Da kommt was auf alle Verkehrsteilnehmer zu, die ab März 2026 nach Stötteritz wollen. Denn dann beginnt in einer Komplexmaßnahme der Umbau der Stötteritzer Straße für 21 Millionen Euro (städtischer Anteil: 7,5 Millionen Euro). Die endgültige Entscheidung dazu stand am 24. September in der Ratsversammlung an und wurde auch einstimmig angenommen. Plus einen Änderungsantrag, in dem es einmal mehr um Stellplätze für Autos geht. Denn mit dem Umbau der Straße fallen einige davon weg.

Der Baubeschluss ist einer von denen, die deutlich zeigen, wie lang der Planungsvorlauf für so ein Straßenbauprojekt inzwischen ist.

„Die Planung für die Stötteritzer Straße begann 2017 mit dem Bauvorhaben der LVB ‘Stötteritzer Straße, zwischen Riebeckstraße und Breslauer Straße (P.-Nr. 90027)’ sowie 2020 mit dem Bauvorhaben ‘Papiermühlstraße / Breslauer Straße / Arnoldstraße (P.-Nr. 90237)’. Diese Projekte liefen zunächst als reine LVB-Maßnahmen. Im Verlauf des Prozesses wurde die Planung der Stötteritzer Straße dahingehend überarbeitet, dass im Falle einer späteren Baumaßnahme des MTA die Gleisanlagen bereits so im Straßenkörper liegen, dass beidseitig entlang Park-, Radfahr- und Fahrstreifen angeordnet werden können“, beschreibt das Mobilitäts- und Tiefbauamt den Vorlauf für diese Komplexmaßnahme.

„Mit fortschreitendem Planungsprozess wurde entschieden, parallel zu den LVB-Maßnahmen auch die Straßen- und Seitenbereiche zu erneuern. Teil der vorliegenden Planung ist es, die Platzfläche am Knoten Stötteritzer Straße / Fuchshainer Straße / Hofer Straße umzugestalten.

Ebenso wurde der Knoten Papiermühlstraße/Schönbachstraße aufgrund seiner Unfallauffälligkeit als signalisierungswürdiger Einzelstandort eingestuft. Die Ausstattung des Knotenpunktes war bisher Teil des Gleisbauvorhabens ‘Stötteritzer Straße, zwischen Riebeckstraße und Breslauer Straße’, wird jetzt aber in die vorliegende Straßenbauplanung eingebettet.“

Abschnitt der Stötteritzer Straße.Blick in den sanierungsreifen Abschnitt der Stötteritzer Straße. Foto: Ralf Julke

Sieben verschiedene Varianten hatte das MTA untersucht. Im Ergebnis wird eine Variante umgesetzt, die die Bedingungen für Radfahrer und Straßenbahnnutzer deutlich verbessert und gleichzeitig die Verkehrssicherheit an wichtigen Knotenpunkten erhöht.

„Im Zuge der Erneuerung des Asphaltoberbaues und durch den Ausbau / die Erneuerung von ungesicherten und gesicherten Querungsstellen für zu Fuß Gehende erhöht sich die Verkehrsqualität für alle Teilnehmenden im Straßenverkehr“, betont das Mobilitäts- und Tiefbauamt (MTA) in seiner Vorlage.

„Durch den Ausbau der Straßenbahnhaltestellen und die weiterhin bestehende unmittelbare Nähe zum S-Bahnhof Stötteritz wird eine gute barrierefreie Verknüpfung des ÖPNV mit den nahräumigen und regionalen umliegenden Zielen der Fahrgäste erreicht. Durch die Einordnung einer Mobilitätsstation am Stötteritzer Platz wird die Qualität weiter erhöht. (…) Ein sicheres Überholen von Radfahrenden ist im Bereich zwischen Riebeckstraße und Breslauer Straße durch die Einordnung von Radfahrstreifen gegeben. Im weiteren Verlauf kann ein Überholen nur unter Mitbenutzung der Fahrbahn für den Gegenverkehr erfolgen. Der weitestgehend geradlinige Streckenabschnitt gewährleistet die Überholsichtweite.

Der barrierefreie Ausbau der Haltestellen und Querungshilfen gewährleistet auch die Sicherheit für schwächere und beeinträchtigte Verkehrsteilnehmende.

Die beidseitigen Gehwege sind räumlich begrenzt durch die bestehenden Gebäude bzw. Vorgärten, Blühstreifen sowie die im Seitenraum befindlichen Baumscheiben und Längsparkstellplätze. Durch die klare Abgrenzung und ausreichende breite Dimensionierung ist keine Gefährdung zu Fuß Gehender zu erwarten.“

Die obligatorische Stellplatzfrage

Und dann das Thema, das nun für den 24. September die beiden Stadträte Lucas Schopphoven (CDU) und Maximilian Kretschmar (BSW) auf den Plan rief: die Stellplatzfrage.

„Es werden neben den Radverkehrsanlagen Parkstellflächen angeordnet. Durch die Neuordnung des ruhenden Verkehrs, die neue Organisation des gesamten Verkehrs und durch die Errichtung der barrierefreien Haltestellenbereiche fallen eine ganze Reihe Stellplätze ersatzlos weg. Im Bestand ist das Parken am Fahrbahnrand möglich, die Flächen sind nicht gesondert markiert oder über eine Beschilderung geregelt“, ging das MTA in seiner Vorlage auf dieses Thema ein.

