Japan soll künftig erstmals von einer Frau regiert werden. Die regierende Liberaldemokratische Partei LDP wählte Sanae Takaichi zur neuen Vorsitzenden. Damit wird die 64-Jährige aller Voraussicht nach die erste Ministerpräsidentin des Landes. Traditionell wird der Parteivorsitzende auch Regierungschef.
Die frühere Innenministerin Takaichi setzte sich bei der Stichwahl gegen den moderaten 44-jährigen Landwirtschaftsminister, Shinjirō Koizumi, durch. Ministerpräsident Shigeru Ishiba war vergangenen Monat nach einer Reihe von Wahlniederlagen zurückgetreten. In der Bevölkerung wuchs unter anderem der Unmut über gestiegene Lebenshaltungskosten.
Die Koalition aus LDP und ihrem Juniorpartner Komeito verlor im Juli die Mehrheit und stellt eine Minderheitenregierung. Dennoch dürfte die neue LDP-Chefin aller Wahrscheinlichkeit nach zur Regierungschefin gewählt werden. Das zersplitterte Oppositionslager müsste sich auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen, was unmöglich erscheint.
Das Parlament wählt am 15. Oktober
Takaichi dürfte die LDP nach dem vergleichsweise liberalen Ishiba wieder auf einen rechtskonservativen Kurs führen. Sie äußerte sich wiederholt kritisch über Zuwanderung und vertritt einen harten politischen Kurs gegenüber der Volksrepublik China. Als Verbündete des 2022 ermordeten Ex-Premier Shinzō Abe teilt sie dessen nationalistische und revisionistische Ansichten.
Der populäre Landwirtschaftsminister Koizumi war Liebling der Medien. Kritiker hielten den Sohn des früheren Regierungschefs Jun’ichirō Koizumi jedoch für zu unerfahren, um die künftige Regierung zu führen.
Die Wahl im Parlament ist für den 15. Oktober angesetzt. Für Japan wäre es der vierte Wechsel an der Spitze der Regierung in fünf Jahren.
Japan
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