Dresden – Seit den Terroranschlägen in Magdeburg und Berlin werden Weihnachtsmärkte zu Hochsicherheitszonen – die Gefahr für die Besucher sinkt zwar, doch zugleich sorgen die Sicherheitsauflagen für explodierende Kosten. Jetzt droht sogar das Aus für die ersten Weihnachtsmärkte!
Statt Glühwein, Lichterglanz und gebrannten Mandeln geht es nun um Betonklötze, High-Tech-Sperren und Millionen-Budgets: Nach dem Anschlag in Magdeburg haben Behörden die Auflagen nochmals so drastisch verschärft, dass viele Volksfeste gestrichen wurden. Grund: die geforderten „zertifizierten Terrorsperren“ treiben die Kosten vor allem für private Betreiber ins Bodenlose.
▶︎Besonders dramatisch ist die Lage in der selbst ernannten Weihnachtshauptstadt Dresden. Neben dem städtischen Striezelmarkt gibt es mehrere privat organisierte Weihnachtsmärkte, von denen die Polizei jetzt teilweise fordert, sich zu verkleinern, damit Zufahrten abgesperrt werden können.
Dresden: zusätzliche Millionen für die Sicherheit
Der Stadtrat hatte ursprünglich 800.000 Euro für den zusätzlichen Schutz der Märkte eingeplant. Doch die Realität sieht anders aus: „Allein in Dresden summieren sich die Kosten auf rund vier Millionen Euro“, rechnet Veranstalter Matteo Böhme (43, Betreiber des „Augustusmarkts“) vor.
Matteo Böhme ist Sprecher des IHK-Arbeitskreises Veranstaltungswirtschaft und selbst Marktbetreiber
Foto: picxell
Böhme, der auch Sprecher des IHK-Arbeitskreises Veranstaltungswirtschaft ist, rennt seit Monaten von Tür zu Tür – bei Ministern, in Ämtern, im Rathaus. Er schrieb sogar mehrfach persönlich an Innenminister Armin Schuster (CDU). Ergebnis? Bislang: nichts.
Auf BILD-Nachfrage teilt das Innenministerium lediglich mit: Man suche „mit dem Städte- und Gemeindetag nach Lösungen“. Außerdem: Die bundesweite Gefährdungsbewertung für Weihnachtsmärkte liege „Anfang Dezember“ vor.
Behörden lassen private Veranstalter hängen
Für die Branche ist das ein schlechter Witz: „Unsere Märkte in Dresden und Pirna öffnen am 25. und 26. November. Wenn die Polizei uns vorher auf die teuersten High-Tech-Sperren festnagelt, aber die Gefährdungsbewertung erst Wochen später kommt, ist das schlicht nicht machbar“, schimpft Böhme. Ihm zufolge drohen nun „eingedampfte Märkte ohne jede Atmosphäre – oder komplette Absagen“.
Die Behörden in Dresden bestehen auch bei privaten Weihnachtsmärkten auf zertifizierten Terrorsperren – wie hier am Berliner Breitscheidtplatz, lassen sie die Veranstalter aber mit den Kosten allein
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Für viele private Veranstalter, die traditionell einen Teil der Weihnachtsmärkte stemmen, geht es deshalb längst ums Überleben. Die Kostenexplosion macht die Organisation unmöglich. Ein Branchenvertreter spricht von einem „Kollaps der Weihnachtsmarkt-Kultur“.