Die Wiesn nähert sich mit ihrem Finale. Bevor es aber am Sonntagabend so weit ist, stehen zum letzten Wochenende zwei Fragen im Raum: Zeigen die Maßnahmen, die Wiesn-Chef Christian Scharpf am Dienstag nach der Überfüllung am vergangenen Samstag angekündigt hatte, Wirkung, vor allem aber: Bleibt es friedlich?

Eine zweite Sperrung der Theresienwiese aufgrund einer Überfüllung will die Stadt jedenfalls unbedingt vermeiden und hat, wie angekündigt, bereits seit dem Vorfeiertag einen sogenannten Crowd-Spotter im Einsatz. Dieser soll sich die Live-Videos von Polizei und Stadt anschauen und reagieren, für den Fall, dass sich irgendwo eine größere Menschentraube bildet. Er wäre es auch, der die Besucherinnen und Besucher in einem solchen Fall als Sprecher per Durchsage warnen würde. Ob er an seinem ersten Arbeitstag, dem Vorfeiertag, bereits reagieren musste? „Nein, gestern war ein entspannter Festtag ohne notwendige Sofortmaßnahmen“, heißt es auf Nachfrage von der Wiesn-Pressestelle.

Man führt das bei den Verantwortlichen unter anderem auf Hinweise zurück, wonach Menschen ohne einen Tisch zum abendlichen Reservierungswechsel nicht zu den Haupteingängen der Festzelte kommen sollen. Auch das ist Teil der angepassten Strategie. Besucherinnen und Besucher ohne eine Reservierung hätten, heißt es etwa auf Instagram, in dieser Zeit zwischen 16 und 18 Uhr kaum eine Chance, in die Zelte zu gelangen. „Anstellen lohnt sich nicht!“, heißt es. Am Freitag gegen 14 Uhr erfolgt dann noch eine Warnung: „Der Großteil der Festzelte und auch der Biergärten ist bereits geschlossen.“ Grundsätzlich empfiehlt die Festleitung, sich aber nicht nur auf solche Hinweise zu verlassen, sondern auch die Live-Kameras und das Besucher-Barometer auf der Oktoberfest-Homepage im Blick zu behalten.

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:Besucheransturm am sonnigen Feiertag – viele Zelte und Biergärten bereits geschlossen

Am Nachmittag wird es eng, etliche Festzelte sind bereits kurz nach 14 Uhr voll. Vier Männer zeigen im Zelt den Hitlergruß – Feiernde rufen die Polizei. Und ein Tourist lässt eine Drohne aufsteigen.

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Zudem hatte Wiesn-Chef Scharpf angekündigt, das Beobachtungsmanagement im Servicezentrum zu intensivieren, ebenso wie die Kommunikation mit den Beschickern, die im Fall der Fälle als Multiplikatoren auf dem Festgelände fungieren könnten. Auf Nachfrage hierzu bleibt die Pressestelle aber recht allgemein:  „Die Lage wird von Festleitung und Sicherheitsbehörden kontinuierlich beobachtet“, heißt es zum Beispiel. Und: Für die Kommunikation mit den Schaustellern und Marktkaufleuten gebe es eine „interne Kommunikationsgruppe“. Wobei man wohl auch sagen muss: Ob beides funktioniert, wird sich wohl erst zeigen, wenn es noch einmal brenzlig werden sollte. Bis Freitagmittag jedenfalls war das nicht der Fall, und so heißt es abschließend: „Bislang war kein Nachsteuern notwendig. Es wird aber immer flexibel nach Lage entschieden.“

Bei strahlendem Sonnenschein zog es am Feiertag viele Menschen auf die Wiesn, wo sich die Besucher durch die Gassen drängten.Bei strahlendem Sonnenschein zog es am Feiertag viele Menschen auf die Wiesn, wo sich die Besucher durch die Gassen drängten. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Auch die Polizeipräsenz werde verstärkt, hatte Scharpf versichert. Fragt man dazu bei der Wiesn-Wache nach, teilt ein Pressesprecher dort mit, dass, wie schon seit Beginn des Oktoberfests gut 600 Beamte auf dem Gelände selbst im Einsatz sind. Im Umfeld des Oktoberfests seien aber zudem Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei, sowie von einer Münchner Einsatzhundertschaft unterwegs. Auch das ist allerdings nicht wirklich neu, schließlich wurde das Umfeld der Wiesn schon ab Tag 1 überwacht. Was sich aber verändert hat: Ein sogenannter Zug mit einer Mannschaftsstärke von 30 Beamten ist jetzt noch näher ans Gelände gerückt und wäre, wenn nötig, „innerhalb von Minuten“ auf der Wiesn. Das zumindest versichert der Pressesprecher.

