Nun will Hamburg von Paris lernen, doch eigentlich hatte Paris von Hamburg gelernt. Die spektakuläre Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2024, als die Athleten auf Schiffen über die Seine fuhren, ging auf eine Hamburger Idee zurück. So sollten die Sportler im vergangenen Jahr ursprünglich über die Elbe schippern. Doch das Bürgerreferendum 2015 erstickte die Bewerbung bekanntlich im Keim.
In dieser Hinsicht kann Hamburg nun also tatsächlich von den Pariser Erfahrungen profitieren, um mit einer neuerlichen Bewerbung für die Ausrichtung von Olympia sowie der Paralympics 2036, 2040 oder 2044 erfolgreicher zu sein. Gesagt, getan. Die am Mittwoch in Paris von Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und seiner Pariser Kollegin Anne Hidalgo unterzeichnete Kooperationserklärung zur Förderung der freundschaftlichen Beziehungen beinhaltet insbesondere eine Vertiefung der internationalen Zusammenarbeit im Bereich des Sports.
Olympia-Bewerbung: Hamburg will von Paris lernen
Die Spiele von Paris gelten weitläufig als die besten der Neuzeit. Unvergessen sind die spektakulären Bilder. Der bezaubernden Metropole gelang es optimal, die Sportstätten in das Stadtbild einzubetten. Zuschauer wie Athleten waren gleichermaßen begeistert. Zusätzlich erwirtschaftete die französische Hauptstadt einen Gewinn in Millionenhöhe. In Hamburg ist man überzeugt: Das können wir auch.
Erste Kontakte nach Paris hatten Sport- und Innensenator Andy Grote und Sportstaatsrat Christoph Holstein (beide SPD) daher bereits im vergangenen Jahr bei ihrem mehrtägigen Besuch der Olympischen Spiele geknüpft. „Die Spiele bringen einen enormen Rückenwind. Ich kenne kaum jemanden, der Olympia nicht verfolgt hat und nicht begeistert war. Wenn das nicht eine Ermutigung ist, sich das hier auch zuzutrauen, dann weiß ich auch nicht. Für mich geht es nicht darum, ob wir in Deutschland Olympische Spiele wollen. Ich glaube, wir brauchen sie, um unserem Land mal wieder einen kräftigen Schub nach vorne zu geben“, hatte Grote damals gesagt.
Anne Hidalgo und Peter Tschentscher unterschreiben Vereinbarung
Nun erneuerte der Senator sein Bekenntnis zu einer Hamburger Bewerbung. „Paris hat mit den Spielen 2024 ein starkes Zeichen für Vielfalt, Verständigung und Frieden gesetzt und gezeigt, wie man ein Großereignis nachhaltig ins Stadtbild integriert. Auch in Hamburg werden sich die Spiele der Stadt anpassen und nicht umgekehrt, mit kurzen Wegen, nachhaltigen Sportstätten, ausführlicher Bürgerbeteiligung und einer spektakulären Eröffnungsfeier mitten auf der Binnenalster“, so der 57-Jährige.
Sport- und Innensenator Andy Grote (57/SPD/l.) und Sportstaatsrat Christoph Holstein (62/SPD) wollen Olympia nach Hamburg holen.
© Witters | Tim Groothuis
Hamburg stehe als weltoffene, liberale Stadt für Frieden, Vielfalt, Freiheit und Respekt. Diese Werte und der olympische Gedanke sollen mit der Welt geteilt und die Gemeinschaft mit offenen Armen empfangen werden. „Ich freue mich, dass Paris seine wertvollen Erfahrungen bei der Planung und Ausrichtung von Sport-Großereignissen mit uns im Rahmen des guten Austausches teilt“, sagt Grote.
Sportstaatsrat Christoph Holstein besucht Paris
Bereits Anfang September war Holstein einer Einladung des französischen Außen- und Europaministeriums nach Paris gefolgt. An dem hochrangigen Treffen nahmen unter anderem Vertreter aus Los Angeles (Olympia/Paralympics 2028) sowie der Ausrichter-Interessenten Kapstadt und Istanbul teil. Hamburg war dort als einzige deutsche Bewerberstadt zu Gast und konnte seine internationalen Beziehungen vertiefen.
Das Programm umfasste einen Empfang im Sportministerium, Besichtigungen wichtiger Sportstätten der Olympischen Spiele 2024, Besuche im Olympischen Dorf und beim Nationalen Sportinstitut sowie Gespräche mit Pariser Sportverantwortlichen und der Organisation der Spiele. Diese Kontakte flossen in die Kooperationserklärung zur Förderung der freundschaftlichen Beziehungen mit ein. Hamburg hat damit die Gelegenheit, in einem direkten institutionalisierten Austausch mit der Stadt Paris über die Durchführung der Spiele zu profitieren.
Die Idee der Eröffnungsfeier auf der Binnenalster ist inzwischen auch schon öffentlich gemacht worden. Einen Vorteil hat sie: Sie könnte nicht so einfach kopiert werden.