In einer großen Umfrage, dem sogenannten Eurobarometer, hat eine Mehrheit der Italienerinnen und Italiener jüngst erklärt, sie habe ein «sehr» oder «ziemlich» positives Bild der Europäischen Union. Lediglich 19 Prozent äußerten sich mehr oder weniger negativ.
Erstaunlich, dass Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni in dieser Situation angeblich «offen mit der EU bricht». Sogar von einem angekündigten «Italexit», also einem Austritt Italiens aus der EU, ist in einem verlinkten Blog-Artikel zu lesen. Spinnen die Römer? Oder haben Internet-Autoren ihrer Fantasie freien Lauf gelassen?
Bewertung
Von einem Bruch mit der EU oder gar einem Austritt Italiens aus der Staatengemeinschaft kann keine Rede sein. Italien arbeitet in der Gemeinschaft weiter mit und Meloni lobt EU-Verhandlungsergebnisse.
Fakten
In sozialen Netzwerken und anderswo im Internet werden immer mal wieder erfundene Geschichten über einen angeblichen Austritt von EU-Mitgliedstaaten verbreitet. Würden sie stimmen, dann wären Ungarn und die Slowakei keine EU-Mitglieder mehr. Und über Italien wurde Ähnliches bereits im vergangenen Jahr behauptet.
Das stimmte damals so wenig wie jetzt. Italiens Ständige Vertretung bei der Europäischen Union, also die EU-Botschaft des Landes in Brüssel, betont auf ihrer Website die Rolle, die Italien als Gründungsmitglied der Gemeinschaft seit Jahrzehnten spielt. Von einem bevorstehenden oder vollzogenen Austritt ist dort nirgends die Rede.
Auf der Website der italienischen Regierung wird mit Datum vom 1. Oktober 2025 über Melonis Teilnahme am EU-Gipfel in Kopenhagen berichtet. Wäre Italien aus der Gemeinschaft ausgetreten, würde die Ministerpräsidentin dort nicht mehr teilnehmen. Eine gemeinsam mit Frankreich in Kopenhagen lancierte Initiative lässt auch nicht auf einen Bruch mit den europäischen Partnern schließen.
Eine Recherche auf der Regierungswebsite bestätigt das: Sucht man mit dem Begriff «European Union», finden sich jede Menge Treffer; ergänzt man jedoch das Suchwort «exit», findet sich kein einziger Eintrag. Und nur was auf den offiziellen Kanälen der Regierungschefin verbreitet werde, könne man auch bestätigen, hatte die Regierung in Rom der Deutschen Presse-Agentur noch kurz zuvor mitgeteilt.
Entsprechend ist auch der Satz «Die EU ist ein Kadaver mit Parfüm», den der Blog-Artikel der italienischen Regierungschefin zuschreibt, eine offensichtliche Erfindung. Das angebliche Zitat ist nirgends belegt, lässt sich in keiner möglichen Übersetzung googeln und mit Meloni in Verbindung bringen.
Andere Behauptungen des Artikels sind ebenfalls falsch. So kann keine Rede davon sein, dass Italien ein bilaterales Handelsabkommen mit den USA unterzeichnet hätte. Die Handelspolitik ist eine exklusive Kompetenz der Europäischen Union. Deren Zollabkommen mit US-Präsident Donald Trump hat Meloni kürzlich noch gelobt.
(Stand: 3.10.2025)