Am Donnerstag wurde eine Drohne über der Theresienwiese gesichtet

Auf dem Gelände ist es damit bislang also ruhig. Allerdings sorgte am Donnerstagabend eine Drohne für Aufsehen, die ohne Genehmigung über das Oktoberfest flog – und das fast zeitgleich zu einer Drohnensichtung am Münchner Flughafen. Laut der Nachrichtenagentur dpa sahen Polizisten das Fluggerät gegen 22.30 Uhr über dem Biergarten eines Festzelts. Die Einsatzkräfte identifizierten einen 44-Jährigen als Piloten, wie die Polizei am Freitagvormittag mitteilte. Der Mann muss sich nun wegen diverser Verstöße gegen die Luftverkehrsordnung und das Luftverkehrsgesetz verantworten.

Neben der Frage nach der Sicherheit hatte der Landesverband der Dehoga aber zwischenzeitlich noch eine andere aufgeworfen: Sollte die Wiesn aufgrund der zeitweisen Sperrung nicht verlängert werden? Immerhin haben all die Menschen, die auf der Wiesn arbeiten, dadurch ja finanzielle Einbußen gehabt – von den Wirten, über die Bedienungen, das Küchenpersonal bis hin zu den Schaustellern und Marktkaufleuten. Gegenüber dem BR sprach Wiesn-Chef Christian Scharpf am Donnerstag von 20 Millionen Euro Umsatzeinbußen allein für die Beschicker.

Über eine Brücke drängen die Besucher zur Theresienwiese, während die Pferdekutsche einer Brauerei  mit Fässern beladen zum Festgelände steuert.Über eine Brücke drängen die Besucher zur Theresienwiese, während die Pferdekutsche einer Brauerei  mit Fässern beladen zum Festgelände steuert. (Foto: Peter Kneffel/dpa)Zumindest für dieses Jahr ist eine Wiesn-Verlängerung vom Tisch

Sowohl Peter Inselkammer als auch Scharpf erklärten dennoch schnell, dass sie von dem Vorschlag des Gastgewerbeverbands wenig halten. „Das ist für uns so kurzfristig nicht darstellbar“, so Wirte-Sprecher Inselkammer. Als Grund dafür nannten er und Scharpf vor allem fehlendes Personal. „Von den Beschäftigten in den Bierzelten über die Schausteller bis hin zum Security-Personal ist alles bis Sonntag disponiert“, teilte dann auch die Festleitung auf Nachfrage mit.

Doch es gab für Inselkammer auch noch einen Grund, dem Vorschlag eine Absage zu erteilen: Zwar fanden in den vergangenen Jahren immer mal wieder Oktoberfeste statt, die länger als 16 Tage gingen, aber eben nur, wenn der Tag der Deutschen Einheit günstig fiel. Das ist dieses Jahr nicht der Fall: Wenn man in die Verlängerung gehen würde, dann würde diese auf reguläre Wochentage fallen – und das sind ja auf der Wiesn grundsätzlich die umsatzschwächeren Tage.

Dehoga-Landesgeschäftsführer Thomas Geppert wiegelte nach den verhaltenen Reaktionen dann auch recht schnell ab: „Die Wiesn-Wirte und Schausteller wünschen keine Verlängerung, und das respektieren wir natürlich.“ Zumindest für dieses Jahr ist eine Verlängerung damit also vom Tisch, am Sonntagabend ist wie geplant Schluss.

Bis dahin haben alle, die am Mittwoch vor 17.30 Uhr eine Reservierung gehabt hätten, noch die Chance, sich einen neuen Tisch zu sichern. In einer Pressemitteilung der Vereinigung der Münchner Wiesn-Wirte hieß es dazu bereits am Tag der vorübergehenden Sperrung: „Die Mittagsreservierungen können je nach Verfügbarkeit auf die kommenden Tage umgebucht werden“, für genauere Informationen wende man sich am besten an das jeweilige Festzeltbüro.

Weiter hieß es: Die Gutscheine, die bereits erworben wurden, würden ihre Gültigkeit nicht verlieren und könnten noch bis Sonntag bei einem Besuch im Zelt eingelöst werden, Marken für Bier und Hendl nehmen die meisten Wirte ohnehin noch einige Wochen nach dem Oktoberfest in ihren jeweiligen Wirtshäusern und Lokalen an. Zu beachten ist jedoch: Der Zeitraum, in dem die Marken eingelöst werden können, variiert.

Mehrere Zelte, wie etwa die Ochsenbraterei, versprachen zudem Kulanz – und das nicht nur bei Umbuchungen, sondern auch etwaigen Stornierungen. Im Gegenzug bitten die Wirte allerdings darum, letztere frühzeitig zu melden, damit die Tische noch anderweitig vergeben werden können. Dass viele Menschen am Wochenende der Wiesn aufgrund der Ereignisse fernbleiben könnten, davon gehen die Wirte demnach offenbar nicht aus. Und zumindest mit Blick auf Donnerstag und Freitag kann man schon mal festhalten: Sie haben recht.