstadions auf knapp 19.000 Zuschauer Ende 2027 abgeschlossen sein.
 
„Rund um den Klub liegt eine große Ruhe und Zufriedenheit. Der Klub wächst an allen Ecken und Enden: wirtschaftlich, infrastrukturell und auch personell“, beobachtet Schulte. Und der neue mitreißende Fußball unter Trainer Ende trägt sein Übriges zur positiven Stimmung bei.

Auf diese Preußen-Spieler muss Hertha achten

Passend zum offensiven Stil des SCP nennt Experte Schulte zwei Angreifer. Zum einen Oscar Vilhelmsson. Der schwedische Mittelstürmer wechselte im Sommer von Darmstadt 98 nach Münster, nachdem ihn mehrere Verletzungen bei den Hessen immer wieder ausgebremst hatten. Bei den Preußen kommt der schnell wie großgewachsene Vilhelmsson, den Schulte als „Schlitzohr“ bezeichnet, aber gut in die Gänge. In den letzten beiden Partien erzielte er jeweils einen Treffer.
 
Ein weiterer Spieler, dem Hertha nicht zu viel Raum geben sollte, ist Oliver Batista Meier. Der 24-Jährige offensive Mittelfeldspieler wechselte ebenfalls im Sommer nach Münster. Batista Meier und Trainer Ende kennen sich bereits aus Verl, schätzen sich sehr. Das zeigt sich auch in der laufenden Saison, denn der Techniker hat in sieben Ligaspielen bereits vier direkte Torbeteiligungen gesammelt – auch durch starke Standards.

Das sagen die Trainer

Stefan Leitl (Hertha BSC): „Ich wünsche mir, dass es ein offeneres Spiel als gegen die letzten Gegner, die sehr kompakt standen, wird. Ich wünsche mir, dass Münster bei sich bleibt und sein Ding durchzieht, sodass es nach Ballgewinn gute Räume für Umschaltsituationen gibt. Andererseits ist es eine Mannschaft, die gut in die Saison gestartet ist und sehr gefährlich sein kann. Wir bereiten uns auf einen top motivierten und unangenehmen Gegner vor.“
 
Alexander Ende (Preußen Münster): „Ich freue mich auf den Samstag, das Stadion. Die Jungs, die letztes Jahr dabei waren, verbinden mit dem Ort positive Momente. Es hilft natürlich, dass man da schon mal weggefahren ist und Glückshormone im Körper hatte. Das wollen wir Samstag wieder.“

So könnte Hertha spielen

Hertha-Trainer Leitl beschwört für das Heimspiel gegen Münster die Auswärtsmentalität – in der Fremde haben die Berliner zuletzt immer sieben Punkte aus drei Spielen geholt. Es ginge darum, die Erwartungen für die Heimauftritte herunterzukochen: weniger Spektakel, mehr Fokus auf die einfachen Dinge und Zweitligatugenden. Seine Spieler würden zu Hause, wenn erste Dinge im Spiel nicht klappen, zu sehr in Einzelaktionen verfallen, die ebenfalls nicht gelingen. „Das ist wie in so einem Hamsterrad“, aus dem Leitl ausbrechen will.
 
Für die Mission, den ersten Heimsieg der laufenden Saison einzufahren, kann Leitl auf nahezu dasselbe Personal wie beim 3:0-Erfolg in Nürnberg zurückgreifen. Einzig die schwere Sprunggelenksverletzung von Mittelstürmer Dawid Kownacki, der wohl bis Jahresende ausfällt, ist ein schwerer Schlag für die Berliner. Immerhin kehrt mit Diego Demme ein wichtiger Routinier in den Kader zurück.

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So kann Leitl immer mehr auf eine eingespielte Elf setzen. Sebastian Grönning wird durch den Kownacki-Ausfall, wie bereits angekündigt, erneut starten. Auch der Rest hat sich nach dem letzten Sieg eine weitere Startelfnominierung verdient.
 
Herthas mögliche Startelf: Ernst – Gechter, Leistner, Dardai, Zeefuik – Eichhorn, Cuisance – Winkler, Thorsteinsson, Reese – Grönning

Die Prognose

Der Tipp des Gegner-Experten: „Ich bin mir sehr sicher, dass Hertha stärker als im Pokalspiel sein wird. Sie kamen zwar schwer in die Gänge, werden sich aber nicht nochmal so von unserem Spielstil überraschen lassen. Da Münster vor wie hinten immer für ein Tor gut ist, tippe ich auf ein 1:1.“
 
Der Redaktionstipp: Zu Hause wie auswärts auftreten? Klingt erst einmal paradox, könnte gegen so mutig aufspielende Münsteraner aber genau das richtige Rezept sein. Hertha liefert kein Spektakel, mit einem 1:0 aber den ersten Heimsieg und das erste Tor vor heimischer Kulisse.

Sendung: rbb Der Tag, 02.10.2025, 18 Uhr

Rundfunk Berlin-Brandenburg