Stand: 20.06.2025 08:08 Uhr

Nach vielen Abstechern ins Ausland führt die Tour de France 2025 ausnahmslos durch Frankreich. Die „Große Schleife“ beginnt mit einem großen Part im rauen Norden, in der zweiten Hälfte warten sehr schwere Bergetappen auf die Profis. Die Strecke erfordert von den Favoriten viel Geduld und taktisches Geschick.


Olaf Jansen

Öfter mal etwas Neues: Mussten die 176 Fahrer des Pelotons 2024 in der Toskana gleich zum Auftakt einige schwerst profilierte Etappen mit Kletterpotenzial bezwingen, geht es 2025 ganz anders in die dreiwöchige Rundfahrt: Die erste Woche im Norden Frankreichs ist ganz auf die Sprinter zugeschnitten.

Schon am ersten Tag, wenn Start und Ziel in Lille liegen, dürfte einer der schnellsten Männer ins Gelbe Trikot schlüpfen. Und mit der richtigen Unterstützung seines Teams könnte er es dann auch ein paar Tage auf den Schultern behalten – je nachdem, wie die Platzierungen auf den folgenden Etappen ausfallen. Womöglich wird’s Tag für Tag ein spannendes Sekundenspiel um das Führungstrikot geben. Wobei die Bonussekunden im Ziel jeder Etappe (10,6,4 für die drei Erstplatzierten) entscheidend sein könnten.

„Versteckte“ Höhenmeter im Norden

Es geht zumeist in mehr oder weniger flachem Gelände dahin an den ersten neun Tagen der Rundfahrt, die diesmal 3.320 Kilometer Gesamtlänge aufweist und ausschließlich durch Frankreich führt. Wer allerdings glaubt, dass es sich die Fahrer im ersten Teil gemütlich machen können, dürfte sich schwer täuschen. Es sind auch am Anfang schon einige der insgesamt zu bewältigenden 51.550 Höhenmeter zu erklettern, auch wenn sie zu Beginn eher „versteckt“ auf das Peloton warten.

Jonas Vingegaard bei der Tour 2024

Und: Im Norden spielen das Wetter und das Terrain eine große Rolle. Kühle Temperaturen sind möglich, starke Winde wahrscheinlich und zum Teil schlechte Straßen garantiert. Da heißt es vor allem für die Favoriten auf den Gesamtsieg: höllisch aufpassen, um nicht völlig überraschend in eine knifflige Situation zu geraten.

Charakteristik der 21 Etappen

7 Flachetappen

6 hügelige Etappen

6 Bergetappen

5 Bergankünfte

2 Zeitfahren

52.500 Höhenmeter

Zwei Zeitfahren – unterschiedlicher könnten sie nicht sein

Höchste Konzentration ist vom ersten Tag an gefragt, ganz besonders auf der 5. Etappe: Dann findet rund um Caen ein 33 Kilometer langes Einzelzeitfahren auf komplett flachem Terrain statt. Es ist das erste von zweien auf der Rundfahrt und es ist zugeschnitten auf sogenannte „Rouleure“ – kräftige Ausdauertypen, die lange ein extrem hohes Tempo aufrechterhalten können. Den leichten Kletterern wird es vor diesem Tag grauen – sie müssen sich gedulden, bekommen „ihr“ Zeitfahren dann im zweiten Teil der Rundfahrt. Dann steht noch ein elf Kilometer langes klassisches Bergzeitfahren auf dem Programm.

Es ist wieder für alle etwas dabei, wobei die Streckenplaner ihrem Trend der vergangenen Jahre treu geblieben sind: Die Tagesabschnitte sind grundsätzlich nicht mehr so lang wie einst, dafür abwechslungsreicher und spektakulärer. Lediglich zweimal geht es über mehr als 200 Kilometer, die längste Etappe ist mit 212 Kilometern schon am zweiten Tag zu bewältigen.

26 Gebirgspässe warten

Aber klar: Die Tour de France wird so richtig spannend in den Bergen – dort wird es auf den schmalen Bergstraßen zu spektakulären Entscheidungen kommen. Die Highlights werden anstehen, wenn der Tour-Tross nach der ersten Woche in den Süden zieht, wo diesmal die Anstiege im Zentralmassiv, den Pyrenäen, in den Alpen und im Jura die Zuschauermassen anlocken werden.

Mont Ventoux, La Plange, Col de la Loze, Hautacam oder der Tourmalet sind ebenso im Programm für die Fahrer, wie der Col du Glandon, Col de la Madeleine oder der Cormet de Roseland. Insgesamt 26 Pässe, Anstiege oder Gipfelankünfte müssen bewältigt werden.

Am 10. Tag geht’s ins Gebirge

Los geht’s am 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag, wenn eine sehr schwere Etappe quer durchs Zentralmassiv führen wird. 4.400 Höhenmeter verteilen sich auf sieben Anstiege der 2. Kategorie, es geht eigentlich ständig auf und ab. Der Schlussanstieg über 3,5 Kilometer hinauf auf die Bergstation auf dem Puy de Sancy wird ein erstes echtes Kräftemessen der Favorietn bieten. Weil der Feiertag auf einen Montag fällt, wurde extra für diesen Termin der traditionelle erste Ruhetag um einen Tag nach hinten verschoben.

Tadej Pogacar im Gelben Trikot bei der Tour 2024

Dies ist aber nur der Auftakt zu einem wahren Feuerwerk von harten Bergetappen in der zweiten Hälfte der Rundfahrt. Ab dem 17. Juli warten drei Hammer-Etappen in den Pyrenäen, eingeschlossen darin ist das bereits erwähnte Bergzeitfahren über elf Kilometer hoch auf die Skistation Peyragudes.

Hinauf auf den „Giganten der Provence“

Nach den Pyrenäen folgt der Übergang in Richtung Alpen mit dem „Gigenaten der Provence“ am 21. Juli. Es geht dann hinauf auf den legendären Mont Ventoux – wo bekanntermaßen alles passieren kann. Die letzten 16 Kilometer durch die Steinwüste bei dünner Luft und möglicherweise großer Hitze haben es in sich.

Nur zwei Tage später steht dem mutmaßlich bereits kräftig ausgedünnten Fahrerfeld die Königsetappe bevor: Es geht über 5.500 Höhenmeter in die Alpen. Riesige Anstiege wie der auf den Col du Glandon und anschließend auf den Col du Madeleine werden zeigen, wer der Stärkste bei der 2025er Tour de France ist. Über Courchevel geht es auf der „Königsetappe“ anschließend über 26,5 Kilometer hoch hinauf auf den Col de la Loze, wo in 2.304 Metern Höhe die Ziellinie liegt.

Vorsicht vor dem Ausschluss

Und am nächsten Tag wiederholt sich die Tortur im Grunde genommen: Dann stehen auf der letzten Alpenetappe 4.600 Höhenmeter im Tourbuch. Die sind allerdings über nur 130 Kilometer verteilt – wer hier nicht mehr bei Kräften ist, dem droht zwei Tage vor Tour-Ende tatsächlich noch der Ausschluss wegen Überschreiten des Zeitlimits.

Das werden alle irgendwie verhindern wollen – auch die Sprinter, die auf den letzten beiden Etappen noch einmal zuschlagen könnten. Erst auf einer Flachetappe nach Pontarlier, abschließend beim großen Finale auf den Champs-Élysées, die diesmal wieder der klassische Endpunkt der Tour de France sein werden.