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Daniel Kerler feiert sein Debüt als Kinderbuchautor.
Daniel Kerler feiert sein Debüt als Kinderbuchautor. © Fotofabrik Stuttgart

Der ehemalige Schlossführer von Neuschwanstein, Daniel Kerler, feiert mit dem Kinderbuch „Louis und das Geheimnis von Schloss Neuschwanstein“ sein Debüt als Autor.

Füssen – Als Kind war es für den damals in Steingaden wohnhaften Daniel Kerler eine Selbstverständlichkeit, dass viele Ausflüge, die er mit seinen Eltern unternahm, in die umliegenden Schlösser führten. Der Eintritt ins Gymnasium in Hohenschwangau weckte in ihm später eine besondere Faszination für das Schloss Neuschwanstein. „Die Schule liegt am Fuße von Neuschwanstein und vom Pausenhof hat man einen tollen Blick auf das Schloss“, benennt er den Auslöser.

Dieser Anblick verstärkte auch sein Interesse für alle Mythen und Legenden, die sich um das Märchenschloss ranken, wie die vom Schwanenritter Lohengrin, dessen Bilder im ganzen Schloss präsent sind. Letztendlich war seine Begeisterung so groß, dass er sich gemeinsam mit zwei Schulfreunden noch während seiner Schulzeit für einen Ferienjob als Schlossführer bewarb und diese Tätigkeit auch nach dem Abitur noch eine Zeitlang weiterführte.

Blick hinter die Kulissen von Schloss Neuschwanstein

Damals mussten sich die Gymnasiasten offiziell bewerben und vorsprechen. Bei einer fingierten Schlossführung erhielten sie vorab einen Text und mussten sich vor den altgedienten Amtsinhabern bewähren. Die für jeden Raum entsprechenden Standarttexte behielt Daniel Kerler noch eine Weile bei, wie er auf die entsprechende Nachfrage bestätigt.

Man müsse in diese Tätigkeit erst reinkommen, erklärt er und verweist auf die knapp getakteten Anfangszeiten der Führungen. Gerade in den Sommermonaten startete alle 5 bis 7 Minuten eine neue, sodass die einzelnen Gruppen angehalten waren, den Gesamtbetrieb nicht aufzuhalten. „Mit der Zeit liest man sich aber ein und wandelt die Führungen entsprechend den individuellen Interessen der Gruppe ab“, erzählt Kerler und fügt schmunzelnd hinzu, dass ihm bei 8 bis 10 Führungen am Tag sonst schnell langweilig geworden wäre.

Zugang zum Schlossarchiv hat er als Schlossführer zwar nicht erhalten, aber Buch-Tipps „von den alten Hasen“, verrät er. Als besonderes Privileg freute er sich damals über den Zutritt zu Räumen, die der Öffentlichkeit verwehrt bleiben. „Das war ein toller Blick hinter die Kulissen“, schwärmt er. Insgesamt, so Kerler, zählt das Schloss rund 225 Räume, zur Führung gehörten lediglich 20.

Eine enge Verbindung zur Heimat

Sein BWL-Studium führte Daniel Kerler nach München und Stuttgart. Heute lebt er in der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt und arbeitet im Finanzwesen von Porsche. „Ich habe aber immer noch eine enge Verbindung zu meiner Heimat und bin sehr gerne in den Bergen und an den Seen“, erzählt er.

Mindestens einmal im Monat verbringt er mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn eine Woche Homeoffice bei seinen Eltern im Ostallgäu. Dabei steht auch meist ein Schlossbesuch auf dem Programm. Obwohl er lediglich von 2006 bis 2009 als Schlossführer tätig war, sind ihm aus dieser Zeit noch viele Erlebnisse in bleibender Erinnerung.

Im Rahmen einer Sonderführung faszinierte ihn die besondere Wirkung, die die tiefstehende Sonne an einem Sommerabend auf das Schloss hatte, bei den internen Schlossfesten genossen seine Kollegen und er im Rahmen eines gemütlichen Grillabends im Schlosshof die besonders ruhige Atmosphäre.

