„Chemnitz!“ „Niners!“ Die Fans in der Messe stimmten ihren Wechselgesang an.
Nach einem holperigen Start sind die Sachsen in der neuen Saison der Easycredit Basketball-Bundesliga angekommen. Im ersten Heimspiel werfen sich die Niners den Frust aus den Klamotten – und stoßen den Erzrivalen Veolia Towers Hamburg nach einer überragenden zweiten Hälfte durch ein 102:77 (44:42) ganz früh in eine tiefe Krise.
Seit gemeinsamen Zweitliga-Zeiten geht es bei Duellen extrem emotional zur Sache. 2019 schnappten die Hamburger den Niners in deren Halle den Aufstieg weg. Die Sachsen folgten ein Jahr später in die BBL. Seitdem haben die Türme in der Messe Chemnitz nur ein Mal gewonnen – am 24. März 2022 (89:85).
Diese Saison erlebten beide einen bitteren Saisonstart. Die EuroCup-Vertreter verloren sowohl das erste BBL-Spiel als auch unter der Woche ihre internationale Premiere. Die Towers unterlagen im Hochsicherheitsspiel gegen Hapoel Jerusalem mit 85:100. Und mussten zusätzlich die Hiobsbotschaft verkraften, dass sich Osaro Jürgen Rich (27) dabei den Unterarm (Radialfraktur) brach. Der Dauer-Antreiber und Defensiv-Spezialist wurde am Donnerstag operiert und fällt mehrere Monate aus.
Die Niners unterlagen Mittwoch bei Panionios Athen knapp mit 86:89 – und hatten dadurch einen Tag weniger Zeit zum Erholen. Zudem musste erneut Euro-Held Kaza Kajami-Kean (31/Oberschenkel) passen. So erwischen die Gäste den besseren Start, führen zu Beginn des zweiten Viertels mit 31:22. Doch dann beginnen die Niners, sich in die Partie zu arbeiten.
BBL: Niners Chemnitz stürzen Hamburg Towers in die Krise
„Das ist ein unglaublich physisches Spiel“, schnauft Hamburgs Kenneth Ogbe (31) in der Halbzeit bei Dyn.
Ein hartes Foul leitet dann auch die Wende ein. Hamburgs Eric Reed Jr. (25) knallt beim Zug zum Korb unabsichtlich seinen linken Ellenbogen ins Gesicht von John Newman III (29). Der Chemnitzer Neuzugang bleibt benommen liegen, muss von zwei Betreuern vom Feld geleitet werden, kehrt aber später zurück.
Doch für die Chemnitzer war der Gong der Weckruf. Die Sachsen ziehen in vier Minuten von 54:54 auf 74:61 weg. Die Towers fliegen auseinander.
Foto: BILD
Kapitän Benedikt Turudic (28) will noch mal ein Zeichen setzen, legt sich im Schlussviertel mit Newman an. Damit bringt er die 4814 Fans endgültig gegen seine Mannschaft auf. „Macht sie alle, schießt sie aus der Halle“, tönt es von der Tribüne.
Die Towers verlieren insgesamt 15 Mal den Ball, sind beim Duell unter den Brettern turmhoch unterlegen (29:47 Rebounds). Und zeigen in der Defensive in der zweiten Hälfte Auflösungserscheinungen. „Wenn man nur die zweite Hälfte sieht, spielt Hamburg wie ein Absteiger“, urteilt Dyn-Kommentator Fabrice Kao. „Das war nicht Bundesliga-reif. Wäre ich Fan der Hamburg Towers, hätte ich große Sorgen.“
Bester Chemnitzer ist Yordan Minchev (26) mit 25 Punkten und 13 Rebounds. Der Bulgare trägt auf dem Trikot die Nr. 91 des legendären NBA-Rüpels Dennis Rodman (64). „Ich mag ihn wirklich“, erklärt der Zugang von Spirou BC Charleroi/Belgien. „Seine Energy und wie er immer gekämpft hat.“ Doch die Wahl der Nummer hatte einen anderen Grund: „Normal trage ich die Nummer 11. Die 9 habe ich wegen der Niners gewählt. Daher ist es eine Mischung.“
Bei den Towers stach Center-Hoffnung Zacharie Perrin (21) mit 23 Punkten heraus. „Wir müssen viel besser spielen“, sagte der Franzose. Ihm wird niemand widersprechen.
„Ist schlechter geworden“: Basketball-Manager rechnet mit der BBL ab!
Quelle: DYN03.10.2025
Nach Informationen von Transfer-Insider Rupert Fabig („Hamburger Abendblatt“) duellieren sich Chemnitz und Hamburg wegen der frühen Verletzungen auch noch auf dem Transfermarkt.
Bei den Towers fällt neben Rich seit der Vorbereitung auch Ex-Nationalspieler Niklas Wimberg (29/Fingerbruch) aus. Bei den Niners fehlen Roman Bedime (23/ausgekugelte Schulter) und Julian Steinfeld (24/Patellasehne).
Beide Kontrahenten sind daher auf der Suche nach Ersatz mit deutschem Pass. Problem: Der Markt ist aktuell überschaubar. Die prominentesten verfügbaren Namen sind der ehemalige Ulmer Kapitän Thomas Klepeisz (34), Kevin Wohlrath (30/zuletzt Bamberg) sowie der einstige Skandal-Profi Joshiko Saibou (35). Laut Fabig sieht es danach aus, dass die Niners auch im Rennen um Verstärkungen aktuell vor den Hamburgern liegen …