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Ein französischer Anbieter macht seinen Kunden ein besonderes Angebot: Für zwei Stunden täglich gibt es gratis Strom. Doch dabei geht es nicht nur ums Sparen.

Paris – Wie in Deutschland gibt es auch im Nachbarland Frankreich im Zuge der dortigen Energiewende immer wieder Phasen, in denen die Stromerzeugung die Nachfrage übersteigt, sodass der Strompreis an der Börse negativ wird. Weil das die Rentabilität der in Frankreich historisch so bedeutenden Kernkraftwerke mindert, folgten aus dem politisch rechten Spektrum zuletzt Forderungen nach einem Ende des Ausbaus erneuerbarer Energien.

Zweigeteilte Montage: Auf der linken Seite laufen Arbeiter durch einen neuen Solarpark. Auf der rechten Seite sind die Kühltürme eines französischen Atomkraftwerks zu sehen.Mit steigendem Aufkommen der erneuerbaren Energien sinkt die Rentabilität der französischen Atomkraftwerke. (Montage) © Jens Büttner/dpa//Romain Doucelin/Imago

Um Kundinnen und Kunden dafür zu sensibilisieren, ihren Stromverbrauch stärker an die schwankende Erzeugung aus erneuerbaren Energien anzupassen, initiierte Frankreichs drittgrößter Energiekonzern Engie ein besonderes Angebot.

Engie bietet seinen Kunden in Frankreich täglich zwei Gratis-Stunden Strom an

Am Mittwoch (2. Oktober) brachte Engie ein neues Ökostromangebot auf den Markt, mit dem Verbraucherinnen und Verbraucher dazu angehalten werden sollen, Strom bewusster zu verbrauchen. Für die französischen Stromkunden von Engie soll sich mit der Methode aber auch die Möglichkeit bieten, Geld zu sparen. Das neue Ökostrom-Angebot, das auf 100.000 Abonnements limitiert und zunächst auf eine Laufzeit von einem Jahr begrenzt ist, soll Engie-Kundinnen und -Kunden zwei Stunden kostenlosen Strom pro Tag bieten, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung nun unter Berufung auf den belgisch-französischen Energiekonzern berichtete.

Das neue Angebot erlaubt Kundinnen und Kunden täglich ein Zeitfenster zwischen 13 Uhr und 17 Uhr zu wählen, in dem Strom kostenlos bezogen werden kann – zumindest vor Steuern. Nach Steuern kostet die Kilowattstunde während dieser „Happy heures vertes“ (grüne Happy Hour) knapp 3,6 Cent. In den übrigen Stunden am Tag werden rund 24,48 Cent je Kilowattstunde fällig. Zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens gibt es jedoch noch einmal eine Phase mit vergünstigtem Strom: in diesen Stunden kostet eine Kilowattstunde lediglich 19,01 Cent. Der jährliche Grundpreis in diesem Tarif beträgt bei einem Zähler mit einer Anschlussleistung von neun Kilovoltampere (kVA) 242,53 Euro inklusive Steuern.

Abseits vom Standard: Diese Wärmepumpen-Marken kennen Sie noch nichtEine Wärmepumpe der Firma Brötje vor einem Mehrfamilienhaus. Fotostrecke ansehenSo viel Geld können Stromkunden in Frankreich durch zwei Gratis-Stunden täglich sparen

Doch Engie zielt mit dem neuen Sonderangebot nicht bloß auf Neukundengewinnung ab, sondern will Verbraucherinnen und Verbraucher zu einem gewissenhafteren Stromverbrauch animieren. Ausgelegt ist das Angebot darauf, dass die Stromkundinnen und -kunden ihren Verbrauch an die schwankende Stromerzeugung aus den Erneuerbaren anpassen und elektrische Geräte zu Hause so einstellen, dass diese tagsüber Strom aus dem Netz beziehen.

Man wolle „zeigen, dass es möglich ist, seine Rechnung zu senken und gleichzeitig die Umwelt zu schonen“, wird die Engie-Managerin Céline Regnault von der französischen Zeitung Le Figaro zitiert. Der Verbrauch während der zwei kostenfreien Stunden sei unbegrenzt, abgesehen von der durch die Leistung des Zählers bedingten Begrenzung. Engie schätzt, dass ein Haushalt mit dem Angebot jährlich rund 100 Euro sparen kann. Unterstellt ist dabei eine 80 Quadratmeter große Wohnung, ein 9-kVA-Stromzähler und ein jährlicher Stromverbrauch von etwa 2000 Euro. Quellen: FAZ, Le Figaro, Reuters (fh)