Esslinger Café schließt: „Fräulein Margot“ geht in den Ruhestand Mit Schwestern-Power und viel Elan hatten Svenja und Miriam Bay (links) „Fräulein Margot“ eröffnet. Ende Januar 2026 machen sie die Pforten dicht. Foto: Roberto Bulgrin

Unter der Überschrift „Zwei Schwestern – ein Traum“ hatte unsere Zeitung im April 2020 von der Eröffnung des Esslinger Cafés berichtet. Nun ist der Traum ausgeträumt.

Ihre Oma war Namensgeberin: „Fräulein Margot“ haben sie ihr Café in liebevollem Gedenken an ihre Großmutter genannt. Denn die 1928 Geborene und inzwischen Verstorbene hatte gerne Gäste mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Stilvolle Gastfreundschaft in gemütlicher Atmosphäre mit leckeren Appetithappen war auch die Geschäftsphilosophie von Miriam und Svenja Bay: Doch Ende Januar wird der letzte Kuchen über den Tresen gehen. Das Café am Unteren Metzgerbach 14 in der Esslinger Innenstadt schließt.

Als sie im Frühjahr 2020 ihr Café eröffneten, steckten die Schwestern Bay voller Optimismus und Tatendrang. Doch die Corona-Zeiten, sagt Miriam Bay im Rückblick, waren herausfordernd: „Wir waren mit Vorschriften, Regelungen und Lockdowns beschäftigt“. Dennoch haben sie und ihre Schwester die Pandemie-Zeiten ihren Angaben zu Folge gut gemeistert: „Wir sind in Esslingen angekommen.“ Es würde einen treuen Stamm an Stammgästen geben, das Café sei gut besucht. Finanzielle Gründe seien nicht schuld an der Schließung. Auch die andere Sorge vieler gastronomischer Betriebe treibt die Schwestern Bay nach eigenen Angaben nicht um: Personalnot würde sie nicht plagen.

Kaffee, Kuchen, Gemütlichkeit und immer ein freundliches Wort: „Fräulein Margot“ am Unteren Metzgerbach 14 in der Esslinger Innenstadt. Foto: Roberto Bulgrin

Sie plagt etwas anderes. Urlaubsreisen seien bei ihrem Job zwar schon drin, sagt Miriam Bay. Dann würden sie und ihre Schwester sich gegenseitig vertreten. Aber sie spricht auch von Sechs-Tage-Wochen und teilweisen Zwölf-Stunden-Arbeitstagen, die langsam an die Substanz gehen und die persönliche Lebensführung beeinträchtigen würden: „Es geht uns um die Work-Life-Balance.“ Die Reißleine zu ziehen, sei eine persönliche Entscheidung gewesen zu einer Zeit, als dazu keine wirtschaftliche Notwendigkeit bestanden habe, so die Betriebswirtin. Bis zum 31. Januar würde der Geschäftsbetrieb weiterlaufen. Doch Gutscheine für das Café würden seit Juli keine mehr ausgegeben.

„Fräulein-Margot“-Philosophie ist personalintensiv

Die Einstellung von mehr Personal oder eines Geschäftsführers war für die Schwestern keine Alternative. Durch eine Mitarbeiter-Aufstockung hätte sich zwar die Arbeit minimiert, rechnet Miriam Bay vor, doch dann hätte sich der Geschäftsbetrieb womöglich nicht mehr gelohnt. Eine Planung sei schwierig, weil es in der Gastronomie ein ständiges Auf und Ab geben würde. Ihr Geschäftsmodell und die „Fräulein-Margot“-Philosophie seien zudem personalintensiv angelegt, weil sie fast alles selbst machen würden. Svenja Bay ist gelernte Konditormeisterin. Kuchen, Leckereien und die schmackhaften Snacks sind ihre Kreationen. Das sei auch der Anspruch, der von Anfang hinter „Fräulein Margot“ gesteckt habe, sagt Miriam Bay.

Den Traum vom eigenen Café hatten sich Konditormeisterin Svenja Bay und Betriebswirtin Miriam Bay (rechts) im Frühjahr 2020 verwirklicht. Foto: Ines Rudel

Die gastronomische Tradition wird ihren Worten zu Folge am Unteren Metzgerbach 14 aber trotz des Aus von „Fräulein Margot“ weitergeführt. Der Verpächter der Immobilie hätte gerne wieder ein solche Angebot in seinen Räumlichkeiten, und die Gespräche mit einem Interessenten seien bereits sehr weit fortgeschritten: „Zu 95 Prozent müsste alles glatt gehen.“ Sollte alles nach Plan verlaufen, so Miriam Bay, werde wohl im März oder April des nächsten Jahres wieder ein Café am gleichen Ort seine Pforten öffnen. Einen Großteil von Inventar und Maschinen könne der neue Betreiber übernehmen.

„Fräulein Margot“ bleibt ein Teil der Biografie der Schwestern Bay

„Fräulein Margot“ aber geht in den Ruhestand. Miriam Bay sagt das nach eigenem Bekunden mit „einem lachenden und einem weinenden Auge“. Von vielen Stammgästen müsse man sich verabschieden, das sei durchaus schmerzhaft. Aber sie freue sich auch auf einen neuen Lebensabschnitt. Wie es für sie und ihre Schwester persönlich weitergeht, weiß sie noch nicht. Aber „Fräulein Margot“, das ist sicher, wird immer ein aufregender Teil ihrer Biografie bleiben.