DruckenTeilen
Thomas Rochell kritisiert die Haltung der AOK zu Apothekerhonoraren. © Apothekerverband Westfalen-Lippe / Imago / Rüdiger Wölk | Montage: wa.de
Apotheker gegen Krankenkassen: Eine gesetzliche Krankenkasse lobt die Pläne der Bundesregierung für die Honorierung der Apotheken. Das kritisiert ein Apotheker aus NRW scharf.
Hamm – Es geht ums Geld: Apotheken fordern ein höheres Honorar für ihre Leistung. Zahlen sollen das die Krankenkassen. Die stecken wiederum selbst in einer finanziell schwierigen Lage. In der angekündigten Apothekenreform sollen die Apothekenhonorare nicht aufgestockt werden, stellte kürzlich die Bundesgesundheitsministerin klar. Die AOK-Chefin Dr. Carola Reimann lobt diese Pläne. Es sei ein Indiz für mehr Realitätssinn und Problembewusstsein. Aus Sicht der Apotheker ist diese Einstellung falsch: Thomas Rochell, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen Lippe (AVWL), spricht von einem „kompletten Realitätsverlust“ der AOK-Vorstandsvorsitzenden.
„Sollte diese Darstellung zutreffend sein, können wir der AOK-Vorstandsvorsitzenden nur kompletten Realitätsverlust bescheinigen“, wird Thomas Rochell in einer Mitteilung zitiert. Er argumentiert, dass die Apotheken vor Ort ja schließlich auch für die Versorgung der AOK-Versicherten sorge. „Indem die Apotheken diese Rabattverträge erfüllten, sparten sie für die Krankenkassen Milliardenbeträge“, heißt es außerdem.
Apotheker aus NRW schießt gegen AOK-Chefin
Der AVWL ist der Meinung, dass die Honorierung der Apotheken für ihre Leistungen unzureichend sei. So müssten die Apotheken schließlich den Eigenanteil der Versicherten für verschreibungspflichtige Medikamente einziehen und an die Krankenkassen weiterleiten. Diese Arbeit wird laut Thomas Rochell aber nicht honoriert.
Und dabei hätten die Apotheken vor Ort eine Anhebung der Honorierung laut AVWL bitter nötig. Viele Apotheken seien wirtschaftlich massiv gefährdet. „Mehr als 20 Prozent der Apotheken hätten in den vergangenen 20 Jahren schließen müssen“, heißt es in der Mitteilung. Ende 2024 musste beispielsweise eine Hammer Apotheke nach fast 90 Jahren schließen.
AOK sieht für Honoraraufstockungen keinen Spielraum
Aus Sicht des AOK-Bundesverbandes sei die Anhebung des Apothekenhonorars aus mehreren Gründen problematisch. Zum einen sei die finanzielle Situation der gesetzlichen Krankenkassen angespannt, erklärt ein Sprecher der AOK auf Anfrage von wa.de. Die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestrücklagen seien nicht aufgefüllt und die Einnahmeperspektiven schlecht. Für weitere Ausgaben wie Honorarsteigerungen sei daher kein Spielraum.
Außerdem fordert die AOK, anstelle der Anhebung der Apotheken-Vergütung lieber die regionale Versorgung zu stärken. „Dazu könnten Margen aus den Aufschlägen bei hochpreisigen Arzneimitteln in eine höhere Vergütung des Nacht- und Notdienstes umgeschichtet werden“, so ein AOK-Sprecher.