Die Stadt Köln wird bald um eine neue kulturelle Top-Attraktion reicher sein. Im Januar 2026 sollen am Staatenhaus im Deutzer Rheinpark die Bauarbeiten für ein neues Musical-Theater mit 1800 Plätzen beginnen. Das künftige „Theater am Rhein“ wird den 1996 eröffneten Musical Dome am Breslauer Platz ersetzen, der spätestens im Februar 2028 dem Ausbau des Kölner Hauptbahnhofs weichen soll. Im Idealfall soll das neue Gebäude bis dahin fertig sein.
Nach Rundschau-Informationen werden in Kürze entsprechende Verträge zwischen der Stadt Köln und dem Musical-Betreiber ATG Entertainment GmbH (früher BB Group) geschlossen. Die Stadt hatte ATG die Nutzung des Staatenhauses als Musical-Spielstätte bereits vor dreizehn Jahren zugesagt, musste die geplante Übergabe aber immer wieder verschieben. Grund: Während der seit 2012 laufenden Sanierung der Bühnen am Offenplatz dient das Staatenhaus als Interimsspielstätte der Kölner Oper.
So soll das Foyer im künftigen Musical-Theater am Rhein aussehen.
Copyright: Stadt Köln/ATG/HPP
Nun wird die Oper ab 1. Januar bis zum 31. Juli 2026 das Staatenhaus in Koexistenz mit ATG nutzen. Gemeint ist, dass die Oper noch dort spielt, während ATG bereits mit dem Bau des neuen Musical-Theaters beginnt. Es ist die letzte Spielzeit der Oper in Deutz, sie kehrt im September 2026 zurück an den Offenbachplatz.
Die Planskizze zum Bau mit Tanzbrunnen (vorne), Staatenhaus (Mitte) und dem geplanten Neubau (hinten).
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Visualisierungen im Kölner Stadtrat präsentiert
Am Montag hat der Hauptausschuss des Stadtrats in nicht-öffentlicher Sitzung die Details für den Erbbaurechtsvertrag zwischen der Stadt und ATG beschlossen. Dabei wurden auch neue Visualisierungen präsentiert, wie das künftige „Theater am Rhein“ aussehen soll. Der Rat muss die Eilentscheidung am 6. November noch final genehmigen.
Der Eingangsbereich des geplanten Musical-Tempels.
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Mit dem Beschluss solle ein „Übergang von der Spielstätte Musical Dome Breslauer Platz in die neue Spielstätte am Staatenhaus ohne musicallose Zeit“ ermöglicht werden, betont das Liegenschaftsamt. Denn eine Zeit, in der mangels Spielstätte in der Stadt keine Musicals aufgeführt werden können, „hätte sowohl für ATG als auch den Tourismusstandort Köln negative wirtschaftliche Folgen in erheblichem Umfang“. In diesem Zusammenhang ist davon die Rede, dass eine „Dunkelflaute“ des Musical-Standorts Köln unbedingt vermieden werden soll, weil es nach einer kompletten Unterbrechung des Angebots immer eine Weile dauere, bis ein Standort wieder seine volle Anziehungskraft entwickele.
Der Querschnitt des geplanten Baus.
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ATG wird auf dem Gelände in Deutz auf eigene Kosten ein privatwirtschaftlich geführtes Theater für bis zu 1800 Besucher errichten. „ATG investiert am Standort Köln in den Bau und die Eröffnungsproduktion nach eigenen Angaben über 100 Millionen Euro. Mit dem Bau werden rund 270 zusätzliche Arbeitsplätze in der Kultur- und Kreativwirtschaft in Köln entstehen“, so die Stadt.
Eine Sprecherin der ATG Entertainment GmbH erklärte auf Anfrage, zum jetzigen Zeitpunkt werde man sich noch nicht zu dem Projekt äußern. Ende 2025 sei eine Pressekonferenz geplant. Vor einem Jahr hatte ATG-Geschäftsführer Joachim Hilke der Rundschau gesagt, Ziel müsse ein nahtloser Übergang sein, bei dem „wir am Freitagabend die letzte Show im Musical Dome spielen und dann am Samstag die erste im neuen Staatenhaus“. Hilke geht von „ungefähr zwei Jahren“ Bauzeit aus.