Das Schloss wird lebendig

Daniel Kerler entstammt keiner Schriftstellerfamilie und hatte früher auch keine besondere Verbindung zum Schreiben. Den Anstoß, ein Kinderbuch zu verfassen, gab ihm sein kleiner Sohn.

Als dieser anderthalb Jahre alt war, schaute Papa Daniel mit ihm Bilderbücher an. „Dabei fängt man an, Geschichten um die Bilder herum zu bauen“, erzählt Kerler und fügt hinzu, dass im Allgäu Wimmelbuch unter anderem auch ein Bild von Schloss Neuschwanstein ist. Gerade weil ihn seine Erinnerungen an die Zeit im Schloss noch immer begleiten, kam ihm bei einem Weihnachtsbesuch im Allgäu die Idee, eine Geschichte zu schreiben. So setzte er sich abends mit einem Glas Wein hin und fing an seine Ideen „ganz wild runterzuschreiben“, wie er sich heute lachend erinnert. „Ich bin den ganzen Winter drangesessen, weil ich die Muse und den Ehrgeiz hatte“, erzählt er.

So wurde das Projekt, das ursprünglich nur für seinen Sohn angedacht war so groß, dass der Ehrgeiz des Autors noch mehr wuchs. Daniel Kerler ging aufs Ganze, suchte sich eine Lektorin, die ihn mit zahlreichen Tipps unterstützte, ließ seine Geschichte professionell illustrieren und veröffentlichte sein Buch. Herausgekommen ist ein fantasievoll spannender Kinderroman für Fans von Abenteuern, Schlössern und alten Legenden, sagt Kerler. „Ich wollte das Schloss auf kindliche Art lebendig werden lassen“, benennt der Autor sein Ziel. Bezeichnenderweise fiel der Release Tag genau auf das Datum, an dem Neuschwanstein zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

Reise ins Herz des Schlosses

„Louis und das Geheimnis von Schloss Neuschwanstein“ erzählt die Geschichte vom zehnjährigen Louis, der mit seinen Eltern von London aufs Schloss zieht, weil seine Familie Neuschwanstein geerbt hat. Im Märchenschloss erlebt er verschiedene Abenteuer, löst Rätsel, findet Gänge und entdeckt dunkle Mächte. Gemeinsam mit dem geheimnisvollen Ritter Parzival und seinem Freund Timo begibt Louis sich auf eine Reise ins Herz des Schlosses, um ein vergessenes Geheimnis zu lüften.

Das Grundkonstrukt vom Aufbau des Schlosses, der Lage der Räume und den angesprochenen Sagen entspricht zwar der Realität, die Geschichte an sich ist jedoch Fiktion. Auf die Frage, ob es die, im Buch erwähnten geheimen Orte und Gänge tatsächlich gibt, entgegnet Daniel Kerler zunächst nur geheimnisvoll, dass er dies der Fantasie der Kinder überlassen möchte.

Dann verrät der Autor doch noch, dass es einige versteckte Türen im Schloss gibt. Im Thronsaal auf der linken Seite führe beispielsweise eine davon ins Treppenhaus. Entsprechend seiner Geschichte ist auch die reale Tür nicht von außen ersichtlich, da sie in einer Wand Vertäfelung eingebaut ist. Im Ende hat sich Daniel Kerler offengelassen, ob es ein Nachfolgewerk mit Abenteuern auf einem anderen Schloss gibt. Wie er verrät, hat er auch noch andere Ideen für weitere Kinderbücher, möchte sich aber noch nicht konkret auf eine nächste Veröffentlichung festlegen. „Ich habe viel Arbeit reingesteckt, wenn ich die Muse finde, setzte ich mich vielleicht an ein Nachfolgebuch ran“, sagt er vielversprechend.

(mar)

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