„Zukünftig soll zwischen Riebeckstraße und Holsteinstraße/Kregelstraße auf den Flächen des ehemaligen Radwegs und der Fahrbahn geparkt werden. Nach dem Knotenpunkt Stötteritzer Straße / Kregelstraße / Holsteinstraße bis Höhe Hofer Straße werden durch Gehwegnasen die Querungslängen über die Hauptstraße reduziert und die Parkstreifen entlang der Stötteritzer Straße baulich eingefasst. Zwischen Schönbachstraße und Breslauer Straße entfallen die Parkstellflächen aufgrund der über den Knotenpunkt hinausführenden Radverkehrsanlagen. Die Thonberger Straße wird zukünftig als Einbahnstraße angeordnet, die nur das Einbiegen in die Stötteritzer Straße in stadteinwärtiger Richtung zulässt. Im Zuge dessen werden am Fahrbahnrand der Thonberger Straße Parkflächen in Schrägaufstellung abmarkiert.“

Schopphoven und Kretschmar beantragten: „Die Stadtverwaltung wird beauftragt zu prüfen, ob zur teilweisen Kompensation des Wegfalls von Stellplätzen in der Schönbachstraße in der angrenzenden Günzstraße zusätzliche Parkplätze angeordnet werden können. Dabei ist insbesondere zu prüfen, ob eine Anordnung von Querparkständen auf einer Straßenseite und Längsparkständen auf der anderen Seite möglich ist, um die maximale Anzahl an Stellplätzen zu erhalten.

Zudem soll geprüft werden, ob die Zufahrt in die Schönbachstraße – wie bereits früher zwischen Verwaltung, Stadtbezirksbeirat Südost und der ortsansässigen Kindertagesstätte Lichtenbergweg abgestimmt – kurz hinter dem Kreuzungsbereich eingerichtet werden kann.“

Weniger Stellplätze, dafür eine Mobilitätsstation

Von 90 Stellplätzen sprach dann Schopphoven in der Ratsversammlung, die durch die Komplexmaßnahme wegfallen würden.

In der Stötteritzer Straße / Papiermühlstraße verringert sich die Zahl der Stellplätze von 151 auf 66. In der Schönbachstraße entfallen 14 Stellplätze. Etwas anders gelagert ist die Situation am Stötteritzer Platz, wo es bislang 23 Stellplätze gibt.

Hier entstehen auch im Rahmen der Mobilitätswende zwei Stellplätze, eine Andienfläche für die umliegenden Geschäfte, vier Carsharing-Stellplätze und vier Stellplätze für das Laden von Elektrofahrzeugen. Nicht zu vergessen eine geplante E-Tretrollerfläche, ein Bikesharing- und ein Lastenrad-Stellplatz sowie fünf Fahrradanlehnbügel, denn das soll eine richtige Mobilitätsstation werden.

SPD-Stadtrat Frank Franke stellte das Ansinnen, nun doch wieder mehr Stellplätze zu prüfen, am 24. September infrage. Schon heute würden viele Anwohner die abgehende Günzstraße zum Parken ihrer Automobile nutzen. Aber da Schopphoven und Kretschmar ihren Antrag als Prüfauftrag formuliert hatten, sah Baubürgermeister Thomas Dienberg kein Problem darin, das Anliegen noch zu prüfen. Die Ratsversammlung befürwortete den Prüfauftrag dann auch mit 37:13 Stimmen bei zehn Enthaltungen.

Ob es aber ausgerechnet die Eltern der nahe gelegenen Kindertagesstätte sind, die diese (weiteren) Stellplätze benötigen, wie im Antrag aufgeführt, darf man wohl bezweifeln.

Mehr Grün

Und grüner wird die Stötteritzer Straße auch: „Im Zuge der Leitungsverlegungen der Leipziger Wasserwerke müssen 2 Bestandsbäume gefällt werden. Im gesamten Planungsbereich erfolgen nach aktuellem Stand 39 Baumneupflanzungen. Die vorhandenen Bauscheiben werden deutlich vergrößert und so die versiegelte Fläche reduziert. Baumscheiben, die aufgrund veränderter Bordgeometrie, Haltestellenanordnungen und örtlicher Gegebenheiten begrenzte Flächenverfügbarkeit aufweisen, werden teilweise mit begehbaren Platten ausgestattet.“ Und auch der besondere Bahnkörper der Straßenbahn wird als Rasengleis ausgeführt, so das MTA.

Insgesamt wird die gesamte Komplexmaßnahme über 21 Millionen Euro kosten. Die LVB investieren allein 8,3 Millionen Euro, die Wasserwerke 5,3 Millionen Euro und auch die Netz Leipzig 1 Million Euro.

Eine Bürgerinformation ist für Anfang 2026 geplant. Da liegen dann möglicherweise auch schon die Prüfergebnisse für die beantragten Stellplätze vor. Und dann wird gebaut – von Anfang März 2026 bis Ende Mai 2027 in vier Bauabschnitten. Die Beschlussvorlage zum Komplexumbau der Stötteritzer Straße wurde von der Ratsversammlung einstimmig angenommen.