Bei der Kommunalwahl am 14. September holte die Grünen-Kandidatin Bervian Aymaz die meisten Stimmen der Kölnerinnen und Kölner für das Bürgermeisteramt. 28,1 Prozent der Wählerinnen und Wähler stimmten für Aymaz, der SPD-Kandidat Torsten Burmester folgte mit 21,3 Prozent auf Platz zwei und damit mit deutlichem Abstand. Der CDU-Kandidat Markus Greitemann landete nicht weit entfernt dahinter auf Platz drei.
Da keiner der 13 OB-Kandidaten erwartungsgemäß die absolute Mehrheit erreichte, gingen Aymaz und Burmester also zwei Wochen später in die Stichwahl – und hier sieht das Ergebnis dann ganz anders aus. Torsten Burmester gewann am Sonntag (28. September) laut vorläufigem Ergebnis mit einem deutlichen Vorsprung vor Aymaz. Der SPD-Kandidat erzielte 53,5 Prozent, die Grünen-Politikerin 46,5 Prozent. Wie ist dieser scheinbare Umschwung in der Wählergunst zu erklären?
Bei einem Blick auf die Karte ist zu erkennen, dass sich der generelle Trend bei den Kölner Wählerinnen und Wählern auch in der Stichwahl fortgesetzt hat, zumindest was die Präferenz für die Grünen angeht: Die innerstädtischen Veedel, die auch am 14. September für Aymaz abstimmten, haben dies erneut getan. Auch in Ehrenfeld, Lindenthal, Sülz und Klettenberg liegt Aymaz wie bereits zuvor an der Spitze.
„SPD-Insel“ in der grünen Kölner Innenstadt
In den meisten anderen Stadtteilen gewann jedoch Torsten Burmester die Stichwahl, die Kölner Karte mit den Stimmbezirken ist in weiten Teilen rot eingefärbt. „Grüne Flecken“ gibt es außerhalb des innerstädtischen Bereichs und oben genannten Veedeln nur in Mülheim und Kalk. Zudem siegte die Grüne in einem Teil von Dellbrück. Der Stimmbezirk 90510 im Osten Kölns sprach sich ebenfalls für Aymaz aus und sticht so aus den angrenzenden Gebieten heraus.
Umgekehrt fällt allerdings eine kleine „rote Insel“ in der Innenstadt auf: Mehrere Stimmbezirke in der Altstadt/Nord wählten entgegen dem City-Trend Burmester statt Aymaz. Hier liegt der SPD-Kandidat aber meist auch nur ganz knapp vor Aymaz.
CDU-Veedel stimmen für Burmester
Generell zu erklären ist Burmesters Sieg mit den CDU-Wählerinnen und Wählern vom 14. September, die sich bei der Stichwahl mehrheitlich für den SPD-Kandidaten entschieden. Der unterlegene CDU-Kandidat Markus Greitemann hatte im Vorfeld eine Wahlempfehlung für Burmester ausgesprochen. Viele in der Kölner CDU wollten offenbar unbedingt verhindern, dass die Grünen-Kandidatin Aymaz Oberbürgermeisterin von Köln wird – obwohl die beiden Parteien in den vergangenen Jahren in einem Bündnis, ergänzt durch Volt, zusammengearbeitet hatten. Hier kam es jedoch vermehrt zu Unstimmigkeiten.
Bei einem Vergleich der beiden Karten vom 14. und vom 28. September bestätigt sich, dass der Plan der CDU aufgegangen ist: Alle Stimmbezirke, in denen Greitemann zuvor siegte, gingen nun an die SPD. Da die CDU als drittstärkste Kraft Gewicht hat, wurde auf der Karte aus Schwarz also durchgängig Rot.
Und auch die Stimmbezirke, in denen die AfD vorne lag, fielen bei der Stichwahl an die SPD. Denn der AfD-Kandidat hatte Burmester als das „geringere Übel“ bezeichnet – allerdings zum Missfallen des SPD-Kandidaten. Zuvor hatte Chorweiler als einziger Stadtteil für den AfD-Kandidaten Matthias Büschges gestimmt, und auch in einigen Porzer Stimmbezirken lag die rechte Partei vorne. Hier wurde jetzt überall Burmester gewählt.