AUDIO: Neue Bücher: „Westend“ von Volker Kutscher und Kat Menschik (5 Min)
Stand: 04.10.2025 17:17 Uhr
Mit dem zehnten Band ist 2024 die historische Krimi-Reihe um den Berliner Kommissar Gereon Rath zu Ende gegangen. Neu ist „Westend“: ein allerletzter Schlussakkord für das Rath-Universum aus der Reihe „Lieblingsbücher“ der Illustratorin Kat Menschik.
Dieses Buch ist ein Geschenk, präziser: ein Abschiedsgeschenk an alle Fans der Gereon-Rath-Reihe von Volker Kutscher. Denn für sie blieb das Schicksal der wichtigsten Charaktere am Ende der Reihe offen. In „Westend“ lesen wir nun, wie es ihnen im und nach dem Zweiten Weltkrieg ergangen ist.
Der zehnte Teil der Gereon-Rath-Reihe taucht tief ein in die Zeit des deutschen Nationalsozialismus.
Gereon Raths Leben nach dem Krieg
Der schmale Band, gerade mal 100 Seiten umfassend, ist das fiktive Protokoll eines Interviews, gefunden im Nachlass des Historikers Hans Singer. Vorgeblich soll es darin um die Berliner Polizei in der Weimarer Republik und der NS-Zeit gehen. Aber:
Was sich anließ wie eine Zeitzeugenbefragung (…) entwickelte sich mehr und mehr zu einem Gespräch privater Natur (…) Das Gespräch führte Prof. Dr. Singer mit Kriminalhauptkommissar a.D. Rath, Jahrgang 1899, einem Berliner Kriminalbeamten im Ruhestand, in dessen Altersruhesitz, dem privaten Seniorenheim Berlin-Westend.
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Kriminalhauptkommissar a.D. Rath ist natürlich niemand geringeres als Gereon Rath. Und so erfahren wir, dass der nach dem Krieg in West-Berlin erneut als Ermittler gearbeitet hat. Und dass er sich charakterlich kein bisschen geändert hat. Noch immer versucht er sich durchzulavieren, noch immer gibt er sich politisch fast naiv:
Es gab da eine ganze Menge Arschlöcher, die immer mit dem jeweiligen Strom geschwommen sind. Auch nach dem Krieg. Aber man sollte niemals alle über einen Kamm scheren, immer den Einzelfall sehen. Nicht jeder, der damals bei der Polizei gearbeitet hat, war ein Nazi.
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Buchkunst, die Volker Kutschers Text verschönert
„Westend“ ist der dritte Gereon-Rath-Band in Kat Menschiks Reihe „Illustrierte Lieblingsbücher“. Gestalterisch nehmen die Bücher Bezug aufeinander, sind in Leinen gebunden und ähnlich gezeichnet.
In einem NDR Kultur-Interview verriet Kat Menschik, wie sie an Zeichnungen für Bücher herangeht: „Ich möchte nicht genau das illustrieren, was in dem Text steht, das lesen wir ja. Man macht sich seine eigenen Bilder. Ich möchte emotional etwas dazugeben, Bilder erfinden, die Anklänge an den Text sind. Sodass Collagen entstehen, die auf den ersten Blick gar nicht so viel mit dem Buch zu tun haben und man sich das zusammenaddiert – die Illustration und das Buch.“ Herausgekommen ist Buchkunst, die Volker Kutschers Text kongenial unterstützt und verschönert.
Schade, dass man Bücher nicht rahmen kann. „Im Paradies“ – gestaltet von Kat Menschik – hätte es verdient.
„Westend“ beantwortet offene Fragen
Je länger das Gespräch zwischen Rath und Singer dauert, um so persönlicher wird es. Woher weiß der Historiker so viel über Raths Privatleben? Woher kennt er dessen frühere Kollegen, ja sogar seine Ex-Frau Charly? Und warum interessiert er sich so auffällig für ein Verbrechen aus dem Jahr 1931?
„Die Polizistenmorde, meinen Sie? Vom Bülowplatz? Da hat die politische Polizei ermittelt, wenn ich mich recht erinnere, das waren ja Kommunisten, die da geschossen haben; die Mordinspektion ist erst viel später eingeschaltet worden.“
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Diese Morde, begangen unter anderem vom späteren Stasi-Chef Erich Mielke, führen 20 Jahre später zu einer Katastrophe, an der auch Gereon Rath beteiligt ist …
Volker Kutscher macht seinen Leserinnen und Lesern mit „Westend“ wirklich ein wunderbares Geschenk. Letzte lose Fäden werden aufgenommen und offene Fragen beantwortet. Bevor es dieses Buch gab, wussten wir gar nicht, wie sehr wir es uns gewünscht haben.