Der 1. FC Köln beweist in der ersten komplexen Situation der Bundesliga-Saison erstaunliche Qualitäten. Jetzt dürfen die FC-Fans tatsächlich hoffen.
Zehn Punkte nach sechs Spielen, Platz vier über Nacht: Für den 1. FC Köln und seine über 10.000 mitgereisten Fans war es am Freitagabend in Hoffenheim angerichtet. Der dritte Saisonsieg ließ die Geißböcke auf einen Champions-League-Rang springen. Zeit für neue Screenshots der Tabelle, Zeit für neue Träume.
Die Träume sind freilich noch verfrüht. Hoffen jedoch dürfen die FC-Fans, und zwar auf eine halbwegs sorgenfreie Saison. Die Geißböcke überstanden am Freitag in der PreZero Arena nicht nur brenzlige Situationen auf dem Rasen, sondern dank des 1:0-Erfolgs auch die erste komplexere Situation in der Liga.
Nach zwei Niederlagen in Folge – trotz guter Leistungen – waren Mannschaft und Trainerteam gefragt, die Pflicht (Punkte holen) wieder vor die Kür (gut spielen) zu stellen. So hatte es Trainer Lukas Kwasniok selbst ausgedrückt. Und das gelang. Kwasniok stellte personell um, ging Risiken ein, setzte mit Dominique Heintz auf einen bis dato überhaupt nicht berücksichtigten Verteidiger, stellte Youngster Said El Mala erstmals in die Startelf – und wurde belohnt.
Es sind diese Risiken – oder besser: der Mut, der Kwasniok bislang so erfolgreich beim FC machen. Mut, der vor allem mit Vertrauen zu tun hat. Vertrauen in junge Spieler, dass sie dem Druck gewachsen sind. Vertrauen in nahe aussortierte Spieler, dass auch sie noch einmal wichtig werden können, wenn der Moment es nötig macht. So konnte der FC-Trainer den Ausfall von Marius Bülter kompensieren. So konnte der 44-Jährige die unglückliche Verletzung von Acht-Millionen-Transfer Rav van den Berg überbrücken.
Kwasniok und seine Spieler machen früh in der Saison vieles richtig. Auch, weil sie geschlossen agieren und das Herz auf dem Platz – oder in Kwasnioks Fall an der Seitenlinie – lassen. Wieder riss der FC die Fans auf der Tribüne mit. Wieder wurde der FC mit einer Energie-spendenden Unterstützung von den Rängen belohnt. Und diesmal zahlten die Geißböcke es auch wieder mit einem passenden Ergebnis zurück.
Die Zwischenbilanz nach sechs Spielen sind zehn Punkte und damit schon ein Viertel der Punkte, die man gemeinhin zum Klassenerhalt braucht. Deshalb ist die Hoffnung der FC-Fans auf eine sorgenfreie Saison gerechtfertigt. Wer darüber hinaus träumen möchte, der darf dies auch. Der FC tut es nicht. Das wurde auch am Freitagabend wieder klar.
Denn bei aller Euphorie bleiben Spieler und Verantwortliche demütig. Diese Eigenschaft ist der wohl entscheidende Schlüssel, damit aus einem guten Saisonstart eine gute Saison werden kann. Und damit aus Hoffnung womöglich doch ein ernsthafter Traum werden könnte.