Tausende Menschen haben am Wochenende in Großbritannien gegen ein Urteil des obersten Gerichts demonstriert, das die Rechte von trans Frauen erheblich einschränken könnte. Die Richterinnen und Richter hatten in dieser Woche entschieden, dass im Sinne des britischen Gleichstellungsgesetzes von 2010 das biologische Geschlecht maßgeblich ist – nicht das empfundene oder soziale. Für trans Frauen bedeutet das unter anderem, dass sie trotz offizieller Anerkennung als Frau etwa von Frauenquoten oder geschützten Räumen ausgeschlossen werden können.

Zwar betonte der Vorsitzende Richter Patrick Hodge, trans Menschen seien weiter vor Diskriminierung geschützt – auch wenn sie „als Frauen wahrgenommen“ würden. Laut Aktivistengruppen wird dieser Schutz jedoch faktisch ausgehöhlt. Die britische Verkehrspolizei teilte etwa mit, trans Frauen würden nun nach ihrem biologischen Geschlecht behandelt – und damit künftig von Männern durchsucht. Es handle sich dabei um eine „Übergangslösung“.

Während einer Kundgebung haben Demonstrierende eine Statue der britischen Frauenrechtlerin Millicent Garrett Fawcett beschädigt und Gebäude im Zentrum Londons mit Graffiti beschmiert. © Alishia Abodunde/​Getty Images

In London und Edinburgh gingen deshalb zahlreiche Menschen auf die Straße, auf Transparenten war zu lesen: „Trans-Rechte sind Menschenrechte“ und „Kein Feminismus ohne trans Frauen“. Wie die Londoner Polizei mitteilte, wurden einige der Parolen auch auf Denkmäler gesprüht – darunter auf die Statue der Frauenrechtlerin Millicent Fawcett und des südafrikanischen Staatsmanns Jan Christiaan Smuts. Ermittlungen seien eingeleitet worden.

Britische Regierung begrüßt das Urteil

Hintergrund des Urteils ist eine Klage der Organisation For Women Scotland (FWS). Sie hatte sich gegen die Praxis der schottischen Regionalregierung gewandt, trans Frauen etwa bei Frauenquoten mitzuzählen. In den unteren Instanzen war FWS gescheitert, erhielt nun aber vom obersten Gericht Recht. 

© Lea Dohle

Newsletter

Was jetzt? – Der tägliche Morgenüberblick

Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt.

Prüfen Sie Ihr Postfach und bestätigen Sie das Newsletter-Abonnement.

Der britische Premierminister Keir Starmer begrüßte das Urteil. Es bringe Klarheit und Schutz für Frauen sowie für Anbieterinnen frauenspezifischer Angebote, sagte ein Regierungssprecher. Die konservative Opposition forderte eine umfassende Überprüfung der Gleichstellungsgesetze. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International hingegen warnten vor weitreichenden Folgen – nicht nur für trans Frauen, sondern für die gesellschaftliche Gleichstellung insgesamt.

Mehr zum Thema

Z+ (abopflichtiger Inhalt);

Urteil in Großbritannien:
Und das Patriarchat lacht

Benyamin Jakob:
„Jugendliche gehen viel offener mit Geschlechterrollen um“

Z+ (abopflichtiger Inhalt);

Anastasia Biefang:
Frau Oberstleutnant darf nicht Bart tragen