Dresden/Zwickau – Sachsen macht Druck, doch VW bleibt stur! Ministerpräsident Michael Kretschmer fordert mehr Einsatz der VW-Spitze beim Kampf um die VW-Werke. Die Antwort aus Wolfsburg: Schulterzucken. Jetzt hängt der Haussegen schief.
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Ab 6. Oktober stehen in den VW-Werken Zwickau und Dresden die Bänder still. Grund: Die Nachfrage nach den VW-E-Autos (ID.3) ist praktisch eingebrochen.
Doch der Stillstand in den Werken ist nichts gegen den Konflikt hinter den Kulissen. Ausgelöst hatte den Streit Michael Kretschmer selbst. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, schrieb der am 20. September einen Brandbrief an VW-Chef Oliver Blume (57).
Der CDU-Politiker fordert darin klare Zusagen von Volkswagen: mindestens 250.000 Autos jährlich aus Zwickau, Erhalt aller 2000 Jobs im Motorenwerk Chemnitz und ein neues Recycling-Zentrum mit 200 weiteren Stellen.
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Besonders kontrovers die Lage beim Werk in Dresden. Die „Gläserne Manufaktur“ soll nach Kretschmers Vorstellungen zum „Innovationsquartier“ werden – gemeinsam mit der TU Dresden. 25.000 Quadratmeter will die Uni übernehmen, damit dort u. a. Start-ups einziehen können. Kretschmers Forderung an VW: 100 Millionen Euro Forschungsgelder – oder zehn Stiftungsprofessuren, gestreckt über zehn Jahre.
Doch VW sagt Nö. Statt zehn Millionen Euro pro Jahr will der Konzern lediglich 1,5 Millionen Euro über sieben Jahre zahlen. Begründung: Kostendruck.
Zwickau auf der Kippe – Chemnitz ohne Perspektive
Schon seit Längerem gelten die reinen Elektroauto-Schmieden in Sachsen als akut gefährdet. Dresden und Zwickau standen zeitweise sogar auf der internen „Giftliste“ des Konzerns. Fest steht: In Dresden endet die Fertigung schon Ende dieses Jahres. Im Motorenwerk in Chemnitz sind die Zukunftsaussichten wegen des Verbrennerverbots düster.
Erst am 23. September hatte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sich am Rande einer auswärtigen Kabinettssitzung mit dem Sprecher der sächsischen VW-Geschäftsführung, Danny Auerswald (42, M.), und dem VW-Personalchef, Thomas Edig (64, r.), getroffen. Dabei sei es „zwischenzeitlich kontrovers“ zugegangen
Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Kretschmer warnte in seinem Schreiben deshalb vor „Domino-Effekten“, die ganze Regionen in die industriepolitische Krise stürzen könnten. Und erinnert VW an seine „gesamtgesellschaftliche Verantwortung“.
Die Antwort aus Wolfsburg kam am 25. September. Der Ton: kühl. Es gebe „keine Notwendigkeit für Nachforderungen“, Produktionsvolumen und Beschäftigung seien mit der Arbeitnehmervertretung bereits geregelt, so die Konzernspitze.
Staatsregierung sauer
Die Reaktion aus Sachsen: Enttäuschung. Ein Sprecher der Staatskanzlei bestätigte den Eingang des VW-Schreibens, erklärte aber nur knapp, man sei „weiter in konstruktiven Verhandlungen“.
Dabei war der Ton zwischen sächsischer Staatsregierung und VW-Spitze deutlich rauer geworden. Ministerpräsident Kretschmer hatte mehr Engagement vom Konzern gefordert – besonders für die Werke in Zwickau und Dresden. Auch andere in der Landesregierung stellen inzwischen die VW-Strategie infrage.