Neue Musical-Spielstätte: 500.000 zusätzliche Besucher
In dem neuen Musical-Tempel, der Sitzplätze auf zwei Ebenen haben wird, werden nach Angaben der Stadt rund 500.000 zusätzliche Besucher pro Jahr erwartet. Musical-Produktionen würden viele Kölner Bürger anziehen, seien aber auch Reiseanlass für hunderttausende Touristen pro Jahr. Das neue Theater unterstütze „die Pläne von Köln Tourismus, mit dem Ausbau Kölns als Kunst- und Kulturstadt die Position als Top-Destination weiter zu stärken“, unterstreicht die Stadtverwaltung. Es setze „vitalisierende Impulse für die Stadtentwicklung, insbesondere im Messeumfeld bis zum Deutzer Hafen. Als kultureller Magnet zieht es neue Besuchergruppen in die Gegend, die das Areal neu für sich entdecken können. Mit dem neuen Theater wird Köln seinen Ruf als Kulturmetropole mit internationaler Strahlkraft weiter ausbauen.“
Die Visualisierung zeigt den Blick in den Zuschauerraum des neuen Musical-Theaters.
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ATG sei eine globale Marktführerin der Live-Unterhaltung, das Theater werde „sowohl die größten Produktionen aus den kreativen Epizentren vom New Yorker Broadway und dem Londoner West End exklusiv einem deutschen Publikum präsentieren als auch deutsche Eigenproduktionen auf großer Bühne ermöglichen“, heißt es von der Stadt. „Das Unternehmen betreibt bereits 71 renommierte Spielstätten weltweit und erreicht jährlich über 18 Millionen Zuschauer. In Großbritannien gehören historische West End-Theater wie das Duke of York’s, Harold Pinter, Piccadilly, Savoy und das Apollo Victoria zum Portfolio. In den USA betreibt ATG sieben Broadway-Häuser, darunter das Lyric Theatre und das August Wilson Theatre.“ In Deutschland gehören neben dem Kölner Musical Dome der historische Admiralspalast Berlin und das Starlight Express Theater Bochum zum Portfolio.
Der Neubau des Theaters wird in der Achse des denkmalgeschützten Staatenhauses entstehen. Die Stadtverwaltung erklärt dazu: „Durch die gebogene Front des Staatenhauses weitet und schließt sich der Außenraum zum Neubau und erzeugt ein spannendes Miteinander der Formen. Das Grün des Rheinparks soll über die Außenanlagen weiter auf den Platz getragen werden und eine Vernetzung untereinander durch eine Vereinheitlichung der Bodenbeläge und durch Bäume und Grünflächen insgesamt unterstützen. Der Neubau nimmt in seiner Höhe im Bereich zum Staatenhaus Bezug auf den Bestand, zum Auenweg hin ragt der Bühnenturm hervor.“ Erschlossen werde das neue Musical-Theater vom Tanzbrunnen und Rheinpark aus durch den Torbogen des Staatenhauses.
Der Neubau (gelb markiert) entsteht hinter dem Staatenhaus und Tanzbrunnen.
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Der Kölner Stadtrat hatte bereits 2014 nach einer europaweiten Ausschreibung beschlossen, ATG einen Erbbaurechtsvertrag für ein Musical-Theater im Staatenhaus zu geben. Der Bauantrag für den Neubau ist eingereicht. ATG wird auf eigene Kosten die alte Messehalle hinter dem Staatenhaus abbrechen lassen, um Platz für den Neubau zu schaffen. Sie muss gegebenenfalls auch die Verlegung eines Abwasserkanals bezahlen, der sich auf dem Gelände befindet. Sollten Kosten für die Beseitigung von Kampfmitteln entstehen, trägt sie die Stadt. Sie beteiligt sich auch an der Entsorgung möglicher Altlasten bis zu einem Betrag von 297.500 Euro. Für die verspätete Übergabe des Erbbaugrundstücks wird die Stadt an ATG einen „Aufwendungsersatz“ von maximal vier Millionen Euro bezahlen.