Ihr Jüngstes hat Caroline Rude in der Babytrage dabei. Auch damit ihre Kinder weiter in einem schönen Umfeld aufwachsen können, steht die junge Mutter an diesem sonnigen Oktobernachmittag an der Seite von Einar Armbruster auf dem Parkplatz am Hellerhofer Einkaufszentrum. Das ist in die Jahre gekommen und soll überbaut werden.
Weil Rude wichtig ist, was dort unter dem Namen „Neue Hellerhofer Mitte“ entstehen soll, hatte sie sich bei einem Workshop Mitte Mai als Bürgermitglied in den Teil der Veranstaltung wählen lassen, in der das Siegerkonzept ausgewählt wurde. Alle vier Ideenskizzen wurden von ein und demselben Planungsbüro gemacht, das war Bestandteil des von der Stadt in Auftrag gegebenen „Qualitätssichernden Verfahrens“.
Einer ihrer Kritikpunkte: „Wir haben das Gefühl, dass alle vier Entwürfe nahezu gleich aussahen.“ Rude ergänzt: „Ich hätte es besser gefunden, man hätte vier Vorschläge unterschiedlicher Büros gehabt, die nicht viermal fast das Gleiche darstellen nur mit den großen Wohnblöcken an anderen Stellen.“
Zu dem Siegerentwurf hatte die Stadt damals schriftlich ausgeführt: „Neben der verbesserten öffentlichen Infrastruktur schafft der Entwurf auch Raum für verschiedene Nutzungen, die das Quartier bereichern sollen. Geplant sind neben dem bestehenden Discounter zusätzlich ein Lebensmittelvollsortimenter sowie weitere kleinteilige Angebotsergänzungen. In den Obergeschossen entsteht zudem Wohnraum, der sowohl für ältere Menschen als auch für Familien geeignet ist. Ergänzt wird das Konzept durch eine Seniorentagespflege sowie Gemeinschaftsräume, die den sozialen Austausch und das Miteinander fördern.“
Caroline Rude hatte in dem Kolloquium die ganze Zeit das Gefühl, dass ihre – kritischen – Anmerkungen kein Gehör fanden, erzählt sie. Darum hatte sie auch mit Einar Armbruster Kontakt aufgenommen, der sich in einem Zeitungsbericht gegen die derzeitigen Pläne aussprach. Gemeinsam haben sie nun den Kampf dafür aufgenommen, dass sie als Bürger noch Einfluss in die Planungen nehmen können und die „Bürgerinitiative Hellerhof“ gegründet. Unter anderem haben sie eine Onlinepetition gestartet, die unter dem Titel „Neue Mitte Hellerhof anpassen: Verdichtung reduzieren, grüne Quartiersmitte schaffen!“ im Netz zu finden ist. 514 Menschen haben diese bis Donnerstagnachmittag unterschrieben. Was für manche eher nach wenig Zuspruch klingt, setzen Rude und Armbruster in den Bezug zur Hellerhofer Bevölkerungszahl von rund 5600 Bewohnern. In der Begründung schreiben die beiden: „Die geplante Blockstruktur mit einer Verdichtung wie in Innenstadtlagen passt nicht zum Charakter des Stadtteils. Stattdessen brauchen wir eine klimaangepasste, grüne Mitte als Begegnungsort für die Hellerhofer*innen: familienfreundliche Räume, sichere Wege, weniger Autoverkehr, ein Sportzentrum zur Entlastung der Grundschule und für den Hellerhofer Sportverein sowie barrierefreies Wohnen.“
Armbruster und Rude hoffen, dass sie noch einwirken können bei dem, was entstehen soll. Planungsdezernentin Zuschke hatte damals mitgeteilt, wie es weitergehen soll: „Nun wird – neben dem vorhandenen Discounter, der als Teilflächeneigentümer in das Verfahren eingebunden ist – mit weiteren Partnern auf Basis der Empfehlungen aus der Bürgerschaft in die weitere Entwicklung eingestiegen.“
Der letzte Satz könnte den beiden Hellerhofern Mut machen, dass sie sich nicht vergeblich engagieren, um wie sie sagen, ihren Stadtteil in seiner bestimmten Art der Dörflichkeit zu erhalten: Man sei weder Benrath, vor allem aber nicht die Stadtmitte, das müsse man vor allem bei den Plänen für die Zahl der Wohnungen berücksichtigen, sagen sie. „Wir sind als Familie hierhergezogen, weil wir bewusst nicht in der Innenstadt leben wollen“, sagt Caroline Rude. Die Zahl von um die 120 neuen Wohnungen auf dem Areal des Einkaufszentrums halten Armbruster und sie deshalb auch für zu viel. Deshalb werden die beiden in ihrem kleinen Stadtteil weiter gegen den Siegerentwurf mobilisieren.