DOMRADIO.DE: An diesem 4. Oktober ist der Gedenktag des Heiligen Franz von Assisi. Warum passt dieser Tag so perfekt für eine Tiersegnung? 

Dr. Werner Kleine (Pastoralreferent der katholischen Citykirche Wuppertal): Der Heilige Franz von Assisi ist nicht nur durch seinen Sonnengesang Laudato si berühmt worden, denn mit ihm verbinden sich auch einige Legenden, die sich um die Tierwelt drehen. Er soll den Vögeln gepredigt haben, es gibt außerdem die berühmte Legende vom Wolf von Gubbio, den er gezähmt haben soll. 

Franz von Assisi ist also in einer besonderen Weise mit den Tieren verbunden, und seit einigen Jahren gibt es die sogenannte Schöpfungszeit. Die fängt am 1. September an, dem Schöpfungstag, der in der Orthodoxie immer schon gefeiert wurde. Das haben wir römischen Katholiken übernommen. Diese Schöpfungszeit geht bis zum 4. Oktober, sodass wir diesen Tag traditionell als Tag für unsere Tiersegnung gewählt haben. 

DOMRADIO.DE: Was bedeutet es für die Tiere und deren Halter, wenn sie den Segen bei Ihnen empfangen? 

Kleine: Die Tiere selber habe ich noch nicht fragen können. Da weiß ich nicht genau, wie die reagieren, wenn ich mit dem Weihwasser komme. Für die Halter ist das etwas eminent wichtiges. Tiere sind biblisch gesehen Mitgefährten, nicht nur Mitgeschöpfe, sondern Gefährten des Menschen. Für viele Menschen sind Tiere, so skurril das manchmal klingen mag, Familienmitglieder. Die Halter, die heute zur Segnung kommen werden, wollen ihren Tieren etwas Gutes tun.

Werner Kleine

„Die Halter, die zur Segnung kommen, wollen ihren Tieren etwas Gutes tun.“

Die Hunde beispielsweise sind anfangs oft unruhig und die geben Gott auf ihre Weise ihr Lob, wenn sie bellen und jaulen und kläffen. Aber dann gibt es immer so kleine Momente, wo sie plötzlich still werden, wenn wir das Vaterunser beten zum Beispiel oder wenn der Gottesdienst anfängt. Ob das daran liegt, dass sich die Halter konzentrieren und sich das auf das Tier überträgt? Es ist interessant zu beobachten.

DOMRADIO.DE: Wie läuft so ein Tiersegnungs-Gottesdienst ab? 

Kleine: Das ist eine Wortgottesfeier, die wir outdoor halten. Der Laurentiusplatz in Wuppertal ist ja interessant, weil obenliegend viele Straßencafés sind. Ich habe nie nur die als Zuhörerinnen und Mitfeiernden, die nur wegen des Anlasses gekommen sind, sondern wir bespielen im Prinzip auch die Leute, die in den Straßencafés sitzen. Ich lege Wert darauf, dass bestimmte Dinge gesungen werden, wie ein Psalm oder ein Halleluja. Dann gibt es diesen Ritus, wo wir durch die Reihen gehen und die Tiere segnen.

Werner Kleine

„Ich warte noch auf die erste Kuh, die gebracht wird, die hatte ich noch nicht.“

DOMRADIO.DE: Sie feiern diese Tiersegnungsgottesdienste in Wuppertal bereits zum 22. Mal. Warum sind sie so beliebt? 

Kleine: Das ist eine Form des Gottesdienstes, die es vielen Menschen, die sonst nicht zu den üblichen Gottesdiensten in die Kirche kommen können, ermöglicht, mitzufeiern. Ich weiß, dass manche da sind, die sehr gläubig sind, aber aus bestimmten psychischen Dispositionen heraus nicht immer den Gottesdienst verfolgen können. 

Das ist eine Outdoor-Veranstaltung. Die ist halt offen, die ist frei. Da kommen die Menschen, um Gott die Ehre zu geben, ihren Tieren etwas Gutes zu tun. Es ist eine der ersten Outdoor-Aktionen, die wir als Citykirche gemacht haben und damit ist es einer der ältesten und traditionellsten Gottesdienste.

DOMRADIO.DE: Welche Tiere werden gesegnet? Ist jede Größenordnung erlaubt? 

Kleine: Ja, da ist jede Größenordnung erlaubt. Wir haben zum Großteil Hunde. Es sind ein paar Katzen dabei. Immer wieder kommen auch mal Kleinhaustiere, wie Hamster, Meerschweinchen und Kaninchen dazu. Ich hatte schon mal eine Vogelspinne, einen Skorpion. Sehr oft kommen zwei Pferde mit dem Pferdewagen angefahren und ein Jahr hatte ich sogar einen Esel im Gottesdienst. Ich warte noch auf die erste Kuh, die gebracht wird, die hatte ich noch nicht. 

Das Gespräch führte Carsten Döpp.

Katholische Citykirche Wuppertal

Die Katholische Citykirche Wuppertal richtet sich von ihrem Selbstverständnis primär an Kirchen- und Gemeindeferne. Ihr Ziel ist es, „im Vorübergehen“ Begegnungsmomente und niederschwellige, aber qualitätsvolle Kontakte zu ermöglichen. Sie reagiert flexibel auf aktuelle Ereignisse, wobei sie profiliert aus Sicht der katholischen Kirche Stellung bezieht.

Neben Angeboten, mit denen die Katholische Citykirche Wuppertal flexibel auf tagesaktuelle Ereignisse reagiert, bietet sie eine Reihe von Projekten an, die regelmäßig stattfinden. (Quelle: Katholische Citykirche Wuppertal)