NRW-Innenminister (CDU) Herbert Reul ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Mit seinen deutlichen Äußerungen im Kampf gegen die Clan-Kriminalität, den er sich groß auf die Fahne geschrieben hat, hat er sich beileibe nicht nur Freunde gemacht. Die Stigmatisierung ganzer Bevölkerungsgruppen wurde dem Politiker vorgeworfen.
Doch der 73-Jährige fährt seine Linie konsequent weiter. Am Donnerstag (2. Oktober) war Herbert Reul im ZDF bei Markus Lanz zu Gast. Bereits in der Anmoderation meinte Lanz, dass der NRW-Minister aktuell wohl weniger auf die große Weltpolitik, sondern eher auf Gelsenkirchen blicke – und nur wenige Minuten später fand Reul deutliche Worte über den aktuellen Zustand der Revierstadt.
Herbert Reul spricht bei Lanz über Gelsenkirchen
Bei der Kommunalwahl 2025 in NRW holte die AfD 9,4 Prozentpunkte mehr als noch fünf Jahre zuvor. Als Lanz von Reul die Gründe dafür wissen will, spricht der NRW-Innenminister vom Unsicherheitsgefühl vieler Menschen in den Großstädten. „In irgendwelchen schönen Landkreisen, wo fröhliche Welt ist und alles super ist, haben die [die AfD, Anm. d. Red.] weniger Chancen“, so Reul. „Aber in Gelsenkirchen, wo es Gebiete gibt, die sehen aus wie verbrannte Erde, da kann ich mir das sehr wohl vorstellen.“
„Verbrannte Erde?“, fragt Lanz ungläubig nach. „Das ist ein harter Begriff.“ Doch Reul bleibt dabei: „Es gibt da Gebiete, da würde ich… Also, wenn ich da Kinder rumlaufen sehe, kriege ich ein komisches Gefühl. Das ist einfach unzumutbar.“
Herbert Reul zu Gast bei Markus Lanz. Foto: ZDF
Lanz hakt nach: „Was heißt das?“ Reul: „Einfach Gebäude, die nicht in Ordnung sind. Verdreckte Gebiete. Keine Strukturen. Da können Sie eine nagelneue Schule reinsetzen, das ist dann irgendwie interessant und schön, aber es löst das Problem noch nicht.“
Reul: „Das ist ein Verdrängungswettbewerb“
Dass die AfD in Städten wie Gelsenkirchen so stark werden konnte, dass die Partei vielerorts in Stichwahlen um den OB-Posten kam, sei jedoch viel komplizierter und keine reine Sicherheitsfrage, betont Reul: „Das hängt mit dem Erscheinungsbild zusammen, das hängt mit den Angeboten zusammen, das hängt mit den Menschen, die da wohnen, zusammen.“
Auf Nachfrage von Markus Lanz wird Reul spezifischer: „Wenn Sie Gebiete haben, in denen vorrangig Migranten oder ausländische Menschen sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass immer mehr von diesen deutschen Mitbürgern, die da mal gewohnt haben, verschwinden. Das ist ein Verdrängungswettbewerb.“
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Sie würden sich plötzlich selbst als Minderheit fühlen und wegziehen, so der NRW-Innenminister. „Dann merken die, dass ihre Häuser nicht mehr den Wert haben, den sie früher hatten. Dann werden die verkauft noch schnell, Geschäfte werden aufgegeben – und das ist eigentlich eine Kette. Das ist ja nicht von heute auf morgen, was da passiert. Das ist ein ganz langer Prozess.“
Reul fasst zusammen: Keine gemischte Bevölkerungsstruktur mehr, runtergekommene Gebiete, große Sicherheitsprobleme, mehr Arbeitslose und Sozialhilfe-Empfänger. „Es kommt ganz viel zusammen da“, so der Minister.