• Das Unternehmen Riseport Europe entwickelt mit „Argos“ ein System zur Abwehr von Kleinstdrohnen, das optische und akustische Sensorik mit künstlicher Intelligenz kombiniert.
  • Trotz Interesse der Bundeswehr und Gesprächen mit der polnischen Regierung steht die Finanzierung des Prototyps (TRL 6) auf unsicheren Beinen; staatliche Förderung erhielt das Projekt bislang nicht.
  • Riseport plant, die nötigen acht Millionen Euro über eine Anleihe auf der Kryptoplattform Tacct einzuwerben und setzt auf Privatanleger, da Banken und institutionelle Partner ablehnen.

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Die Fähigkeit, Drohnen abwehren zu können, ist in den vergangenen Wochen in den Fokus gerückt. Welche Brisanz das Thema hat, machen Luftraumverletzungen und ungenehmigte Drohnenüberflüge über Polen, Rumänien, Dänemark, Norwegen und Norddeutschland deutlich. Kleine Rüstungsunternehmen wollen hierzu Lösungen anbieten und machen seit der sogenannten Zeitenwende zunehmend auf sich aufmerksam. Doch während die Drohnenabwehr an Bedeutung gewinnt, klagen kleine Rüstungsunternehmen über schwierige Partnerschaften bis hin zu Ablehnungen durch Banken. Ein Grund, nun neue Wege zu gehen.

Abwehr von Kleinstdrohnen

Das Unternehmen Riseport Europe aus Hamburg, mit einer Niederlassung in Bremen, hat mit „Argos“ ein System zur Abwehr von Kleinstdrohnen entwickelt: Die optische und akustische Signatur einer Drohne löst die Sensorik von „Argos“ aus, wodurch die vier Sensormodule in Alarmbereitschaft versetzt werden. Die Module starten eine automatische Zielerfassung (ATR; Automatic Target Recognition). Die akustischen und optischen Informationen werden anschließend durch ein künstliches neuronales Netz ausgewertet, das die Informationen an das Effektormodul weitergibt. Dort ermittelt ein Algorithmus die ideale Wirkdistanz und unterstützt bei der Klassifizierung. Zeitgleich wird der Effektor ausgerichtet und ein Alarm im Fahrzeug ausgelöst. Die Besatzung muss das Ziel bestätigen, ehe der Effektor bei idealer Wirkdistanz auslöst. Ein voll automatisierter Modus wäre laut Riseport-Geschäftsführer Emanuel Aprill technisch ebenso umsetzbar.

Logistikfahrzeuge nachrüsten

Die 360-Grad-Sensor-Effektor-Kombination lasse sich, so Aprill, auf jedes beliebige Fahrzeug montieren – also auf bereits vorhandene, wie auch auf geplante Neuanschaffungen. Je mehr Fahrzeuge in einem Verbund mit dem System ausgerüstet seien, umso größer der Schutzschirm. Zudem habe das voll automatisierte System gegenüber einem Soldaten an einer Lafette (ein Gestell, auf das eine Waffe montiert werden kann, Anm. d. Red.) auf einem Fahrzeug zahlreiche Vorteile: eine schnellere Reaktionszeit, genauere Detektion und damit eine wirkungsvollere Bekämpfung. So ließen sich laut Aprill beispielsweise Logistikfahrzeuge nachrüsten und besser schützen.

Mit Regierungen im Kontakt

Mit „Argos“ füllt Riseport Europe eine Fähigkeitslücke, sagt Aprill. Das System sei kostengünstig, skalierbar, integrierbar in allen mobilen Einsatzszenarien und auch in künftigen Konflikten zuverlässig. Müsste sich die Bundeswehr also die Finger nach dem System lecken? Tatsächlich steht Aprill nach eigener Aussage bereits mit der Bundeswehr im Kontakt, die Interesse an dem System bekundet habe. Und auch mit der polnischen Regierung stünden bereits Gespräche an.

Volles Risiko

Finanziell beteiligt seien bisher jedoch weder die Bundeswehr noch andere potenzielle Kunden, sagt Aprill. Das deutsche Verteidigungsministerium etwa bestehe zunächst auf einen voll funktionsfähigen Prototyp auf der sogenannten Technology Readiness Level Stufe 6 (TRL 6). Aprill wünscht sich, dass man sich mit einem potenziellen Kunden beziehungsweise Partner darauf einigen könnte, dass dieser bei der weiteren Entwicklung finanziell mit einsteigt und Riseport Europe im Gegenzug die Lieferung einer entsprechenden Menge zusichert. Auch staatliche Förderung erhält das Unternehmen für das Projekt bisher nicht. Zurzeit werde geprüft, ob es in diese Richtungen, etwa im Bundesland Bayern, Möglichkeiten gibt. Doch: „So wie es jetzt ist, trage ich allein das unternehmerische Risiko“, sagt der Geschäftsführer.

Schlechte Erfahrungen

Da Aprill schlechte Erfahrungen mit einigen Banken gemacht hat, werde er diese „nicht beknien“, das Projekt zu unterstützen. Er will nun einen anderen Weg gehen: Das Unternehmen will unter anderem Privatanleger mit einer Anleihe „Argos Air Defence Anleihe Nr. 1“ über die Kryptoplattform Tacct für das Projekt mit ins Boot holen – acht Millionen Euro braucht das Unternehmen bis zur Technology Readiness Level Stufe 6.

Marktkapitalisierung

Im nächsten Schritt plant Aprill eine Marktkapitalisierung auf Aktien mit der künftigen „Riseport defence SE“, ebenfalls über die Plattform Tacct. Die geplante europäische Aktiengesellschaft (SE) soll mehrere Geschäftseinheiten beinhalten. Darunter beispielsweise Luftraumsicherheit unter anderem mit „Argos“, aber auch die Bereiche Luftkampf, Schutz sowie Rettung von Soldaten.

Nicht schlucken lassen

„Der Vorteil der Plattform ist, dass wir überprüfen können, wer sich beteiligen will“, sagt Aprill. Ein Ausschlusskriterium seien für ihn etwa enge Beziehungen nach Russland. Zudem könne das Unternehmen so aber auch darauf achten, nicht von einem der großen Marktbegleiter geschluckt zu werden. „Wir arbeiten gern mit den Primesder Branche zusammen – mit einigen befinden wir uns auch schon im Gespräch“, so Aprill. Aber schlucken lassen wolle er sich nicht: „Wir schließen Lücken, die schnell geschlossen werden müssen. Diese Geschwindigkeit können die etablierten Unternehmen aufgrund ihrer Größe einfach nicht mehr bieten, kleine junge Unternehmen jedoch schon.“ Mit einem Prototyp (TRL 6) rechnet Aprill im Quartal zwei oder drei im Jahr 2026, mit einem Serienanlauf bereits zwölf Monate später.

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