Wenn die Bundeswehr übt, dient das auch immer der eigenen Werbung. Nach dem Motto:  Präsenz und Stärke zeigen. Doch in einem Fall zeigt sie sich sehr schmallippig. Klar ist nur: In Bremen gibt es eine Übung mit Kampfjets. Und es könnte laut werden.

Im Gegensatz zum Kampfjet Tornado startet der Eurofighter im normalen Flugbetrieb laut Bundeswehr ohne Nachbrenner – das senkt die Lärmbelästigung an Flugplätzen der Luftwaffe. Ob das am kommenden Montag auch am Bremer Flughafen so sein wird, wird sich zeigen. Klar ist aber: Es wird so oder so lauter werden als sonst während der Betriebszeiten des zivilen Airports: Das Taktische Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ aus dem ostfriesischen Wittmund kommt für Übungszwecke mit vier Eurofightern an den Verkehrsflughafen Bremen. Was ist der Zweck der Übung und warum die Geheimniskrämerei? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema:

Was wird bei der Eurofighter-Übung geübt?

Offiziell hat sich die Luftwaffe dazu auf mehrfache Nachfrage unserer Redaktion nicht geäußert. Es wurde lediglich bestätigt, dass eine Übung stattfindet. Am ersten Tag will sich die Bundeswehr genauer zur Übung äußern. Einen offiziellen Hinweis auf die Übungstage lässt sich derzeit nur auf der Homepage der Senatorin für Umwelt finden – etwas versteckt und im Zusammenhang mit Fluglärm.

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Dort heißt es: „Das Taktische Luftwaffengeschwader 71 ‚Richthofen‘ wird für die Zeit vom 6. bis 8. Oktober 2025 vier Eurofighter an den Verkehrsflughafen Bremen verlegen.“ Während der genannten drei Tage werde es Anflüge und Abflüge von Eurofightern am Flughafen geben. „Im Falle von Fluglärmbeschwerden und Fragen von Anwohnenden in der Umgebung des Flughafens möchten wir Sie bitten, sich bezüglich des militärischen Flugbetriebs direkt an die zentrale Ansprechstelle der Flugbetriebs- und Informationszentrale der Bundeswehr zu wenden.“

Welches Szenario steht hinter der Eurofighter-Übung in Bremen?

Aus Kreisen der Luftwaffe heißt es zum Szenario: Der Bremer Airport gilt als einer von mehreren Zivilflughäfen, die als Ausweich-Airport infrage kommen, falls der eigene Militärflughafen in Wittmund zerstört sein sollte. Das deckt sich auch mit einer Äußerung des Luftfahrtamts der Bundeswehr, die sich auf ebenfalls nicht angekündigte Übungsflüge eines Eurofighters im März vergangenen Jahres bezog – nachgefragt hatte die „Kreiszeitung“.

Bremen könnte der Ausweichflughafen werden, falls der Stützpunkt Wittmund im Ernstfall zerstört wird
Foto: dpa/Sina Schuld

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In diesem Bundeswehr-Statement heißt es: Da der Flughafen Bremen in Ausnahmefällen auch als Ausweichflugplatz für militärische Luftfahrzeuge fungiere, seien Übungsanflüge und Landungen im Rahmen von Einweisungen, beziehungsweise Aus- und Weiterbildungen des örtlichen Feuerwehr-, sowie auch des Flugsicherungskontrollpersonals notwendig.

Warum wird im Vorfeld so ein Geheimnis um diese Eurofighter-Übung gemacht?

Nicht immer geht die Bundeswehr so verschwiegen vor. In Hannover wurde beispielsweise eine ähnliche Übung im November 2023 im Vorfeld angekündigt: „Die drei unbewaffneten Kampfflugzeuge vom Typ Eurofighter landeten am Montagnachmittag auf dem Flughafen. Sie sollen von Hannover aus zu Trainingsflügen Richtung Nordsee starten“, berichtete die „Braunschweiger Zeitung“ damals. Und die Übung hatte mit „Hannover Shield“ auch einen Namen. Außerdem zitierte die Zeitung die Luftwaffe, die den Zweck der Übung erklärte: Demnach ging es darum, dass die drei Kampfflugzeuge – sie kamen ebenfalls vom Luftwaffengeschwader 71 – eine Großstadt wie Hannover vor möglichen Bedrohungen aus der Luft schützen sollten – also etwa vor Drohnen oder tieffliegenden Marschflugkörpern.

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Warum eine solch offene Kommunikation nicht auch für Militär-Übungen in Bremen gilt, darauf lässt sich derzeit nur eine spekulative Antwort geben: Offenbar gilt Bremen als besondere Stadt. Vielleicht befürchten die Verantwortlichen einen zu großen Menschenauflauf von Befürwortern oder Gegnern einer solchen Eurofighter-Übung, falls sie im Vorfeld bekannt gegeben wird.

Ist durch die Eurofighterübung mit Beeinträchtigungen des zivilen Flugverkehrs um Bremen zu rechnen?

„Die Übungen der Militärflugzeuge sind nach unserem Kenntnisstand an den zivilen Luftverkehr angepasst“, sagt Jon Will, sprecher des Bremer Flughafens, auf Nachfrage. „Deshalb sollte es keine Beeinträchtigungen geben.“

Welche Rolle spielt der Eurofighter bei der Bundeswehr?

„Die insgesamt 138 Eurofighter der Luftwaffe bilden das Rückgrat der deutschen Kampfflugzeugflotte“, so die Bundeswehr. „Sie sind Kernelement zur Sicherstellung des künftigen Beitrages der Luftwaffe zum geforderten Fähigkeitsprofil der Streitkräfte und den damit verbundenen Bündnisverpflichtungen.“ Der Eurofighter könne im Einsatz in der Luftverteidigungs- (Luft/Luft) und in der Luftangriffsrolle (Luft/Boden) genutzt werden.

Durch seine Fähigkeit zur vernetzten Operationsführung sei der Eurofighter in einem engen Verbund einsetzbar – sowohl mit den eigenen Luft-, Land- und Seestreitkräften als auch mit denen militärischer Bündnispartner. „Die Überlegenheit des Eurofighters sowohl im Luftnahkampf als auch im Einsatz auf große Entfernungen gewährleistet den Schutz eigener Kräfte und Mittel.“ Diese Wirksamkeit könne der Jet bei Tag und Nacht unter allen Witterungsbedingungen und in komplexen Einsatzszenarien erzielen. Die Höchstgeschwindigkeit liege bei Mach 2,35.