Am 1. Oktober 2025 verwandelte sich der PSD Bank Dome in Düsseldorf in ein Epizentrum der harten Klänge. Zwei Schwergewichte des Metal gaben sich die Ehre: Megadeth als würdige Vorband und Disturbed als Headliner. Schon im Vorfeld war die Spannung spürbar, schließlich vereinte dieser Abend zwei Generationen der Metal-Geschichte – die Thrash-Ikonen um Dave Mustaine und die modernen Metal-Giganten aus Chicago.

Megadeth – Thrash mit Haltung und Präzision

Kurz nach 19:30 betraten Megadeth die Bühne, und sofort wurde klar: Diese Band braucht keine große Show, um zu beeindrucken. Dave Mustaine, charismatisch wie eh und je, eröffnete mit „Wake Up Dead“, das sofort eine Welle der Nostalgie durch die Halle jagte. Ohne viel Schnickschnack, aber mit ungebrochener Energie, knüpfte die Band an ihre legendäre Vergangenheit an.

Besonders stark wirkte „In My Darkest Hour“, das Mustaine mit grimmiger Entschlossenheit in die Halle schleuderte. Es war eine Erinnerung daran, dass Megadeth nicht nur für Geschwindigkeit steht, sondern auch für emotional aufgeladene Hymnen.

Mit „Hangar 18“ zeigte die Band dann ihre Virtuosität: Gitarrenduelle zwischen Mustaine und Teemu Mäntysaari (der einmal mehr als perfekter Gegenpol zu Mustaines knurrigem Gesang glänzte) ließen das Publikum jubeln. „Sweating Bullets“ brachte dagegen das leicht Wahnsinnige in den Vordergrund, während das aktuelle „We’ll Be Back“ bewies, dass Megadeth noch immer relevant und bissig ist.

Natürlich durften Klassiker wie „Tornado of Souls“ oder das unverzichtbare „Peace Sells“ nicht fehlen – Songs, die das Fundament des Thrash Metal mitdefiniert haben. Ein Höhepunkt war „Symphony of Destruction“, bei dem die gesamte Halle einstimmte. Der Abschluss mit „Holy Wars… The Punishment Due“ setzte ein Ausrufezeichen: kompromisslos, technisch brillant und mit einer Energie, die zeigte, warum Megadeth noch immer zur Speerspitze des Genres gehört.

Das Publikum verabschiedete die Band mit frenetischem Applaus – Megadeth hatten die Messlatte für den Headliner hochgelegt.

Disturbed – ein Auftritt zwischen Power und Pathos

Nach einer kurzen Umbaupause ging das Licht aus, und eine grollende Stimmung machte sich breit. Als Disturbed schließlich die Bühne betraten, explodierte der Dome. Der Auftakt war ein Schlag ins Gesicht: „Voices“ und „The Game“ machten klar, dass die Band keine Zeit verlieren wollte.

Von Beginn an war die Präsenz von Sänger David Draiman überwältigend. Seine markante Stimme, die zwischen tiefem Grollen, melodischem Gesang und dem berühmten „Ooh-wah-ah-ah-ah“ pendelte, war das Zentrum des Auftritts. Mit „Stupify“ und „Down With the Sickness“ feuerte die Band gleich mehrere Fan-Favoriten ab, die das Publikum in Bewegung brachten. Die Halle bebte unter den Chören der Fans, die jede Zeile mitgrölten.

Die erste Hälfte des Sets erinnerte stark an das Debütalbum The Sickness – Songs wie „Violence Fetish“, „Fear“ oder „Numb“ zeigten die rohe, aggressive Seite der Band. Doch Disturbed setzten nicht nur auf pure Härte: Mit dem Cover „Shout 2000“ bewiesen sie, wie man einen 80er-Jahre-Pop-Hit in eine packende Metal-Hymne verwandelt.

Ein besonderer Moment war „Meaning of Life“, in das Draiman ein kurzes Vokalzitat von Ozzy Osbournes „Crazy Train“ einbaute – eine gelungene Hommage an eine Metal-Legende.

Hymnen für die Massen – die zweite Hälfte des Sets

Mit ihrem Greatest Hits Set gab es bei „I Will Not Break“ zudem eine geballte Ladung Live-Energie mit der die Show in die zweite Phase überging. Mit „Ten Thousand Fists“ erreichte die Stimmung einen ersten Höhepunkt: Der gesamte Dome reckte die Fäuste in die Höhe, ein Bild, das man so schnell nicht vergisst. Danach folgte „Bad Man“, ein Stück vom aktuellen Album, das zeigte, dass Disturbed auch 2025 noch Neues zu bieten haben.

Die Coverversion von Genesis’ „Land of Confusion“ war ein weiterer Triumph – die Fans sangen lauthals mit, während die Band das Stück mit Wucht und moderner Härte versah. Mit „Indestructible“ folgte einer der größten Hits der Band, ein Song, der live kaum an Energie verliert.

Besinnlicher wurde es mit dem gefeierten Cover von „The Sound of Silence“. In einer minimalistischen Inszenierung, begleitet von reduzierter Beleuchtung, schuf Draiman eine Gänsehaut-Atmosphäre, die in deutlichem Kontrast zu den restlichen Songs stand. Viele Fans zückten ihre Smartphones, um diesen Moment festzuhalten.

Ein besonderer Augenblick entstand, als Draiman während „The Light“ ein Mitglied aus dem Publikum auf die Bühne holte – eine Geste, die die Verbindung zwischen Band und Fans noch verstärkte. Schließlich leitete „Inside the Fire“ das große Finale ein. Mit Pyro-Effekten, donnerndem Schlagzeug und einem Draiman in Hochform verabschiedete sich die Band nach über zwei Stunden intensiver Musik.

Dieses Konzert war ein Fest für alle Metal-Fans. Megadeth überzeugten mit handwerklicher Perfektion und Klassikern, die das Thrash-Herz höherschlagen ließen. Disturbed hingegen lieferten eine Show, die Pathos, Härte und Emotion vereinte – eine perfekte Mischung aus altbekannten Hymnen und moderner Bühneninszenierung.

Der PSD Bank Dome erlebte an diesem Abend ein Doppelkonzert, das in Erinnerung bleiben wird: ein Schlagabtausch zweier Generationen, die sich nicht ausschlossen, sondern gegenseitig verstärkten. Megadeth gaben den perfekten Auftakt, und Disturbed zeigten, warum sie zu den wichtigsten Metal-Bands der Gegenwart zählen.

Ein Abend voller Energie, Emotionen und unvergesslicher Momente – ein Pflichttermin für alle, die Metal in seiner ganzen Bandbreite lieben.

Text und Bilder by Jan Heesch

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Disturbed