Dramatische Szenen ereignen sich am 9. September 2018 auf dem Kreuzfahrtschiff Aida Luna. Daniel Küblböck, der zu diesem Zeitpunkt unter dem Namen Lana Kaiser auftritt, verletzt sich in einer der 633 Kabinen an einer kaputten Glasflasche an der Hand. Blutend sucht der 33-Jährige die Rezeption auf, doch die Angestellten dort erklären ihm, dass das Hospital bereits geschlossen ist. Trotzdem geht er dorthin und steht schließlich vor einer verschlossenen Tür. Wütend kehrt er zurück und löst kurz darauf mehrfach den Alarm aus. „Ab diesem Zeitpunkt macht sich die Crew Sorgen. Der Kapitän beschließt, Maßnahmen zu ergreifen“, fassen Janina Kirsch und Bettina Steinke in ihrem jüngsten Podcast „SoKo Schlager“ zusammen.

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Sie beschäftigen sich nicht nur mit den letzten Stunden an Bord der Aida, sondern auch mit seiner Vergangenheit und werfen einen Blick auf seine tragische Zeit in Berlin. Sie sprechen mit einer Augenzeugin, einem Psychologen und einem Journalisten, der Daniel auch oft privat getroffen hat.

Kapitän weckt Passagiere mit Durchsage

Besonders spannend erzählt Augenzeugin Katharina Bachmann, die mit ihrer Tochter die 17-tägige Schiffsreise unternahm, und Daniel Küblböck am Vorabend seines Todes in der Bar sah. Er saß dort mit einigen Leuten und trank.

Sie selbst ging vor Mitternacht in ihre Kabine zurück und berichtet über die dramatischen Stunden danach: „Ich lag schon in meiner Kabine und habe geschlafen. Und dann kamen drei sehr laute Töne, die Alarmtöne. Natürlich bin ich sofort aufgeschreckt, denn ich hatte ja schon geschlafen.“ Sie wusste, dass etwas passiert ist und hatte Herzklopfen: „Brand, Havarie oder so etwas. Und dann sagte der Kapitän durch: Daniel Kaiser-Küblböck, melden Sie sich sofort auf der Brücke.“ Bachmann war daraufhin hellwach. Wenige Minuten später wiederholt der Kapitän die Durchsage. „Und dann gab es dieses Notsignal und ich bin rausgegangen auf den Flur, und da waren schon viele Gäste“, erinnert sie sich im Podcast „Daniel Küblböck: Reise in den Tod“.

Ganzes Schiff durchsucht

Aufgrund der Dringlichkeit hat der Kapitän die höchste Eskalationsstufe gewählt. Er informiert die Besatzung, dass ein Passagier vermisst wird und dessen aktueller Aufenthaltsort unbekannt ist. Deshalb durchsucht die Crew das gesamte Schiff, um keine Zeit zu verlieren. Die Aida stoppt und die Mannschaft beginnt mit der Durchsuchung. Sie kontrollieren jede Kabine und jeden Winkel. „Schließlich wird klar, dass Lana Kaiser, auch bekannt als Daniel Küblböck, die einzige fehlende Person ist. Der Kapitän sendet einen Notruf ab und informiert die kanadische Küstenwache. Hubschrauber und weitere Schiffe eilen zur Unterstützung, um bei der groß angelegten Seenotsuche zu helfen. Stundenlang durchsuchen sie das Meer, doch Lana Kaiser bleibt spurlos verschwunden.“

Überwachungsvideo zeigt eine Person

Das Überwachungsvideo wird der Staatsanwaltschaft in Passau übergeben. Wochen später erklärt der Oberstaatsanwalt, dass auf diesem zu sehen ist, wie eine Person ins Wasser springt. Weitere Personen sind nicht zu sehen. Auch wenn die Qualität des Videos schlecht sei, man sehe deutlich, dass jemand zügig, zielstrebig springt.

Der Journalist Daniel Krämer, der im Podcast spricht, hat nach den Aufnahmen keinen Zweifel am Selbstmord. Dennoch beschreibt er ein Zögern. „Es war wichtig, den Menschen zu sagen, dass es dieses Video gibt“, betont er. Außerdem schildert er die Wochen vor dem Selbstmord, in denen Küblböck auf einer Privatparty übermäßig Alkohol konsumierte und unglücklich wirkte.

Schauspielschüler zerstört Kostüme

Der als Paradiesvogel bekannt gewordene junge Mann, der bei der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ Dritter wurde, wenig später an der ersten Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ teilnahm und 2015 bei der Tanz-Show Let’s Dance den sechsten Platz belegte, füllt mit seinem kurzen Leben in der Öffentlichkeit reihenweise Zeitungsseiten. Einen kleinen Einblick, auch über seine Zeit auf der Schauspielschule in Berlin, wo er vor der Premiere ausrastete, Kostüme zerschnitt, ein E-Piano zerstörte und ein Messer in Orangen hinterließ, zeugt von den seelischen Qualen, die auch ein Psychologe im Podcast einzuordnen versucht. Und immer wieder spielt in den letzten Monaten vor seinem Tod Alkohol eine Rolle, wie bei vielen Suiziden, sagt er. „Viele trinken sich in eine Depression hinein. Alkohol enthemmt die Tat.“

Hätte man den Selbstmord verhindern können? Diese Frage bleibt offen. Sein Vater versuchte noch, die Reise zu stoppen. Er nahm wohl Kontakt zu Aida auf, doch seine Bemühungen blieben offenbar erfolglos.

2021 wird Küblböck, der am 27. August dieses Jahres 40 Jahre alt geworden wäre, vom Amtsgericht in Passau als tot erklärt.

Zum Podcast geht es hier.